Konjunkturindikatoren zeigen nach oben
14. Februar 2012Konjunkturdelle statt Sturz in eine schwere Rezession? Die deutsche Wirtschaft kommt nach Einschätzung von Finanzexperten besser durch die Euro-Schuldenkrise als befürchtet. Sie beurteilten die Aussichten im Februar so zuversichtlich wie zuletzt im vergangenen Frühjahr. Der Index der Konjunkturerwartungen des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW legte unerwartet kräftig um 27,0 Punkte auf 5,4 Punkte zu und hob den Indikator erstmals seit Mai 2011 wieder in den positiven Bereich.
Besser stand er zuletzt im April 2011, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim mitteilte. Beobachter sehen darin ein Wendesignal. Die befragten Analysten und institutionellen Anleger rechnen dem ZEW zufolge nicht damit, dass sich die aktuelle Konjunkturdelle verfestigt. "Aus der Sicht der Finanzmarktexperten stehen die Chancen gut, dass sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in einem leichten Aufwind befinden wird», erklärte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
Warten auf gute Nachrichten aus den USA
Stützpfeiler werde wegen der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt auch die Binnennachfrage bleiben. "Wichtig bleibt indessen die Lösung der Krise im Euroraum", sagte Franz weiter. Positive Nachrichten aus den USA ließen dem ZEW zufolge auf eine stabilere Weltkonjunktur hoffen. Zudem dürften die Fortschritte bei den Verhandlungen Griechenlands mit seinen Gläubigern die Unsicherheit in der Eurozone verringert haben.
Der ZEW-Index war nach neunmonatiger Talfahrt im Dezember erstmals wieder leicht gestiegen und hatte im Januar bereits kräftig zugelegt. Volkswirte bewerteten den aktuellen Anstieg als positives Wendesignal für die Konjunktur. Die deutsche Wirtschaft scheine dabei zu sein, ihre Schwächephase zum Ende vergangenen Jahres zu überwinden, erklärte die Commerzbank. Experten der Berenberg Bank gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft rasch wieder wachsen wird, vorausgesetzt die Euro-Schuldenkrise bleibt unter Kontrolle.
Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes ist die Wirtschaft im vierten Quartal 2011 um 0,25 Prozent geschrumpft. Für den Jahresauftakt sagen die meisten Ökonomen ein leichtes Wachstum voraus. Die Hinweise für eine Erholung häuften sich zuletzt: Der Konsumklima-Index der Gesellschaft für Konsumforschung GfK steht so hoch wie seit knapp einem Jahr nicht mehr, das Ifo-Geschäftsklima hellte sich drei Mal in Folge auf. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von 0,6 Prozent, das sich 2013 auf 1,9 Prozent erhöhen soll.
wen/fab (rtr, dpa, dapd)