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Köln lüftet Maler-Geheimnisse

20. September 2013

Im Spätmittelalter war Köln eine der blühendsten Künstlerkolonien Europas. Nun enthüllt eine Ausstellung die Tricks der damaligen Maler. Forscher haben Überraschendes über deren Methoden herausgefunden.

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Ein Truhendeckel "Die zwei Gastmähler" aus dem Mittelalter (Foto: dpa/picture-alliance)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Kölner Maler waren besonders kundenorientiert und kostenbewusst und sollen es Experten zufolge mit dem Arbeitsschutz nicht so genau genommen haben. Das sind zentrale Ergebnisse eines Forschungsprojekts, bei dem Wissenschaftler des Wallraf-Richartz-Museums in Köln zusammen mit Münchner Kollegen drei Jahre lang mehr als 30 Bilder aus der Kölner Blütezeit untersucht haben.

Erstaunt waren die Kunstexperten beispielsweise darüber, dass alle verwendeten Farben von den Malern selbst gemischt wurden. Sie benutzen dafür unter anderem Schildläuse als Lieferant für kostbares Rot. Manche Substanzen waren hochgiftig, andere überaus wertvoll. So arbeiteten die Kölner Maler häufig mit Blattgold, das sich beim geringsten Luftzug in alle Winde zerstreut. Zu dieser Zeit konnten es sich allerdings nur Reiche leisten, ihre Fenster zu verglasen.

Überraschend war auch, dass die Forscher selbst bei mikroskopischen Untersuchungen kaum einen Schmutzpartikel auf den Bildern fanden, obwohl das mittelalerliche Köln sehr staubig und dreckig war.

Nie fürs Museum bestimmt

Zu den Meisterwerken, die Besucher ab diesem Freitag in der Schau "Geheimnisse der Maler - Köln im Mittelalter" sehen können, gehört zum Beispiel Stefan Lochners puppenhafte "Muttergottes in der Rosenlaube" und sein fantasievolles "Weltgericht" aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Auch zwei Flügel eines Lochner-Altars werden erstmals seit langer Zeit wieder vereint: Der eine befindet sich heute im Wallraf-Richartz-Museum, der andere in der National Gallery in London.

Keines der nun ausgestellten Bilder war je für ein Museum bestimmt - solche Institutionen wurden erst Jahrhunderte später erfunden. Die begehrtesten Aufträge, die dreiteiligen Altäre (Triptychons), waren für die Kirchen bestimmt, die zahlungskräftigsten Kunden der Maler des Mittelalters.

Ein Pinsel und eine Muschelhälfte aus dem 15. Jahrhundert mit anhaftenden Farbpartikel (Foto: dpa/picture-alliance)
Pinsel und Muschelhälfte aus dem 15. Jahrhundert, an denen noch Farbpartikel aus der Zeit haftenBild: picture-alliance/dpa

Laut Experten nahmen die Künstler damals aber auch viele andere Aufträge an. Sie stellten preiswerte Bilder her, die zum Beispiel Truhendeckel zierten. Außerdem gestalteten sie Fahnen und Wandvorhänge und malten sogar Häuser aus. Das vielleicht faszinierendste Stück der Ausstellung ist kein Bild, sondern einer von ganz wenigen erhaltenen Pinseln. Er wurde unter dem Holzboden eines Klosters entdeckt. An den Borsten klebt sogar noch zinnoberrote Farbe.

Neben den Originalen kann man in der Schau auch riesige Details der Bilder studieren und in einer Werkstatt die ausgeklügelten Methoden der Maler kennenlernen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 09. Februar 2014.

nis/kle (dpa, epd)