Kopien in der Architektur

Architekten lassen sich gerne von bestehenden Bauten inspirieren. Meistens haben Baumeister kein Problem damit, wenn sich andere von ihren Werken inspirieren lassen. Berühmte Architekten wie die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid sagen schlicht "Alles ist eine Kopie". Es gibt sogar Kopien berühmter Wahrzeichen.

Doch manchmal pausen Architekten etwas zu viel ab. Zaha Hadids Bürokomplex "Wangjing SOHO" in Peking wird nun auch in Chongquing errichtet - fast identisch. Das Copyright in China ließ das Bauvorhaben zu. Nun sollen beide Bauten 2014 beinahe zeitgleich vollendet werden.

Nicht zum ersten Mal sorgen Nachbildungen in China für Aufsehen. 2011 wurde das österreichische Dorf Hallstatt (im Bild) in der südchinesischen Provinz Guangdong eins zu eins nachgebaut. Trotz anfänglicher Proteste der Gemeinde Hallstatt konnte das Replikat fertiggestellt werden.

Nach der ersten Protestwelle beruhigten sich die Hallstätter wieder. Die Tourismusbeauftragte Hallstatts begrüßte die Baukopie schließlich als Werbung für die Gemeinde. Mittlerweile versteht die Gemeinde die Nachbildung als asiatische Geste der Wertschätzung.

Auch in anderen Ländern stehen Nachbildungen von berühmten Bauwerken. Der Pariser Eiffelturm des französischen Ingenieurs Maurice Koechlin ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt. Der rund 7000 Tonnen schwere Eisenfachwerkturm ist das Vorbild vieler Nachahmerbauten.

Der Eiffelturm ist auch das Wahrzeichen einer anderen Stadt: Der "Tokyo Tower" ist ein Aussichts- und Fernsehturm, der 1958 (knapp 70 Jahre später als der Eiffelturm) erbaut wurde. Er sollte die wieder erstarkende Wirtschaftsmacht Japans nach dem Zweiten Weltkrieg symbolisieren. Nur größer musste er sein: Der Tokyo Tower ist rund 13 Meter höher als der Pariser Eiffelturm mit Antenne.

Was der Eiffelturm für Paris ist, ist für San Francisco die Golden Gate Bridge. Die berühmte Hängebrücke wurde nach der Bucht am Golden Gate in Kalifornien benannt. Mit dem rötlich-orangefarbenen Anstrich schimmert sie durch den Nebel. Die Schönheit der Golden Gate Bridge schaffte es bis nach Hollywood, sie ist Tatort, Liebestreff und diente den Stunts von James Bond.

Die "Ponte de 25 Abril" in Portugal erinnert stark an die Golden Gate Bridge. Benannt wurde sie nach der portugiesischen Revolution vom 25. April 1974. Auf den ersten Blick scheint sie der Bauzwilling der Golden Gate Bridge zu sein. Der kleine Unterschied: Die Stahlpfeiler haben keine queren, sondern kreuzförmigen Verstrebungen.

Das Empire State Building ist eines der größten New Yorker Wahrzeichen. Im Bild ragt die Spitze der "Torre Latinoamericana" in Mexiko-Stadt empor, der Bauverwandte des Empire State Buildings. Bis Anfang der 70er Jahre war die Torre Latinoamericana (rund 180 Meter) das höchste Gebäude in Mexiko Stadt, dann wurde sie durch die Torre World Trade Center abgelöst.

Auffällig und mächtig wirkt das Kapitol in Washington mit seiner Kuppel inmitten des zweiflügeligen Gebäudes. Das von 1793 bis 1823 erbaute Kapitol ist 229 Meter lang und an seiner höchsten Stelle 88 Meter hoch. Einzigartig - könnte man sagen, stünde da nicht hunderte Kilometer weiter südlich sein Double.

Das "Capitolio Nacional" in Havanna wurde in den zwanziger Jahren nach Washingtoner Vorbild von Evelio Govantes und Félix Cabarrocas errichtet. Bis zur Revolution 1959 war es Regierungssitz. Heute sind dort die Akademie der Wissenschaften, das Umweltministerium und die Nationalbibliothek untergebracht.

Das Kapitol gibt es noch ein weiteres Mal. Im Themenpark "Window of the World“ in Shenzhen in der Provinz Guangdong, wo auch Hallstadt nachgebildet wurde. In diesem Park stehen etliche Wahrzeichen im Kleinformat: vom Taj Mahal über die Tempelanlage Angkor Wat bis zu den Osterinseln.

Die Idee, Wahrzeichen als Touristenattraktion nachzubauen, ist aber nicht neu. Der "Las Vegas Strip" ist bekannt für seine bunte Kulissenarchitektur der 90er Jahre. Das "Luxor" wurde im Stile des alten Ägyptens samt Sphinx-Statue gebaut. Vor dem "New York-New York Hotel" steht eine Freiheitsstatue. Mittlerweile setzt die Stadt wieder auf neuartige Bauten von Stararchitekten wie Daniel Libeskind.