Kuratorin Christov-Bakargiev im Steckbrief
1. Juni 2012Carolyn Christov-Bakargiev wurde am 2. Dezember 1957 in New Jersey als Tochter eines bulgarischen Arztes und einer italienischen Archäologin aus dem Piemont geboren. Sie wuchs in Washington auf, studierte in Pisa Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte.
Wie sah ihre berufliche Laufbahn aus?
Die Chefkuratorin der dOCUMENTA (13) ist Autorin, Kunsthistorikerin und Ausstellungsmacherin. 1999 übernahm sie eine Stelle als Seniorkuratorin am New Yorker P.S. 1, einem Ableger des Museum of Modern Art in New York. Sie blieb drei Jahre und hat dort mit wichtigen Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht. 2002 trat sie die Stelle als Chefkuratorin des Turiner Castello di Rivoli, einem der wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst in Norditalien, an. 2008 wurde sie zur Leiterin der 16. Biennale in Sydney ausgewählt. Der Titel lautete “Revolutions – Forms That Turn”. Die Besucher waren begeistert und kamen in Scharen.
Wie wurde sie zur Chefkuratorin gekürt?
Die künftige Documenta-Chefin ist hierzulande auch manchen Insidern nicht bekannt. Doch Popularität war nie ein Kriterium für die Findungskommission der Documenta. Die Jury-Mitglieder Kasper König, Direktor des Museum Ludwig in Köln, Udo Kittelmann, Leiter der Neuen und Alten Nationalgalerie in Berlin, und Kathy Halbreich, Stellvertretende Direktorin des Museum of Modern Art in New York, entschieden sich für die künstlerische Direktorin des Turiner Castello di Rivoli. Damit ist Carolyn Christov-Bakargiev nach der Französin Catherine David die zweite Frau in diesem Amt.
Welche Philosophie verfolgt sie mit ihrer Documenta?
Die künstlerische Leiterin ist interessiert an einem Dialog vieler Disziplinen. Sie will sich nicht auf ein Thema oder Konzept für die dOCUMENTA (13) festlegen lassen. Die Verbindung unterschiedlicher Wissensbereiche, von altem und zukunftsorientiertem Wissen, aber auch von Theorie und Praxis spielen auf jeden Fall eine zentrale Rolle.
Wieviele Künstler hat sie eingeladen?
Carolyn Christov-Bakargiev ist viel herumgereist. Sie war in der australischen Wüste genauso wie am Nordpol, um die circa 150 Künstler, die auf der dOCUMENTA (13) ausstellen, auszuwählen. Die Teilnehmer kommen aus 50 Ländern und allen Kontinenten und realisieren in Kassel neue Kunstwerke.
Welche Künstler hat sie ausgewählt?
Die Künstlerliste wird noch geheim gehalten. Aber es zirkulieren schon inoffizielle Namen. Eigentlich hat die Documenta auch schon angefangen, denn einige Kunstwerke gibt es schon seit ein paar Monaten zu sehen: Der Italiener Guiseppe Penone hat einen Findling in einem Baum aus Bronze deponiert. Der US-Künstler Jimmie Durham hat einen Apfelbaum in der Kasseler Karlsaue gepflanzt. Einen zweiten Apfelbaum hat Carolyn Christov-Bakargiev in die Erde gesetzt. Wer sich auf den Apfelbaum als eine Art Sinnbild des Lebens und der Kunst zugleich einlässt, der scheint gut gerüstet zu sein für die 'dOCUMENTA (13)'.
Welche Ausstellungsorte hat sie in Kassel ausgewählt?
Carolyn Chrystov-Bakargiev hat viele Orte wiederentdeckt, die bereits der Gründungsvater der Documenta, Arnold Bode, bespielt hat. Das Kunstmuseum Fridericianum ist wie immer dabei. Der Aue-Park wird als musealer Außenraum genutzt. Insgesamt verteilt sich die dOCUMENTA (13) auf 30 bis 40 Standorte in Kassel.
Mit wievielen Besuchern kann sie rechnen?
Zur 12. Documenta kamen mehr 750.000 Kunstbegeisterte aus aller Welt. Das war bisher eine Rekordzahl.