Lernen von den Gästen: Schweden auf der Hannover Messe
Insgesamt 6500 Aussteller aus 75 Ländern zeigen noch bis zum 5. April den neuesten Stand bei den Möglichkeiten vernetzter Produktionsabläufe. Partnerland ist erstmals Schweden, von dort sind rund 100 Unternehmen dabei.
Schweden stellt sich vor
Das Gastland auf der Hannover Messe wählte einen sympathisch zurückhaltenden Auftritt, der ganz ohne Eigenlob und Betonung der eigenen Bedeutung auskommt. Trotzdem wird schnell klar, dass die technikaffinen Skandinavier auch in Sachen Industrie und Digitalisierung als Vorbild taugen.
Lange, dunkle Winter
Besucher ihres Messestands in Hannover schicken die Schweden erst einmal in die Kältekammer. Denn nur wer Kälte und Dunkelheit am eigenen Leib erlebt hat, kann verstehen, wie die Schweden ticken: Sie bleiben gerne im Warmen und sind neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen.
Einkaufen von zu Hause
Zwei Drittel aller Schweden kaufen regelmäßig online ein, vor allem Mode, Elektronik und Medien. Natürlich haben auch die lokalen Platzhirsche Ikea und H&M Online-Shops, doch fast ein Drittel ihrer Bestellungen geben die Schweden bei Firmen im Ausland auf. Das liegt auch daran, dass es in Schweden immer noch keinen eigenen Amazon-Ableger gibt.
CO2-freie Energiequellen
Aber vielleicht kommt der schwedische Amazon-Shop ja noch. Die US-Firma ist von Schweden so begeistert, dass sie dort drei große Datenzentren für ihre energiehungrigen Cloud-Dienste baut. Hauptgründe für Amazon: In Schweden ist der Strom besonders billig und stammt zu zwei Dritteln aus Wasserkraft (Bild: Kraftwerk in Ljusnefors). Der Rest ist Atomstrom - klimaschädliche Kohle spielt keine Rolle.
Bargeld stirbt aus
In keinem anderen Land wird Bargeld so wenig genutzt wie in Schweden. Nur 20 Prozent aller Transaktionen sind in bar, im europäischen Durchschnitt sind es 80 Prozent. Zahlreiche Fintech-Firmen entwickeln neue Bezahldienste, darunter iZettle mit einem Kartenleser für Smartphones. Das auf Online-Zahlungen spezialisierte Startup Klarna wird inzwischen mit rund zwei Milliarden Euro bewertet.
Paradies für Einhörner
Einhörner werden Startups genannt, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind. Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es nur im Silikon Valley mehr Einhörner als in Schweden. Kleine Auswahl: Spotify, Skype, Klarna sowie die Spiele-Entwickler King ("CandyCrush") und Mojang ("Minecraft").
Klein, aber innovativ
In Innovations-Rankings landet Schweden regelmäßig vor Deutschland. Kein EU-Land gibt im Verhältnis zur Wirtschaftskraft so viel Geld für Forschung und Entwicklung aus wie Schweden (3,3 Prozent). Ministerpräsident Stefan Löfven vermied beim Rundgang mit der deutschen Kanzlerin trotzdem jede Belehrung: "Wir sind stolz darauf, Partnerland der Messe zu sein."