Konflikte in Ägypten eskalieren
Mehr als 50 Tote und über 400 Verletzte. Das ist die traurige Bilanz der neuen Auseinandersetzungen in den Straßen von Kairo am Montagabend (07.07.2013). Islamisten rufen nun im ganzen Land zu erneuter Gewalt auf.
Gewalt in Kairo
Eine blutverschmierte Flagge als Zeichen des Protests. Ägypten kommt auch nach der Absetzung des Präsidenten Mohammed Mursi nicht zur Ruhe. Als die Armee am Montagabend (08.07.2013) das Feuer auf Mursi-Anhänger eröffnet, sterben über 50 Menschen. Rund 400 weitere Demonstranten werden verletzt.
Niemand will schuld sein
Sowohl Militär als auch Demonstranten weisen die Schuld an dem Blutbad von sich. Vor dem Offiziersclub der Republikanischen Garde demonstrierten die Mursi-Anhänger, wie sie beteuern, friedlich.
Friedliche Islamisten?
Gewalt, sagen die Anhänger des gestürzten Präsidenten, ginge von ihnen nicht aus. Das Militär habe sie grundlos beim Morgengebet angegriffen.
Die Armee verteidigt sich
Vertreter des Militärs sprechen davon, dass Bewaffnete den Offiziersclub stürmen wollten. Gerüchten zufolge befand sich Mohammed Mursi in dem Gebäude.
Aussage gegen Aussage
Ganz gleich, ob die Gewalt von den Demonstranten oder den Soldaten ausging: Die Straßenschlachten in Kairo treiben Ägypten nun an den Rand des Bürgerkriegs.
Am Rande des Bürgerkriegs
"Die Partei 'Freiheit und Gerechtigkeit' ruft das große ägyptische Volk auf, sich gegen die zu erheben, die die Revolution mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen stehlen wollen und dabei auch über Leichen gehen", schreibt die Muslimbruderschaft auf ihrer Facebook-Seite.
Salafisten ziehen sich zurück
Um das Blutvergießen zu stoppen, hatten sich die Salafisten der Nur-Partei vor den Protesten bereit erklärt, an den Beratungen für die Regierungsbildung teilzunehmen. Nun ziehen sie sich nach Angaben ihres Sprechers Nader al-Bakkar mit sofortiger Wirkung aus allen Verhandlungen zurück. Denn das Blut fließe in Strömen.
Politiker bemühen sich um Deeskalation
Adli Mansur, der ägyptische Übergangspräsident, bemüht sich nun darum, die Gemüter wieder zu beruhigen. Noch am Montagabend stellte er Parlamentswahlen innerhalb von sechs Monaten in Aussicht. Vorher soll die islamisch geprägte Verfassung überarbeitet werden.
Ereignisse sollen untersucht werden
Mohamed ElBaradei, der als möglicher Übergangspremierminister gehandelt wird, fordert unterdessen eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse. "Gewalt erzeugt Gegengewalt", warnte er.
Keine Besserung der Lage in Sicht
Die Situation bleibt angespannt. Die Militärpräsenz ist hoch und auch die Islamisten bereiten sich auf weitere gewalttätige Auseinandersetzungen im ganzen Land vor. Das Auswärtige Amt warnt inzwischen erneut vor Reisen nach Ägypten.
Proteste auch in Deutschland
Sympathisanten für Mursi gibt es auch in der ägyptischen Diaspora in Deutschland. Im Berliner Bezirk Neukölln zum Beispiel fordern Ägypter seit einigen Tagen die Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten.