Liu Xiaobo: Freunde kämpfen weiter für Ausreise
13. Juli 2017Die Hoffnung schwinde, aber er werde sich zu seinem letzten Atemzug dafür einsetzen, dass Liu Xiaobo und seine Frau das Land verlassen dürfen, erklärte ein enger Freund der Familie. Zuletzt hatte das behandelnde Krankenhaus im Südosten Chinas am Mittwoch mitgeteilt, dass die Atmung des 61-Jährigen versage und seine Lage "lebensbedrohlich" sei. Seitdem gab es keine neue Mitteilung über den Gesundheitszustand des Bürgerrechtlers. Freunde gaben nach Kontakt zu seiner Familie an, dass er die Nacht überlebt habe. Ausländische Ärzte hatten nach einem Besuch bei Liu Xiaobo am Wochenende erklärt, dass er grundsätzlich transportfähig sei. Ein Transport müsse aber schnell erfolgen. Freunde des Bürgerrechtlers forderten westliche Führer dazu auf, sich entschiedener für den Friedensnobelpreisträger einzusetzen und Chinas Präsident Xi Jinping direkt damit zu konfrontieren.
Appelle der Bundesregierung und der USA
Am Mittwoch hatte die US-Regierung China dazu aufgefordert, Liu Xiaobo vollständige Bewährung sowie Reisefreiheit zu gewähren und ihm Zugang zu einer "angemessenen" medizinischen Versorgung zu geben. Auch die Bundesregierung appellierte an China, eine schnelle Ausreise des Friedensnobelpreisträgers und seiner Frau zu ermöglichen. Von Seiten der Regierung hieß es zudem, dass Deutschland zur Aufnahme und zur medizinischen Behandlung bereit stehe. Angesichts der dramatischen Lage des Bürgerrechtlers und seiner Familie solle die chinesische Führung "den humanitären Aspekten" des Falles Priorität einräumen. Generell stelle sich auch die Frage, ob die schwere Erkrankung nicht wesentlich früher hätte erkannt und behandelt werden müssen.
Zweifel an offiziellen Berichten
Menschenrechtler stellten derweil die Wahrheit der offiziellen Berichte über Lius Gesundheitszustand in Frage. Man wisse nicht, ob es sich um akkurate Berichte handele oder um politisch manipulierte Informationen, hieß es bei der Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch". Außer über knappe Mitteilungen auf der Website der chinesischen Universitätsklinik gelangen kaum Informationen über den Zustand des Bürgerrechtlers an die Öffentlichkeit. Enge Familienmitglieder, die bei Liu Xiaobo im Krankenhaus sind, werden bewacht und dürfen nicht mit Journalisten sprechen. Zudem verhindern Chinas Zensurbehörden, dass inländische Medien über den Fall berichteten.
Liu Xiaobo war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte ein Manifest veröffentlicht, in dem er einen "freien, demokratischen und verfassungsmäßigen Staat" einforderte. 2010 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Wegen Leberkrebs im Endstadium wurde der 61-Jährige kürzlich aus dem Gefängnis in die Universitätsklinik der nordostchinesischen Stadt Shenyang verlegt. Dort steht er weiter unter Bewachung. Sowohl er als auch seine Frau Liu Xia wollen China verlassen. China lehnt eine Ausreise zur medizinischen Behandlung jedoch ab.
bri/djo (dpa)