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Kooperierte die CIA mit dem Gaddafi-Regime?

3. September 2011

In Libyen gefundene Dokumente enthüllen laut Medien eine enge Zusammenarbeit von CIA und MI-6 mit dem Gaddafi-Regime. So sollen mehrfach Terrorverdächtige in libysche Foltergefängnisse geschickt worden sein.

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Muammar al-Gaddafi in 2008 Tripolis (Foto: AP/dapd)
Gaddafi soll laut Medien erstaunlich enge Kontakte zu westlichen Regierungen gehabt habenBild: dapd

Acht Mal soll der US-Geheimdienst CIA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Terrorverdächtige nach Libyen gebracht haben, um sie vom für seine Folterpraxis bekannten Geheimdienst des nordafrikanischen Landes befragen zu lassen. Nach Informationen der US-Zeitung "New York Times" offenbaren in Tripolis gefundene Dokumente eine enge Kooperation zwischen CIA und dem Regime von Muammar al-Gaddafi. Auch der britische Geheimdienst MI-6 habe enge Kontakte in das Land gehabt und sogar für das libysche Regime Telefonnummern überprüft.

Es gebe ebenfalls Dokumente, aus denen hervorgehe, dass die Amerikaner für Gaddafi den Text einer Rede formulierten, in der es um den Verzicht Libyens auf Massenvernichtungswaffen ging und die ihn in einem positiven Licht erscheinen ließ, berichtete die "New York Times" am Samstag (03.09.2011) weiter. Ähnliches meldeten auch das "Wall Street Journal" und die britische Zeitung "The Independent".

"CIA-Zusammenarbeit mit Ausland kann nicht überraschen"

Zerstörtes Regierungsgebäude in Tripolis (Foto: pa/dpa)
In den zerstörten Regierungsgebäuden in Tripolis wurden viele Dokumente gefundenBild: picture alliance/dpa

Die Kontakte sollen seit 2004, als Gaddafi mit dem Verzicht auf Massenvernichtungswaffen die Annäherung an den Westen ebnete, weitaus intensiver gewesen sein als bisher bekannt.

Weder die CIA noch das britische Außenministerium wollten sich nach Angaben der Zeitungen zu den Berichten äußern. CIA-Sprecherin Jennifer Youngblood sagte demnach lediglich: "Es kann nicht überraschen, dass die Central Intelligence Agency mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um dabei zu helfen, unser Land vor Terrorismus und anderen tödlichen Bedrohungen zu schützen."

Die entdeckten Geheimakten beweisen laut Meldungen erstaunlich enge Verbindungen der Regierungen in London und Washington mit Gaddafi, vor allem während der Präsidentschaft von George W. Bush. Die USA hätten, als sie Terrorverdächtige für Verhöre nach Libyen brachten, auch die Fragen vorgeschlagen, die gestellt werden sollten, heißt es. In einem jetzt gefundenen Dokument soll es eine Liste mit 89 Fragen geben.

Material von Menschenrechtlern in Tripolis entdeckt

Der frühere libysche Geheimdienstchef und Außenminister Mussa Kussa (Foto: /AP/dapd)
Mussa Kussa soll Menschenrechtsverletzungen begangen habenBild: dapd

Die Geheimdienstunterlagen wurden den Angaben zufolge im Büro des ehemaligen libyschen Außenministers und Geheimdienstchefs Mussa Kussa gefunden. Die Papiere seien nach dem Einmarsch der Aufständischen vergangene Woche in Tripolis von Mitarbeitern der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in dem ehemaligen Regierungsgebäude entdeckt worden.

Schon früher soll es Hinweise auf eine Zusammenarbeit der CIA mit Libyen gegeben haben, jedoch nicht so detailliert und in diesem Umfang.

Das Material belegt laut den Berichten auch enge Beziehungen zwischen dem ehemaligen libyschen Geheimdienstchef und britischen Kollegen. London habe auch Details über libysche Oppositionelle im Exil an Gaddafis Geheimdienst weitergeleitet. Es seien sogar regelmäßig Geschenke zwischen London und Tripolis ausgetauscht worden.

Kussa hatte sich im März nach Großbritannien abgesetzt. Obwohl ihm Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, konnte er im darauffolgenden Monat nach Katar weiterfliegen.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, afp)
Redaktion: Michael Wehling