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19. September 2007

Tausende Häuser haben die Wassermassen mitgerissen, Dörfer sind von der Versorgung abgeschnitten und die Ernten zerstört: Die UN befürchten mehr als eine Million Opfer der Überschwemmungen in der Sahelzone.

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150 Flutopfer in Mombasa, Kenia, Foto: AP
Überschwemmungen in KeniaBild: AP

Die Vereinten Nationen warnen angesichts der immer größeren Zahl von Flutopfern in Afrika vor einer Hungersnot. In einer am Mittwoch (19.9.) vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Nairobi veröffentlichten Mitteilung wird mittlerweile von bis zu 1,5 Millionen Menschen in West-, Zentral- und Ostafrika ausgegangen, die von der Flutkatastrophe bedroht sind. WFP habe sich mit den Regierungen der mehr als einem Dutzend betroffenen Länder zusammengeschlossen, um die Verteilung von Lebensmitteln an die Menschen zu koordinieren.

Flüchtlinge in Teso, Nordost-Uganda, Foto: AP
Überschwemmte Straßen in UgandaBild: AP

Derzeit würden dringend Gelder für den Kauf von Lebensmitteln benötigt, hieß es weiter. Allein im ostafrikanischen Uganda benötigt WFP 65 Millionen Dollar (etwa 47 Millionen Euro), um rund 300.000 Flutopfer in den kommenden sechs Monaten zu ernähren. Im besonders schwer betroffenen westafrikanischen Ghana wollen mehrere UN- Organisationen so schnell wie möglich mit der Katastrophenhilfe starten. In Togo, wo mehr als 30.000 Häuser von den Fluten zerstört wurden, werden ebenfalls dringend Lebensmittel gebraucht. Im Sudan wird die Zahl der Betroffenen auf eine halbe Million geschätzt.

Überschwemmungs-Gürtel

Mehr als ein Dutzend Länder in der Sahelzone sind derzeit nach UN-Angaben von seit Juni andauernden Regenfällen betroffen, die nach Aussagen der Experten zu den schlimmsten Überschwemmungen der vergangenen Jahrzehnte geführt haben. "Die Überschwemmungen erstrecken sich von der Atlantik-Küste bis zum Roten Meer", erklärt die Sprecherin des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) Elisabeth Byrs. Die Zahl der Todesopfer wird derzeit auf mehr als 270 geschätzt.

Am schlimmsten betroffen sind nach UN-Angaben Ghana und Uganda. Allein in Ghana starben demnach 32 Menschen, 260.000 mussten sich vor den Fluten in Sicherheit bringen. Auch erste Fälle von Cholera und Durchfallerkrankungen gebe es dort bereits, sagte Byrs. Brücken, Häuser und die Ernte seien zerstört, die örtlichen Behörden hätten den Notstand ausgerufen.

Folgen des Klimawandels?

Auch in Uganda mussten rund 300.000 Menschen vor den Wassermassen fliehen, zahlreiche Häuser und Ernten wurden zerstört. Mindestens 18 Menschen sind offiziellen Angaben zufolge bisher entweder ertrunken oder verhungert, da sie mehr als zwei Wochen lang keinen Zugang zu Nahrungsmitteln hatten. 25 der 80 Bezirke des Landes sind derzeit von der Außenwelt abgeschnitten. Zusätzlich zu den Hunderttausenden, die vor den Wassermassen geflohen sind, leben bereits 1,4 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge in Uganda in Notunterkünften. Die Regenfälle sollen auch im kommenden Monat andauern, die Vereinten Nationen warnten daher, dass sich die Situation in den nächsten Tagen weiter verschärfen könne und riefen die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf.

Der Tana River Distrikt, südwestliche von Nairobi, Foto: AP
Zahlreiche Dörfer sind von Versorgung und Außenwelt abgeschnittenBild: AP

Das Bundesentwicklungsministerium hat dem UN-Welternährungsprogramm bereits 500.000 Euro für Nothilfe zur Verfügung gestellt. Aus der Wetterkatastrophe dürfe nicht auch noch eine Hungerkatastrophe werden, sagte Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am Mittwoch in Berlin. In einem ersten Schritt gehe die Hilfe nach Ghana und Uganda.

Auch zahlreiche Hilfsorganisationen haben jetzt zur Unterstützung aufgerufen. "Wir beobachten seit einigen Jahren das Ausbleiben der normalen Niederschläge und stattdessen immer heftigere Regenfälle", so Hannes Stegemann von Caritas International. So komme es zu der ungewöhnlichen Situation, dass es in der Sahelzone verheerende Überschwemmungen gebe. "Wir vermuten, dass der Klimawandel auch für diese Phänomene mitverantwortlich ist." "Schon im Juli, also noch in der Trockenzeit, hat es angefangen zu regnen, seitdem hat es nicht mehr aufgehört", berichtet auch Kurt Lange, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe in Uganda. Die Hilfsorganisation Care erklärte: "Wir können heute nicht sagen, wie sich diese Wassermassen auf die Ernten auswirken." (ina)

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