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Libyen Iman Bugaighis

2. Dezember 2011

Die libysche Aktivistin und Ärztin Iman Bugaighis war unter den ersten, die im Februar in Bengasi gegen Gaddafis Willkürherrschaft auf die Straße gingen. Heute kämpft sie vor allem für die Rechte der Frauen.

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Dr. Iman Bugaighis, frühere Sprecherin des libyschen Transformationsrates. (Foto: DW)
Iman Bugaighis, frühere Sprecherin des libyschen TransformationsratesBild: DW

Zusammen mit ihrer Schwester Salwa, einer Rechtsanwältin, engagierte sich Iman Bugaighis im Übergangsrat der Rebellen unter dem früheren libyschen Justizminister Mustafa Abdel Jalil und wurde dessen Sprecherin. Nach dem Sturz und dem Tod Gaddafis kehrte sie in ihren Beruf als Zahnmedizinerin an der Universitätsklinik in Bengasi zurück. Doch auch heute noch ist sie politisch aktiv und setzt sich vor allem für die Frauen in ihrer Heimat ein, für die sie Gleichberechtigung und politische Teilhabe fordert. "Wir werden für unsere Rechte kämpfen", sagt sie bei einem Gespräch mit Journalisten in Berlin. Auf Einladung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ist sie in die deutsche Hauptstadt gekommen, um über die Lage in ihrer Heimat zu informieren.

"Wir Frauen werden uns nicht mehr zurückdrängen lassen", verspricht sie. Im Vergleich zu anderen arabischen Ländern sei die Lage der Frauen in Libyen nicht schlecht. Die Gesetze seien moderner und liberaler als in vielen Nachbarländern. Nun gelte es, diese Rechte zu verteidigen und weitere Rechte zu erkämpfen.

Infrastruktur der Demokratie

Protestierende Frau in Benghasi am 23. März 2011. In ihren Handflächen steht geschrieben: 'Ich liebe Libyen' (Foto:AP/dpa)
Protestierende Frau in Bengasi am 23. März 2011Bild: dapd

Doch Libyen steht erst am Anfang eines langen und schwierigen Weges hin zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – davon ist Bugaighis überzeugt. Das Land müsse praktisch bei Null anfangen, denn Gaddafi habe in seiner vierzigjährigen Herrschaft alle politischen, gesellschaftlichen und moralischen Strukturen zerschlagen. Er habe seine Herrschaft auf persönlicher Loyalität aufgebaut, gestützt auf Milizen, die seine Söhne und sein Schwager befehligt hätten. Gleichzeitig habe er die Stammesstrukturen ausgenutzt, um dem Widerstand gegen sein Regime den Boden zu entziehen. Er habe die Stämme gegeneinander aufgebracht und dadurch die gesellschaftliche Solidarität zerstört.

Libysche Rebellen feiern den Rückzug von Gaddafis Truppen aus Benghasi am 19. März 2011. (Foto: AP)
Rebellen feiern den Rückzug von Gaddafis Truppen aus Bengasi am 19. März 2011Bild: AP

"Uns fehlt die Infrastruktur der Demokratie", fasst Bugaighis die Lage in Libyen nach dem Ende Gaddafis zusammen. Die Folgen dieser Schreckensherrschaft seien enorm und würden die libysche Gesellschaft noch lange belasten. Um sie zu überwinden brauche das Land eine gute Führung, strategische Planung und Visionen. "Wir benötigen eine Art Marshall-Plan, aber mit unserem eigenen Geld, mit libyschem Geld", sagt sie. Libyen habe großes Glück, dass es über Geld aus der Erdölförderung verfüge. Diesen Reichtum könne man nun zusammen mit Investoren aus dem Westen zum gegenseitigen Nutzen einsetzen.

Vorbild Tunesien

Mit Interesse blickt Iman Bugaighis ins Nachbarland Tunesien, wo im Oktober bereits die ersten freien Wahlen stattfanden. Mit 90 von 217 Mandaten errang die islamistische Ennahda-Partei die Mehrzahl der Sitze in der verfassungsgebenden Versammlung in Tunis. Für Libyen sei dies ein Glück, sagt die Aktivistin aus Bengasi. Denn in Libyen, einem Land, das konservativ und noch weitgehend unterentwickelt sei, könne man sich an dieser Partei durchaus orientieren. Ennahda strebe eine zivile Regierung, Gewaltenteilung und die Gleichberechtigung der Frauen an, ein Programm, dem sich die meisten Libyer anschließen könnten. "Ich stimme zu 90 Prozent mit den Positionen der Ennahda-Partei überein", erklärt Bugaighis.

Für den Wiederaufbau ihres Landes wünscht sie sich die Unterstützung des Westens. Er könne Libyen mit Rat und Tat zur Seite stehen und bei der demokratischen Neuordnung Nordafrikas helfen. Die meisten Libyer seien der NATO schließlich dankbar, dass sie geholfen habe, Gaddafi zu stürzen.

Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Thomas Kohlmann