100 Milliarden Euro sind eine Menge Geld. Soviel haben die weltweit führenden Banken seit der Weltfinanzkrise bezahlt: An Strafen, für Vergleiche und Prozesskosten. Immer mit dabei: die Deutsche Bank. Zuletzt waren es 2,5 Milliarden Dollar, die Deutschlands Geldhaus Nummer Eins abdrücken musste, weil es über viele Jahre Zinssätze manipuliert hatte.
Da grenzt es schon an ein Wunder, dass die Frankfurter im jüngsten Fall ungeschoren davongekommen sind: Am Vorabend der Hauptversammlung war bekannt geworden, dass mehrere Großbanken insgesamt 5,6 Milliarden Dollar Strafe zahlen müssen. Ihre Devisenhändler hatten durch Tricksereien Wechselkurse zum eigenen Vorteil manipuliert.
Was nicht heißt, dass nun alles gut wird bei der Deutschen Bank. Im Gegenteil: Zu tief waren die Geldjongleure aus den Frankfurter Zwillingstürmen und vor allem die in der Londoner Investmentabteilung verstrickt in die Machenschaften, die schlussendlich das Weltfinanzsystem kollabieren ließen. Tarnen, tricksen, täuschen - und vor allem: Fett abkassieren, das war die Maxime. Doch es war nicht nur die Gier der "masters of the universe", wie sich die Trader und Broker in aller Bescheidenheit nannten.
Unbändige Gier
Es war die Vorgabe der Führungsetage: 25 Prozent Rendite auf das eingsetzte Kapital sollten es sein. So hatte es Josef Ackermann einst vorgegeben. Er führte fort, was andere begonnen hatten: Alfred Herrhausen war es, der die Deutsche Bank in den 1980er Jahren zu einer internationalen Großbank nach angelsächsischem Vorbild umbauen wollte. Ein blitzgescheiter Händler mit indischen Wurzeln war es schließlich, der in London am ganz großen Rad drehte. Sein Name: Anshu Jain. Er führte das Investmentbanking, es wurde zur Gewinnmaschine der Deutschen Bank. Bis heute behauptet er, von den Manipulationen und Tricksereien nichts gewusst zu haben. Kann das wirklich sein? Und wenn ja: Was ist das dann für ein Chef, der nichts mitbekommt?
Seit bald drei Jahren nun ist Jain gemeinsam mit Jürgen Fitschen Chef der Deutschen Bank. Und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann er alleine das Zepter übernimmt. Wohin dann die Reise geht, das wurde auf der Hauptversammlung an diesem Donnerstag (21.05.2015) deutlich: Seine Rede hielt er auf Englisch. Als es darum ging, die Fragen der Aktionäre zu beantworten, verschwand er hinter den Kulissen. Co-Chef Fitschen musste für ihn antworten. Was für ein schräges Bild! Welch seltsame Arbeitsteilung!
Es läuft was schief
Nein, die Zukunft der Deutschen Bank ist alles andere als rosig. Die neue Strategie ist halbherzig. Das Bekenntnis zum Standort Deutschland ebenso. Die Frage, was noch an Strafzahlungen auf die Bank zukommt, kann die Führungsetage nicht beantworten. Wenn man seinen 2000 Top-Investmentbankern rund zwei Milliarden Euro zahlt, seinen 600.000 Aktionären aber nur eine Milliarde an Dividende gönnt, zeigt das deutlich: Da läuft was schief. Die Antwort der Aktionäre auf das ganze Desaster war eindeutig: Nur 61 Prozent der anwesenden Anteilseigner entlasteten den Vorstand: Normal sind hier kommunistische Maßstäbe von 90 und mehr Prozent Zustimmung. Eine schallende Ohrfeige!
Es ist ja nicht verwerflich, dass Deutschland zumindest eine Bank hat, die im internationalen Konzert mitspielen kann. Warum aber versucht man es nicht mit sauberen Geschäften, mit Demut und Bescheidenheit, als Diener der Wirtschaft? Es wäre einen Versuch wert. Nur so gäbe es einen Grund, das 150-jährige Jubiläum, das in fünf Jahren ansteht, zu feiern.