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Lage im Irak unübersichtlich

14. Juni 2014

Es ist auch ein Propagandakrieg, was sich derzeit im Irak abspielt. Nachdem die Dschihadisten bis kurz vor Bagdad marschiert sind, meldet die Regierung nun wichtige Rückeroberungen. Den genauen Status quo kennt niemand.

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ISIS-Freiwillige im Irak
Bild: Reuters

Die irakische Armee meldete die Rückeroberung dreier Städte nahe der Hauptstadt Bagdad. Am Samstag hieß es außerdem, eine größere Offensive gegen die radikalsunnitische ISIS-Gruppierung ("Islamischer Staat im Irak und in Syrien") werde vorbereitet. Das Militär brachte nach eigenen Angaben mit Unterstützung von Stammeskämpfern unter anderem die Stadt Ischaki in der Provinz Salaheddin nördlich von Bagdad wieder unter seine Kontrolle. Wie Polizei und Rettungskräfte mitteilten, wurden dort zwölf verkohlte Leichen von Polizisten entdeckt. Auch die nahen Städte Muatassam und Dhuluijah seien zurückerobert worden.

Weiter hieß es von Seiten der Polizei, die ISIS-Kämpfer seien vor der Stadt Mukdadijah gestoppt worden. Es habe dort heftige Gefechte gegeben. Seit dem vergangenen Montag hatten ISIS-Kämpfer zunächst die nordirakische Millionenstadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie weitere Städte und Regionen erobert. Sie rückten dabei immer weiter auf Bagdad vor.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief Sunniten und Schiiten im Irak dazu auf, gemeinsam gegen den Terror zu kämpfen. "Wir gehören zu einem Land und einer Religion", appellierte er in einer Fernsehansprache an seine Landsleute. Im Internet hatte er zuvor eine Erklärung veröffentlicht, nach der ihm vom Kabinett "umfassende Vollmachten" erteilt wurden. Al-Maliki war vor wenigen Tagen damit gescheitert, vom Parlament den Ausnahmezustand verhängen zu lassen. Unterdessen hat im Irak ein Ansturm auf die Rekrutierungsbüros der Armee eingesetzt. Tausende hätten sich gemeldet, berichteten irakische Medien. Viele seien dem Aufruf des irakischen Großajatollahs Ali al-Sistani gefolgt. Er hatte seine schiitischen Glaubensbrüder aufgefordert, die Heiligtümer in Kerbela und Nadschaf südlich von Bagdad gegen die sunnitischen Extremisten zu verteidigen.

Nuri al-Maliki, Ministerpräsident Irak
Iraks Ministerpräsident al-MalikiBild: picture-alliance/dpa

Was will der Iran?

Irans Präsident Hassan Ruhani schloss eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Dschihadisten im Irak nicht aus. "Wenn wir sehen, dass die Vereinigten Staaten gegen terroristische Gruppen im Irak einschreiten, dann kann man darüber nachdenken", sagte Ruhani vor Journalisten in Teheran. US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine Entsendung von Bodentruppen in den Irak ausgeschlossen. Allerdings will er nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen eine "Reihe anderer Optionen" prüfen. Die irakische Regierung soll bei der US-Regierung angefragt haben, ob diese die islamistischen Extremisten mit Drohnenangriffen bekämpfen könne.

Der schiitisch geprägte Iran verfolgte die jüngsten Erfolge der sunnitischen Gruppe ISIS mit Sorge. Die Regierung in Teheran hat dem Nachbarstaat Militärgüter angeboten, schließt den Einsatz von Bodentruppen jedoch aus. Diplomatenkreisen zufolge wird der irakische Ministerpräsident al-Maliki - selbst ein Schiit - von hochrangigen iranischen Militärkommandeuren beraten.

Eine Option scheint US-Präsident Obama nun ergriffen zu haben. Die USA schicken angesichts der Eskalation im Irak einen Flugzeugträger in den Persischen Golf. Die "USS George H. W. Bush" solle für den Fall einer Militäroption bereitgemacht werden, teilte das Pentagon mit.

ml/sti (dpa, afp, rtr)