Konkurrenz für Google
18. Oktober 2013Die staatliche Suchmaschine soll Sputnik heißen - nach jenem Satelliten, den die Russen 1957 im Wettlauf mit den USA in die Erdumlaufbahn schossen. 20 Millionen Dollar will der Kreml nach Medienberichten in die Entwicklung von Sputnik investieren.
Der Vorstoß richtet sich nicht nur gegen den US-amerikanischen Marktführer Google, sondern auch gegen ein kommerzielles einheimisches Angebot, dessen Erfolg dem Staat offenbar suspekt ist. Denn in Russland gibt es mit Yandex bereits ein Privatunternehmen, dessen Suchmaschine Google Marktanteile abgenommen hat - zwischen 45 und 60 Prozent der Suchanfragen in Russland sollen mittlerweile über Yandex laufen. Im Gegensatz zu Google sind die Such-Algorithmen auf die kyrillische Schrift abgestimmt und erzielen bessere Trefferquoten.
Google hat 90 Prozent Marktanteil
Yandex will sein Angebot auf weitere Länder ausweiten, auf dem Weltmarkt trifft es mit Google aber auf einen schier übermächtigen Konkurrenten. Nicht umsonst ist "googeln" als Synonym für "im Internet recherchieren" nicht nur in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen.
"Auf globaler Ebene gibt es als Konkurrenten eigentlich nur Bing, die große Suchmaschine von Microsoft", sagt Jo Bager, Redakteur bei der Computerzeitschrift c't. Doch auch Bing liegt, was die Marktanteile angeht, in den meisten Ländern weit hinter Google. Laut Statcounter, einem Unternehmen, das den weltweiten Internetverkehr statistisch erfasst, hat Google einen Marktanteil von knapp 90 Prozent.
In einigen Regionen gibt es durchaus Konkurrenz
Ernsthafte Konkurrenz gibt es nur auf regionaler Ebene. Neben Yandex ist Baidu in China zu nennen, das dort Marktführer ist. Baidu und Yandex sind nach Meinung des Suchmaschinen-Experten und Buchautoren Lars Reppesgaard in ihren Ländern erfolgreich, weil sie sich - wie Google früher und anders als gescheiterte Projekte wie Lycos - auf die Suche konzentrieren. Darüber hinaus funktionierten Google-Suchalgorithmen in China ähnlich wie in Russland wegen der anderen Schrift nicht so gut wie etwa im englischsprachigen Raum. Google brachte den Nutzern dort also keinen Mehrwert.
Suchmaschinen sind ein Geschäft, aber auch ein Machtfaktor in einer Wissensgesellschaft. Lars Reppesgaard attestiert Google "eine ungeheure Macht". Sie werde nicht offensichtlich missbraucht - aber es stehe außer Frage, dass Google Suchergebnisse beeinflusse. "Google ist nicht neutral: Es kann ganz klar gestalten und definieren, wer was wo in der Welt an Informationen sieht."
Von den Weiten des Internet in den Walled Garden
Warum Google so beliebt ist? "Weil das Unternehmen viel richtig macht", sagt Reppesgaard. Es habe mit minimalistischem Design und effizienten Algorithmen schnell Erfolg gehabt - und dann mit der Verknüpfung von Suchergebnissen und passender Online-Werbung ein einträgliches Geschäftsmodell geschaffen. Anders als Bing verdiene Google mit der Suche Geld, sagt Reppesgaard. Das Geld wird in die Entwicklung neuer Dienste gesteckt. "Dadurch hat Google einen Vorsprung, den andere nur schwer einholen können", glaubt der Experte.
Allerdings dürfe sich Google auf dem Erfolg nicht ausruhen. Es zeichne sich ab, dass die Menschen sich von der Suche in den Weiten des Internet abwendeten und sich vermehrt in geschlossenen Bereichen bewegten, sagt Reppesgaard. "Sie googeln nicht mehr in dem Maße, sondern suchen innerhalb von Facebook oder mit einem System wie Siri bei Apple." In der Branche nennt man diesen Bereich 'Walled Garden' - eingezäunten Garten. Darin sei Google nicht automatisch die Nummer eins.