Asien-Europa-Treffen
24. Oktober 2008Der Deutsche Aktienindex ist am Freitagmorgen (24.10.2008) um mehr als sechs Prozent auf 4220,23 Punkte gefallen. So tief stand der Index der 30 größten deutschen Börsenkonzerne zuletzt im Sommer 2005. Die Börsen in London und Paris verloren zum Start ebenfalls und sanken um rund fünf Prozent.
Zuvor waren bereits die asiatischen Börsenwerte angesichts der schlechten Umsatzerwartungen vieler Unternehmen weiter gefallen. In Japan stürzte der Nikkei nach der Gewinnwarnung von Sony und wegen des immer stärker werdenden Yen fast zehn Prozent weit unter die 8000-Punkte-Marke auf den tiefsten Stand seit fast fünfeinhalb Jahren. Der Index büßte damit 50 Prozent seines Wertes in diesem Jahr ein. Auch die Börsen in Taiwan, Singapur, Shanghai und Hongkong tendierten im Minus. Der südkoreanische Leitindex Kospi rutschte sogar um 10,6 Prozent ab.
Neues Milliardenpaket in Asien
Ob neue Bestrebungen mehrerer Länder, die Krise einzudämmen, eine Wende bringen, ist offen: Im Vorfeld des Asien-Europa-Treffens (ASEM) am Wochenende in Peking haben 13 asiatische Staaten angesichts der weltweiten Finanzkrise die Schaffung eines milliardenschweren Rettungsfonds vereinbart. China, Japan, Südkorea und die zehn Mitglieder der Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (ASEAN) würden den 80 Milliarden Dollar schweren Fonds (62 Milliarden Euro) bis Ende Juni kommenden Jahres einrichten, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak am Freitag in Peking. Zudem werde eine unabhängige regionale Finanzmarktaufsicht eingesetzt.
Über die Finanzierung des Fonds hatte zunächst Streit geherrscht. Peking, Tokio und Seoul sollten einer ersten Vereinbarung zufolge den Löwenanteil von 64 Milliarden Dollar übernehmen. Die ASEAN-Gruppe, zu der unter anderem Thailand, Malaysia, Indonesien und Birma gehören, sollte nur 16 Milliarden Dollar zahlen. China, Japan und Südkorea hätten ihre Differenzen über die Lastenverteilung nun beigelegt, zitierte die südkoreanische Presseagentur Yonhap einen Berater von Lee.
Berlin und China beschwören gute Beziehungen
Die Krise ist auch bestimmendes Thema des Besuches von Bundeskanzlerin Merkel in China. Merkel hatte ihre dreitägige Reise am Donnerstag begonnen und unter anderem mit Regierungschef Wen Jiabao über das weitere Vorgehen in der internationalen Finanzkrise beraten. Am Nachmittag (Ortszeit) nimmt Merkel zusammen mit 36 weiteren Staats- und Regierungschefs am siebten Asien-Europa-Gipfel teil. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten sind das Hauptthema der Zusammenkunft. Das Treffen soll der Vorbereitung des G-20-Gipfels dienen, der Mitte November in Washington eine Neuordnung des Weltfinanzsystems einleiten soll.
Am Freitag traf Merkel zudem mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao zusammen. Dabei bekräftigte sie ihren Willen, die Kooperation mit China weiter auszubauen. "Wir sind bereit, gerade auch in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten noch enger mit China zusammenzuarbeiten", sagte sie. Hu bedankte sich für die deutsche Hilfe nach der Erdbebenkatastrophe im Süden seines Landes, bei der im Mai 80.000 Menschen umkamen und etwa 1,5 Millionen Menschen obdachlos wurden. "Deutschland ist das Land in Europa, dass China nach dieser Katastrophe am meisten geholfen hat", sagte der chinesische Präsident.
Europäische Erwartungen
Vor dem ASEM-Gipfel rief EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso Asien zu einem größeren Beitrag im Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise auf. "Wir schwimmen zusammen, wir sinken zusammen", sagte er nach seinem Eintreffen in Peking.
Die sogenannten ASEM-Treffen sind ein informelles Dialogforum der 27 EU-Mitglieder und 16 asiatischer Staaten, bei dem keine bindenden Beschlüsse gefasst werden. Gegründet wurde es 1996 in Bangkok. Seitdem finden alle zwei Jahre abwechselnd in Asien und Europa Treffen auf Spitzenebene statt. Daneben gibt es auch Gespräche der Fachminister zu den einzelnen Schwerpunkten. Ziel des Dialogprozesses ist es, die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen beiden Kontinenten zu vertiefen. (rri)