Künstler nach der Flucht: Heinrich Heine und die Zensur
Weil ihn die deutschen Zensoren immer stärker unter Druck setzten, zog der Dichter Heinrich Heine 1831 als junger Mann nach Paris. In Deutschland wurde die Pressefreiheit erst später eingeführt. Zu spät für Heine.
Frankreichs Julirevolution
König Karl X. wollte das Parlament auflösen und die Pressefreiheit einschränken. Nicht mit uns, sagten die Franzosen und schlugen den letzten Bourbonen-König im Juli 1830 in nur drei Tagen in die Flucht. Von der erneuten Machtübernahme des französischen Bürgertums war Heinrich Heine begeistert. Im von Zensur geprägten, zerrissenen Deutschland schmiedete er den Plan, nach Paris umzusiedeln.
Flucht nach Paris
Ein Jahr später, 1831, setzte Heine sein Vorhaben in die Tat um. Noch glaubte er, bald in seine Heimat zurückkehren zu können. Doch die immer strenger werdende Zensur im deutschsprachigen Raum und ein späterer Haftbefehl gegen den Dichter, sollten eine Heimkehr unmöglich machen. Unterdessen versuchte Heine, als Korrespondent vom sicheren Paris aus an den Zensoren vorbei zu schreiben.
Helfer in der Heimat
Ein mutiger Unterstützer half, dass sich Heines Texte, die für Freiheit und Demokratie warben, auch in Deutschland weiter verbreiteten: Verleger Julius Campe versuchte, den Einfluss der Zensoren möglichst gering zu halten. So veröffentlichte Campe eine Artikelserie Heines unter dem Titel "Französische Zustände", die bis heute als bahnbrechend für kritischen politischen Journalismus gilt.
Berufsverbot für Heine & Co.
Doch der Druck der Zensoren spitzte sich zu. Was 1819 mit den Karlsbader Beschlüssen als reaktionäres Pressegesetz begann, gipfelte 1835 im Verbot des Gesamtwerks und aller künftigen Schriften der Autorengruppe "Junges Deutschland". Neben Heine waren Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Theodor Mundt und Ludolf Wienbarg von dem Erlass, der einem Berufsverbot gleichkam, betroffen.
Neue Grenzen
Denn die Könige und Fürsten in den deutschen Staaten hatten Angst, dass auch sie von ihren Thronen gestürzt werden könnten, wie die Könige Frankreichs. Daher bekämpften sie alle, die ein vereintes Deutschland und Mitbestimmung der Bürger forderten. Erst mit der europaweiten Revolution 1848/49 wurde die Pressefreiheit erstmals in einer deutschen Verfassung als Grundrecht festgeschrieben.
Organisierter Widerstand
Die obige Karikatur "Die gute Presse" aus dem Jahr 1847 war ein Vorbote der Deutschen Revolution von 1848/49. Die einzelnen Elemente kritisieren die damals vorherrschenden Presse-Bedingungen. Überlieferungen zufolge stehen etwa der Krebs auf der Fahne für Rückschritt und der Maulwurf für Blindheit. Schere und Stift symbolisieren die Zensur, das Augenpaar die staatliche Überwachung.
Nazis gegen Heine
Heine hatte sich an die Eingriffe der Zensoren bereits gewöhnt. Auf die Einführung der Pressefreiheit reagierte er ironisch: "Ich kann nicht mehr schreiben, ich kann nicht, denn wir haben keine Zensur!", sollen seine Worte gewesen sein. Heines Werk war auch während des Nationalsozialismus in Deutschland verboten. Uneingeschränkt gedruckt wurden seine Bücher erst nach 1945.