Französische Intellektuelle: "Wir wählen Macron"
20. April 2022"Ohne Zweifel und ohne Zögern" bekennen sich seit letzter Woche immer mehr Kulturschaffende zur Wahl Emmanuel Macrons, der am 24. April in die Stichwahl mit Marine Le Pen geht, der Kandidatin des rechtspopulistischen Rassemblement National. Die Stellungnahme, welche am Freitag in verschiedenen französischen Leitmedien veröffentlich wurde, zählt mittlerweile rund 500 Unterzeichnende.
Auch wenn viele Kulturschaffende nach der Abwahl des linken Kandidaten Jean-Luc Mélenchon - wie auch in dem Statement erwähnt - erst einmal ihre Enttäuschung abschütteln mussten: In Marine Le Pen sehen die Unterzeichnenden keine Wahl-Alternative. Sie vertrete ein "Programm von Fremdenfeindlichkeit" und stehe nicht für ein "widerstandsfähiges, humanistisches, offenherziges und weltoffenes Frankreich". Die Wahl zwischen Demokratie und Populismus sei keine Wahl.
Keine Kultur, kein Umweltschutz, keine Demokratie
Mit Marine Le Pen sehen sie auch ihre eigene Arbeit bedroht, schere sich die Kandidatin doch nicht um die kulturelle und intellektuelle Tradition des Landes: "Nichts verbindet Marine Le Pen mit dem Frankreich von Villon, Beaumarchais, Voltaire, Hugo oder Camus." Deswegen möge man sich nicht vorstellen "wie die Kultur innerhalb unseres Landes aussehen würde, sollte die Wahl zu ihren Gunsten entschieden werden."
Sie kümmere sich auch nicht um den Umweltschutz: "Weder frühere noch heutige Aussagen von ihr zeigen, dass sie ein Bewusstsein hat für die Dringlichkeit der Klimakrise und des Umweltschutzes". Im Gegenteil habe sie sich gegen den Ausbau erneuerbarer Energien ausgesprochen.
Kulturschaffende engagieren sich für Macron
Zu den Unterzeichnenden des Appells gehören bekannte Schauspielerinnen wie Charlotte Gainsbourg, Juliette Binoche oder Béatrice Dalle genauso wie der Schriftsteller Marc Levy und viele Theaterdirektorinnen und Direktoren der renommiertesten Häuser Frankreichs. Auch Musikerin Jane Birkin, Künstlerin Sophie Calle und Rapper Black M haben unterschrieben.
Zuvor hatten sich bereits rund fünfzig Sportlerinnen und Sportler für die Wahl Emmanuel Macrons stark gemacht, etwa die Judokämpferin Clarisse Agbegnenou, der Handballer Nikola Karabatic oder die Ex-Schwimmerin Laure Manaudou. Wie schon vor fünf Jahren haben viele Angst vor den Konsequenzen eines Wahlsiegs der Rechtspopulistin.
Keine "Komplizin des Kremls" im Elysée
In der Stellungnahme drücken die Unterzeichnenden auch ihre Loyalität mit dem ukrainischen Volk aus: "Wir wollen uns nicht vorstellen wie sich das vertriebene, bombardierte und massakrierte ukrainische Volk fühlen mag, sollten sie erleben, dass wir eine Komplizin des Kremls zu unserem Staatsoberhaupt gemacht haben."
Aktuelle Umfragen sehen Emmanuel Macron bei 56 Prozent. Am 20.4. kommt es zum einzigen TV-Duell der Stichkandidaten vor der Wahl.