Kunst und Protest: Malerei aus dem Senegal
Maler, Kurator, Aktivist: El Hadji Sy brachte afrikanische Gegenwartskunst nach Europa, lange bevor sie dort populär wurde. Eine Ausstellung beleuchtet jetzt die künstlerische Selbstbestimmung im postkolonialen Afrika.
30 Jahre Dakar - Frankfurt
Hölzerne Koffer symbolisieren das Thema der Ausstellung: die langjährige künstlerische Verbindung zwischen den Kontinenten. Schon 1985 betraute das deutsche Weltkulturen Museum den Senegalesen El Hadji Sy mit dem Aufbau einer zeitgenössischen afrikanischen Kunstsammlung. Nun zeigt das Frankfurter Museum das eigene Werk des mittlerweile 60-jährigen Künstlers.
Künstlerische Heimat: Senegal
1954 im Senegal geboren, malt El Hadji Sy bis heute in seinem Atelier in Dakar. Obwohl seine Bilder und Installationen in Südafrika, Brasilien und den USA ausgestellt wurden, blieb das westafrikanische Land bis heute seine künstlerische Heimat. "Ich möchte mich an der politischen Gestaltung des kulturellen Lebens im Senegal beteiligen", erklärt El Hadji Sy.
Fußmalereien gegen westliche Konventionen
In den frühen 1980er Jahren malte El Hadji Sy mit nackten Füßen. Das Bild "No. 13 Esprit de l’univers" ist ein Werk aus dieser Schaffensphase, mit der er sich gegen den westlichen Kanon der Malerei abzugrenzen versuchte. Anstatt eine Staffelei zu nutzen, breitete er die Leinwand auf dem Boden aus. Kräftige Farben und starke Kontraste sind sein Plädoyer für eine selbstbewusste afrikanische Kunst.
Portrait du Président
Das "Porträt des Präsidenten" ist eine neuere Arbeit El Hadji Sys. Motive wie dieses greifen die senegalesische Politik auf, distanzieren sich jedoch von staatlicher Beeinflussung. Trotz der Anerkennung durch den ehemaligen Staatspräsidenten Abdou Diouf, der ihn 1999 mit dem "Nationalen Löwenorden" auszeichnete, trat El Hadji Sy immer wieder für die Autonomie senegalesischer Künstler ein.
Installation aus alt und neu
In Frankfurt sieht man El Hadji Sys Präsidenten-Porträt in einem neuen Kontext: Das Werk des Senegalesen wird mit Objekten aus den Beständen des Museums kombiniert; aus der Bodenmalerei "le puits" (der Brunnen) entsteht durch die Gruppierung der Sitzbänke eine Alltagsszene. Sy verwendet selbst gern Gebrauchsgegenstände: Zu den Untergründen für seine Malereien zählen Metzgerpapier und Reissäcke.
Kunst als Protest
Auch El Hadji Sys politischem Protest geht die Ausstellung anhand von Archivmaterial nach: Als Mitglied des senegalesischen Künstlerkollektivs "Laboratoire AGIT’ART" wirkte er ab 1974 an Performances und experimentellen Theaterarbeiten mit. Sie seien ein Weg zu zeigen, was das Land benötigt: politische Bildung für die Jugend und die Fähigkeit, sich am Weltgeschehen zu beteiligen, so der Künstler.
Verborgene Bezüge
El Hadji Sys Bilder wirken nur auf den ersten Blick wie reine Abstraktionen. In vielen seiner Werke liegen Bezüge zum menschlichen Körper und der Alltagswelt verborgen. Auch die Hinzunahme einer Fischreuse, die 1961 aus Papua-Neuguinea in die Sammlung des Weltkulturen Museums aufgenommen wurde, vermittelt zwischen Betrachter und Motiv.
Kunst außerhalb des Museums
Um den Betrachter in seine Kunst einzubeziehen, lagert El Hadji Sy sein Werk räumlich aus: Auch vor dem Museum sollen Passanten daran teilhaben können. Im Vorfeld der Ausstellung bemalte er Banner, die nun als Segel den Eingang der Schau markieren. Dort sind die originalen Drucke und Malereien der Witterung ausgesetzt – und gleichzeitig dem öffentlichen Raum, der den Werken Leben einhaucht.
Rundumschau mit Multimedia
Anhand von Fotografien, Dokumentarfilmen und Malereien des Senegalesen und seiner Zeitgenossen beleuchtet die Ausstellung "El Hadji Sy – Painting, Performance, Politics" die künstlerischen Verbindungen zwischen Europa und Afrika. Ab dem 5. März können Besucher im Frankfurter Weltkulturen Museum an diesem Dialog teilnehmen. "Ich wünsche mir eine Annährung der Kulturen", so der Wunsch des Künstlers.