Konferenz soll Landminen ächten
30. November 2004Unter dem Titel "Für eine minenfreie Welt" tagt in Nairobi bis zum 3. Dezember eine internationale Regierungskonferenz, die sich für eine Ausweitung des Verbots von Landminen einsetzt. Die Konferenz ist die erste große Bestandsaufnahme seit Inkrafttreten der so genannten Ottawa-Konvention von 1999, die den Einsatz dieser Minen verbietet. Dennoch stellen nach dem jüngsten Landminen-Bericht etwa 15 Länder weiterhin Minen her. Bislang hatten erst 143 Staaten die Konvention unterzeichnet. Zu Beginn der Konferenz war Äthiopien dem Abkommen als 144. Staat offiziell beigetreten und verpflichtet sich damit, innerhalb von vier Jahren alle Bestände an Landminen zu zerstören und innerhalb von zehn Jahren alle Minenfelder zu räumen. Damit ist ganz Schwarzafrika mit Ausnahme von Somalia Mitglied der Ottawa-Konvention.
USA verweigert Delegation
42 Staaten haben sich bislang noch nicht zur Ächtung von Landminen verpflichtet. Dazu zählen auch die drei ständigen UN-Sicherheitsratsmitglieder China, Russland und USA. Washington lehnte außerdem die Entsendung einer Delegation ab. Die US-Regierung verwiesen in einer Stellungnahme ihrer Botschaft in Nairobi auf ihre Selbstverpflichtung, bis 2010 auf den Einsatz von Landminen jeder Art zu verzichten. Doch die Vereinigten Staaten gehören immer noch zu den Herstellerländern von Landminen. Seit den 1940er Jahren dienten die Herstellung und auch der Einsatz der Sprengkörper dem Schutz amerikanischer Truppen in der ganzen Welt. Seit Juni 2001 überprüft die Bush-Regierung ihren politischen Standpunkt gegenüber Landminen und hat den Einsatz gestoppt.
"Waffe des kleinen Mannes"
Der kenianische Präsident Mwai Kibaki appellierte bei der Eröffnung der Konferenz an die Nicht-Unterzeichnerstaaten, sich der Konvention anzuschließen: "Ich fordere alle Staaten, die die Konvention noch nicht unterschrieben haben, auf, sich uns anzuschließen und ihre Landminen zu zerstören." An der einwöchigen Konferenz nehmen Vertreter aller Unterzeichnerstaaten teil. Themen sind unter anderem die Bergung versteckter Minen, Opferhilfe sowie der Umgang mit den Staaten, die die Konvention nicht unterzeichnet haben. Nach Informationen des Roten Kreuzes erzielte der Bann schon beachtliche Erfolge: Starben vor zehn Jahren noch 26.000 Menschen jährlich durch Minenexplosionen, sind es derzeit noch 15.000. Von 1999 bis 2003 konnten mehr als vier Millionen Landminen zerstört werden.
Doch in vielen betroffenen Ländern kann es noch Jahrzehnte dauern, bis sie von Landminen befreit sind. Mehr als 100 Millionen liegen noch in etwa 70 Staaten. Doch die Zerstörung der Minen ist sehr kostspielig. Allein Afghanistan benötigt offiziellen Angaben zufolge zwei Milliarden Dollar dafür. Die Mine selbst ist preiswert, die "Waffe des kleinen Mannes", sagt Katja Maurer, Pressesprecherin der Hilfsorganisation Medico International: "Eine Mine kostet einen Dollar, ihre Beseitigung 1000 Dollar." Fast alle Minen werden manuell entschärft - eine langwierige Arbeit. Jahrelange Kriege haben in manchen Ländern ganze Landstriche verseucht. In Angola zum Beispiel sind es 35 Prozent der Fläche.
Kampf um Schuhe
Knapp 70 Prozent der Opfer treten bei der Arbeit auf ihren Feldern oder beim Viehhüten auf eine Mine. Die Versorgung mit Prothesen sei zwar gut, sagt Maurer, aber die Hilfsorganisationen hätten mit oft absurden Situationen zu kämpfen: "Um Prothesen tragen zu können, braucht man Schuhe. Und da hatten wir einige Fälle in Angola, wo es zu heftigen Streitigkeiten kam, weil die anderen Familienmitglieder keine Schuhe bekamen." In vielen Ländern bedeutet Verkrüppelung den sozialen Ausschluss.
Nach Ansicht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sind die nächsten fünf Jahre die kritischste Phase für die Konvention. Um deren Ziele zu realisieren, müsse die Minenräumung schneller vorangetrieben werden. Dazu seien mehr internationale Finanzhilfe und eine bessere Planung nötig. Die Zahl der bekannten Todesfälle durch Minen im vergangenen Jahr lag bei mehr als 8000. Die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher geschätzt.