Linke bestätigen neues Führungsduo
27. Februar 2021Die neue Doppelspitze der Partei "Die Linke" kommt aus der mitteldeutschen Landespolitik: Die hessische Fraktionsvorsitzende Janine Wissler erhielt auf dem Online-Parteitag 84 Prozent der Stimmen. Wenig später machte die thüringische Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow die Doppelspitze komplett: Sie erhielt 378 von 536 abgegebenen Stimmen, allerdings traten in diesem Wahlgang auch Gegenkandidaten an. Beide Ergebnisse müssen noch durch eine Briefwahl rechtssicher bestätigt werden.
"Niemals mit diesen Zuständen abfinden"
Wissler thematisierte in ihrer Bewerbungsrede die gesellschaftliche Spaltung, die sich durch die Corona-Krise vertieft habe. Viele Menschen seien im Zuge der Krise in Existenznot geraten und müssten um ihre Zukunft bangen, während die Zahl der Millionäre steige. "Mit diesen Zuständen werden wir uns niemals abfinden", sagte Wissler.
Hennig-Wellsow warb mit Nachdruck für eine Regierungsbeteiligung im Bund. "Lasst uns nicht mehr warten", sagte sie. "Die Menschen haben keine Zeit, auf uns zu warten." Zugleich warb sie bei der Parteibasis um Vertrauen in die neue Führung und die Überwindung früherer Streitigkeiten.
Das Führungsduo löst Katja Kipping und Bernd Riexinger ab, die nicht wieder angetreten waren. Die beiden neuen Parteichefinnen sollen Die Linke in den Wahlkampf zur kommenden Bundestagswahl am 26. September führen. Die Linke erreicht in Umfragen gegenwärtig sieben bis acht Prozent. Eine mögliche Regierungsbeteiligung gemeinsam mit Sozialdemokraten und Grünen gilt derzeit rechnerisch als unwahrscheinlich.
Hennig-Wellsow war einer breiteren Öffentlichkeit im Februar 2020 bekannt geworden, als sie dem mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählten FDP-Politiker Thomas Kemmerich den zur Gratulation gedachten Blumenstrauß vor die Füße warf. Dieser trat angesichts des bundesweiten Aufschreis Tage später zurück; darauffhin wurde Hennig-Wellsows Parteikollege Bodo Ramelow erneut zum einzigen Ministerpräsidenten der Linkspartei gewählt. Er stellt sich zum selben Wahltermin wie im Bund vorgezogenen Neuwahlen.
ehl/haz (dpa, afp, rtr)