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Kurze Mittagsschläfchen sind gut für Hirn und Herz

26. September 2023

Mittagsschlaf kann das Risiko für Demenz und Herzerkrankungen reduzieren. Super! Allerdings gilt auch für die Nickerchen: die Dosis ist entscheidend.

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Frau schläft auf dem Sofa, vor ihr ein Computer
Gelegentliche Nickerchen sind gut fürs Gehirn und Herz. 20 bis 30 Minuten reichen.Bild: PantherMedia/Andriy Popov/IMAGO

Uarg! Gähn! Bin ich müde!

Ich mache glaube ich mal ein kleines Schläfchen. Hm, schöne Idee. Noch ein paar Zeilen lesen und dann einschlummern. Herrlich! Mal schauen … oh: Wow!

Studie: Mittagsschlaf kann Hirnvolumen vergrößern

Mein Nickerchen ist offenbar eine richtig gute Idee. Forschende konnten einen moderaten kausalen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Mittagsschlaf und einem im Alter langsamer schrumpfenden Gehirn feststellen, heißt es in der Fachzeitschrift Sleep Health.

Super! So ein regelmäßiges Nickerchen ist laut Studie also längerfristig gut fürs Gehirn, denn ein größeres Gesamtvolumen des Gehirns verringert das Risiko für Demenz und für andere Krankheiten.

Plötzlich bin ich wieder hellwach.

Für die Studie haben Forschende der Universität der Republik Uruguay und vom University College London die Daten von 378.932 Personen aus der britischen Biobank-Studie zwischen 40 und 69 Jahren analysiert. Demnach gibt es sogar eine genetische Veranlagung für die Vorliebe zum Mittagsschlaf. 

Laut Schlafmedizinern des Massachusetts General Hospital gibt es drei Typen, für die ein Nickerchen besonders wichtig sei: Menschen, die sehr früh aufstehen, solche, die unter Schlafstörungen leiden oder genetisch bedingt mehr Schlaf brauchen.

Vielleicht liegt es also an meinen Genen, dass ich trotz des schönen Wetters draußen müde bin und viel lieber schlafen möchte.

Steigert Mittagsschlaf kognitiven Fähigkeiten?

Ob Mittagsschlaf die geistigen Fähigkeiten verbessert, ist unklar. Die Schlafforschenden aus Michigan konnten kaum einen Nutzen für die kognitiven Fähigkeiten feststellen. Und auch bei der Studie aus Uruguay konnten die Forschenden keine Belege für eine Leistungssteigerung bei der Reaktionszeit und der visuellen Verarbeitung feststellen.

Hm, gähn, schade. Ich blättere weiter und finde überraschend viele wissenschaftliche Studien zum Nickerchen. Bei chinesischen Senioren soll ein Mittagsschaf die kognitiven Fähigkeiten doch verbessern, sagt eine chinesische Studie.

Während der Mittagsschlaf  in vielen westlichen Ländern eher verpönt ist, sind Nickerchen in Ländern wie Japan, China und Spanien als Siesta viel selbstverständlicher. "In China ist die Zeit für ein Nickerchen für viele Erwachsene am Arbeitsplatz und für Schüler in der Schule in den Zeitplan nach dem Mittagessen integriert", schreibt Xiaopeng Ji von der University of Delaware.

Wie man sich richtig erholt

Also spricht doch nichts gegen ein kleines Schläfchen zwischendurch. Oder?

Begünstigt Mittagsschlaf Bluthochdruck und Schlaganfall?

Huch! Ein kleiner Schock durchfährt mich, als ich das Fachblatt "Hypertension" sehe. Nickerchen als Risiko?

Laut einer chinesischen Studie – aha wieder aus China – zeige sich anhand von Daten aus Großbritannien, dass häufige oder regelmäßige Mittagsschläfchen mit einem um zwölf Prozent höheren Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck und einem um 24 Prozent höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden waren - im Vergleich zu Menschen, die nie ein Nickerchen machten. Das klingt eher beunruhigend.

Aber Moment mal! Unter den Probanden war ein sehr hoher Prozentsatz an Männern (die ja oftmals nicht so auf ihre Gesundheit achten) sowie Teilnehmern mit niedrigem Bildungs- und Einkommensniveau und Personen, die rauchten, täglich Alkohol tranken, an Schlaflosigkeit litten oder eher Nachtmenschen waren.

Auch Bluthochdruck oder ausgeprägtes Übergewicht können zu überdurchschnittlicher Müdigkeit führen.  Nickerchen werden auch mit Übergewicht in Verbindunggebracht, aber ein Mittagsschlaf muss ja nicht zwingend schuld an der schlechten Gesundheit sein. So sieht das auch Schlafforscher Michael Grandner von der Universität von Arizona: Oftmals machen diejenigen einen Mittagsschaf, die nachts nicht schlafen können. "Schlechter Nachtschlaf geht mit einer schlechteren Gesundheit einher, und ein Nickerchen reicht nicht aus, um dies auszugleichen."

Der perfekte Mittagsschlaf 

Laut einer Studie aus der Schweiz sind nur gelegentliche Schläfchen gut für die Herzgesundheit. Also nur ein- bis zweimal pro Woche und nicht jeden Tag. Die Studie zeige, "dass ein gelegentliches 'Napping' kardiovaskuläre Risiken deutlich reduziert, nicht aber ein täglicher Mittagsschlaf", erläutert Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II am Marien Hospital Herne/Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. 

Während mir langsam die Augen zufallen, fasse ich das Gelesene noch mal kurz für mich zusammen: Gelegentliche Nickerchen sind gut fürs Gehirn und Herz. 20 bis 30 Minuten reichen, damit ich nicht in den REM-Schlaf abgleite und ich mich nachher müder fühle als vor dem Nickerchen. Wenn ich nachts unter Schlafstörungen leide, sollte ich lieber auf den Mittagsschaf verzichten.

Ok, verstanden. Und wenn ich vor dem Nickerchen etwas lese, dann … lieber … etwas … leichteres… zzz zzz.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund