Mehr Krebsfälle, aber bessere Heilungschancen
29. November 2016Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen hat sich seit 1970 fast verdoppelt, so der "Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland". Herausgegeben hat ihn das Zentrum für Krebsregisterdaten, ZfKD, am Robert-Koch-Institut.
Dass die Diagnose Krebs immer häufiger gestellt wird, liege vor allem daran, dass die Menschen immer älter werden, so der Report. Schließlich entwickeln sich einige Krebsarten erst in späteren Lebensjahren. Aber es ist nicht nur die veränderte Altersstruktur, die für diese Zahlen verantwortlich ist. Die Krebsvorsorge ist heute wesentlich besser als noch vor einigen Jahrzehnten. Die Diagnosegeräte sind empfindlicher und genauer.
Höhere Lebenserwartung
Nun die gute Nachricht: Obwohl die Zahl der Neuerkrankungen gestiegen ist, leben die Menschen mit einer Krebserkrankung heute länger. Diejenigen, die an Krebs sterben, werden heute im Durchschnitt 74 Jahre alt und damit vier Jahre älter als noch 1980. Das ist zum einen der besseren Vorsorge zu verdanken - und damit auch einer schnelleren und früheren Diagnose. So sind beim Brustkrebs die Diagnosen fortgeschrittener Tumore deutlich zurückgegangen, weil der Krebs oft schon im Frühstadium erkannt wird und entsprechend behandelt werden kann.
Trendwende
Noch eine gute Nachricht im Krebsbericht: Bei einigen Krebsarten sind die Zahlen der Neuerkrankungen zurückgegangen. Das gilt beispielsweise für Lungenkrebs. Die Verfasser des Berichtes gehen davon aus, dass es mit dem Rückgang an Rauchern zu tun hat. Die Bevölkerung ist wesentlich sensibilisierter, wenn es um den blauen Dunst und die Folgen geht. Nicht zuletzt mag das auch an den vielen Aufklärungskampagnen liegen. Vielen ist wohl die Gefahr, die vom Rauchen ausgeht, mittlerweile klar geworden. Dennoch: Jährlich erkranken rund 52.500 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs oder an Krebs der Bronchien, so die Angaben des Deutschen Krebsinformationsdienstes in Heidelberg.
Krebsart und Sterberate
Trotz guter Vor- und Nachsorge ist die Sterberate abhängig davon, um welche Krebsart es geht. Gerade Bauchspeicheldrüsenkrebs ist oft ein Todesurteil. Auch Menschen mit Leberkrebs haben schlechtere Chancen als etwa diejenigen, die an Hodenkrebs erkrankt sind. Bösartigen Tumoren ist laut Krebsbericht auch mit Früherkennung und zeitiger Behandlung nicht beizukommen. Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs gehören dazu.
Es besteht die Gefahr, dass ein bösartiger Tumor schon in das Gewebe der Gebärmutter eingewachsen ist und nicht früh genug erkannt wurde. An einem solchen Zervixkarzinom erkrankten nach Angaben der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister und des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut im Jahr 2013 in Deutschland 4640 Frauen. Für das Jahr 2016 wird ein leichter Rückgang erwartet. Schätzungen belaufen sich auf 4300 Neuerkrankungen. Jede Frau ab einem Alter von 20 kann sich einmal im Jahr auf diese Krebsart hin untersuchen lassen. Mit einem einfachen Abstrich kann der Gynäkologe Vorstufen einer möglichen Krebserkrankung erkennen.
Risikofaktoren
An den Faktoren, die eine Krebserkrankung begünstigen, hat sich nichts geändert. Da stehen nach wie vor Tabak und Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel an oberster Stelle. Aber auch hohe UV-Strahlung ist noch immer ein Faktor, der das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich ansteigen lässt, obwohl es auch hier bessere Aufklärung und Früherkennung gibt.
Prognosen
Krebs ist in Deutschland noch immer eine der häufigsten Erkrankungen. Neusten, absoluten Zahlen zufolge erhielten im Jahr 2013 laut Krebsbericht etwa 482.500 Menschen die Diagnose Krebs. Aber: Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit Krebs oder haben eine Krebserkrankung überstanden.
Der Bericht basiert auf Daten aus den epidemiologischen Krebsregistern der Bundesländer. Sie laufen am Robert-Koch-Institut, dem RKI zusammen und werden dort ausgewertet. In Zukunft soll der Krebsbericht alle fünf Jahre erscheinen.