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Kundus-Kommandeur entgeht Anschlag

19. Juni 2011

Auf die Bundeswehr in Afghanistan ist wieder ein Selbstmordanschlag verübt worden. Zwei deutsche Soldaten wurden leicht verletzt, drei afghanische Zivilisten wurden getötet. Die USA bestätigten Gespräche mit den Taliban.

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Anschlagsopfer (Foto: dapd)
Helfer tragen ein Anschlagsopfer ins KrankenhausBild: dapd

Mindestens drei afghanische Zivilisten sind am Sonntag (19.06.2011) bei einem Anschlag der Taliban getötet worden. Ein Selbstmordattentäter der Islamisten sprengte sich am Stadtrand von Kundus in die Luft, als ein Konvoi der Bundeswehr vorbeikam. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam wurden bei dem Anschlag zwei deutsche Soldaten leicht verletzt. Auch mindestens elf Zivilisten wurden nach Angaben des afghanischen Innenministeriums verletzt.

In dem Konvoi der Bundeswehr befand sich auch der deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki. Ob er das Ziel des Anschlags war, ist unklar. Ein Bundeswehrsprecher nannte entsprechende Überlegungen "reine Spekulation". Sabrautzki sei auf dem Weg zu einem Sicherheitstreffen mit örtlichen Würdenträgern gewesen. Die Taliban hatten erst Ende Mai einen Anschlag auf ein solches Treffen verübt. Dabei war der Regionalkommandeur der Internationalen Schutztruppe (ISAF), der deutsche General Markus Kneip, verletzt worden.

Es war nicht der einzige Anschlag der Taliban an diesem Wochenende: Am Samstag hatte ein Selbstmord-Kommando eine Polizeistation im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Die drei Attentäter hätten Uniformen der Armee getragen, teilte die Polizei mit. Mindestens neun Menschen, drei davon Polizisten, seien getötet worden.

USA verhandeln mit Taliban

Militärfahrzeuge (Foto: dapd)
Nach dem AnschlagBild: dapd

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat unterdessen bestätigt, dass die US-Regierung Gespräche mit den Taliban führt. "Ich würde sagen, die Kontakte sind sehr vorläufig", sagte er am Sonntag in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN. Er warnte aber vor übereilten Erwartungen. "Meiner eigenen Ansicht nach können echte Versöhnungsgespräche wahrscheinlich mindestens bis zu diesem Winter keine wesentlichen Fortschritte machen", sagte Gates.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte am Samstag bei einer Jugendkonferenz in Kabul öffentlich gemacht, dass es Gespräche mit den Taliban gibt, an denen die USA beteiligt sind. Die Bundesregierung zeigte sich zufrieden darüber. "Wir setzen auf eine politische Lösung der Reintegration, der inneren Aussöhnung. Und dazu gehören auch Gespräche", sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Unterdessen gibt es Anzeichen, dass die USA ihre Truppen schneller aus Afghanistan abziehen könnten als geplant. Das Terrornetzwerk Al Kaida sei durch den Tod von Osama bin Laden geschwächt. Von daher könnten die US-Soldaten schneller abziehen, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte.

Niebel zu Besuch

Militärfahrzeuge (Foto: dapd)
Afghanische Offizielle untersuchen den TatortBild: dapd

Der Krieg in Afghanistan dauert inzwischen schon zehn Jahre. Eine kritische Zwischenbilanz zog am Wochenende der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP). Zwar habe sich die Lage der Frauen gebessert, sagte er der "Leipziger Volkszeitung" (Montagsausgabe). Der afghanische Staat sei aber "bislang nicht in der Lage, seine Bürger effektiv gegen gewaltsame Übergriffe von Aufständischen zu schützen".

Eine positive Bilanz der deutschen Entwicklungshilfe in Afghanistan zog dagegen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP). "Wir haben durch unsere Entwicklungsoffensive erhebliche Erfolge erzielt", sagte Niebel bei einem Besuch in Afghanistan. So seien in 2009 mehr als 30.000 Menschen in den verschiedensten Berufen fortgebildet worden oder Bewässerungskanäle gebaut worden, die mehr als 26.000 Haushalte versorgten.

Autor: Dirk Eckert (afp, dpad, dpa)

Redaktion: Pia Gram