Lager in US-Grenzort Del Rio komplett geräumt
25. September 2021Zuletzt hatten sich in dem provisorischen Camp nur noch etwas mehr als 200 Menschen aufgehalten. Jetzt wurden mit Bulldozern die letzten Spuren des Lagers beseitigt, dass sich unter der Internationalen Brücke befand, die Ciudad Acuna in Mexiko und Del Rio in Texas verbindet. US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas teilte mit, die letzten der überwiegend haitianischen Migranten hätten den Ort entweder selbst verlassen oder seien fortgebracht worden. "Heute Morgen gibt es keine Migranten mehr in dem Lager unter der Del-Rio-Brücke", sagte Mayorkas vor Journalisten im Weißen Haus.
Die Vereinigten Staaten schoben in dieser Woche Tausende Haitianer per Flugzeug nach Port-au-Prince ab. Rund 2000 Menschen seien mit 17 Abschiebeflügen zurück nach Haiti gebracht worden, teilte Mayorkas mit. Tausende wurden darüber hinaus in andere Unterkünfte entlang der Grenze verlegt, um von dort eine Entscheidung über ihren Status zu treffen. Die allermeisten von ihnen, dass sagte Mayorkas noch einmal, sollen jedoch in ihre Heimatländer zurückgebracht werden.
Schätzungen zufolge seien rund 8000 Migranten freiwillig über die Grenze nach Mexiko zurückgegangen, fügte Mayorkas hinzu. Rund 12.400 Menschen würden von Einwanderungsrichtern angehört, um zu entscheiden, ob sie in den USA bleiben dürften oder nicht. Insgesamt seien seit dem 9. September 30.000 Migranten in der kleinen texanischen Grenzstadt Del Rio angekommen. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Vorgehen der US-Regierung scharf.
Viele Haitianer wollen in Mexiko bleiben
Angesichts der Abschiebung zahlreicher Haitianer aus den USA bemühen sich nun Tausende Migranten um Papiere in Mexiko. In Tapachula an der Grenze zu Guatemala, in Monterrey im Norden von Mexiko und in der Hauptstadt Mexiko-Stadt bildeten sich lange Schlangen vor den Büros der mexikanischen Kommission für Flüchtlingshilfe (Comar). "Nachdem ich gesehen habe, was an der US-Grenze passiert ist, will ich da nicht mehr hin. Ich will hier in Mexiko leben. Aber wir brauchen Papiere, um arbeiten zu können", sagte der 27-jährige Haitianer Marcius Marckenson der Deutschen Presse-Agentur in Tapachula. "Mir geht das Geld aus. Ich schlafe auf der Straße."
Die meisten Haitianer sind über Süd- und Mittelamerika nach Mexiko gekommen. Teilweise lebten sie bereits jahrelang in Brasilien oder Chile, bevor sie sich auf den Weg in die USA machten. Sie sind vor Armut, Bandenkriminalität und Naturkatastrophen aus ihrer Heimat geflohen.
Für Empörung sorgten in den vergangenen Tagen Videos und Fotos, auf denen US-Grenzschützer zu Pferde haitianische Migranten am Grenzfluss offenbar auf aggressive Weise zusammentrieben. US-Präsident Joe Biden nannte den Einsatz skandalös und kündigte Konsequenzen an. "Das ist empörend", sagte Biden im Weißen Haus. "Ich verspreche Ihnen: Diese Leute werden büßen", fügte der Präsident hinzu. Was dort passiert sei, sei "gefährlich" und "falsch" und sende das falsche Signal aus - national wie international.
qu/bru (rtr, dpa, afp)