Kyoto geht weiter
10. Dezember 2005Der lange umstrittene Artikel 3.9. des so genannten Kyoto-Protokolls wurde am von den 157 Vertragsstaaten akzeptiert. Damit können die Gespräche über die so genannte 2. Verplichtungsperiode, also die Zeit nach 2012, im kommenden Jahr beginnen. Allerdings ist es nicht gelungen, die Differenzen zwischen den USA und den Unterzeichnern des Kyoto-Protokolls über den Klimawandel auszuräumen. Die USA erklärten lediglich, sie wollten mit den anderen Ländern in einen Dialog über Schritte im Kampf gegen den Klimawechsel treten. Verhandlungen über neue Zusagen wurden ausdrücklich ausgeschlossen.
"Diese Länder sind bereit, die Führung zu übernehmen", sagte der Schweizer Delegierte Bruno Oberle über die mehr als 150 Unterzeichnerstaaten. "Aber sie können das Problem nicht allein lösen. Wir brauchen die Unterstützung der Vereinigten Staaten - und auch die der aufstrebenden Staaten." Der Gastgeber, der kanadische Umweltminister Stephane Dion, zeigte sich trotzdem zufrieden mit dem Gipfeltreffen. Man habe sich einigen können auf "eine Karte für die Zukunft, den Montreal Action Plan, MAP", erklärte er.
"Signalwirkung"
Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Natur (WWF) wertete die Einigung in Montreal als "Signal": "Die internationale Staatengemeinschaft stellt sich dem immer drängenderen Problem stellt. Die zähen Verhandlungen haben sich gelohnt", erklärte die Leiterin des Klimaprogramms beim WWF Deutschland, Regine Günther. "Der Gipfel in Montreal hat uns ein gutes Stück vorangebracht."
Wegen anhaltender Meinungsverschiedenheiten hatten die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll bis zum Samstagmorgen angedauert, obwohl das Treffen eigentlich bereits am Freitag zu Ende gehen sollte. Die USA, die das Klimaschutzprotokoll boykottieren, lehnen verbindliche Festlegungen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auch für die Zeit nach 2012 ab. Sie wollten nur einer Abschlusserklärung ohne konkrete Zielvorgaben zustimmen.
Dramatische Klimaveränderungen
Unter Wissenschaftlern gilt es inzwischen als Konsens, dass die von Autos, Kraftwerken und Industrie verursachte Emission von Kohlendioxid und anderen Gasen entscheidend dazu beigetragen hat, dass die globale Temperatur im vergangenen Jahrhundert um 0,7 Grad gestiegen ist und weiter steigt - mit unabsehbaren Folgen für die Menschen in Küstenregionen oder in der Arktis. Der Anteil der USA am weltweiten Ausstoß der gefährlichen Treibhausgase liegt bei über 25 Prozent.
Die Konferenz von nahezu 10.000 Delegierten war die erste Klimakonferenz der Vereinten Nationen seit dem In-Kraft-Treten des Kyoto-Abkommens im Februar 2005. Der Vertrag stellt einen ersten Schritt dar, um die Erwärmung der Erde zu stoppen, die nach Einschätzung von vielen Wissenschaftlern zu dramatischen Klimaveränderungen führen wird. Demnach sind mehr und heftigere Stürme zu erwarten, eine Ausbreitung von Wüstengebieten und das Aussterben zahlreicher Tierarten. Aber auch mit dem Anstieg des Meeresspiegels wird gerechnet, wodurch ganze Inseln, aber auch Teile von tief liegenden Küstengebieten unbewohnbar werden könnten.