Live-Ticker: SPD will in die Opposition
24. September 2017Dieser Ticker ist nun geschlossen. Die neuesten Entwicklungen finden Sie in unserem neuen Ticker: Der Tag nach der Bundestagswahl.
Hier das Wichtigste zum nachlesen:
- Die CDU kommt auf 33 Prozent der Stimmen, das ist das zweitschlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte - nach 1949.
- Die SPD erreicht 20,5 Prozent - ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik.
- Die AfD gewinnt deutlich hinzu und kommt auf 12,6 Prozent. Damit wird sie drittstärkste Kraft im Bundestag.
- Die FDP zieht nun wieder in den Bundestag ein und erreicht 10,7 Prozent.
- Die Grünen liegen mit 8,9 Prozent knapp hinter der Partei Die Linke, die auf 9,2 Prozent kommt.
- Aktuell gibt es zwei mögliche Koalitionen: Eine Fortsetzung der großen Koalition aus SPD und CDU sowie eine sogenannte Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen.
Die jüngsten Entwicklungen:
23:16 Uhr - Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz hält die Oppositionsrolle für seine Partei nach der Bundestagswahl für ein notwendiges Übel. "Franz Müntefering hat unverändert Recht: Opposition ist Mist», sagte der SPD-Bundesvize in den ARD-Tagesthemen. "Aber Opposition gehört in der Demokratie dazu - auch um alles dafür vorzubereiten, dass man künftig die Regierung übernehmen kann." Das müsse das Ziel der SPD sein.
23:15 Uhr - Der SPD ist augenscheinlich nicht zum Feiern zu Mute: Gähnende Leere im Willy-Brandt-Haus, meldet der Parlamentskorrespondent vom Magazin "Der Spiegel".
23.09 Uhr - Der Euro hat im frühen asiatischen Handel auf die Bundestagswahl mit Verlusten reagiert. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,1899 Dollar. Am Freitagabend stand der Euro zum Handelsschluss noch bei 1,1951 US-Dollar.
23:00 Uhr – Kommt die Jamaika-Koalition? Das Interesse an einer schwarz-gelb-grünen Regierung ist groß, weiß Social-Media-Redakteur Mischa Heuer. Die Nationalfarben des Karibikstaates werden als Umschreibung für eine Koalition von CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen verwendet. In der Wahlnacht rangiert Deutschland auf Platz der weltweiten Suchanfragen für das Wort „Jamaika“.
22.50 Uhr - DW-Reporter Hans Pfeifer vom Alexanderplatz in Berlin:
22.29 Uhr - In Sachsen ist die AfD mit 29,4 Prozent vor der CDU mit 28,5 Prozent stärkste Partei, wie das Statistische Landesamt nach Auszählung von rund 90 Prozent der Gemeinden mitteilt.
22.28 Uhr - Kanzlerin Merkel hat ihr Direktmandat in Mecklenburg-Vorpommern verteidigt, allerdings büßt sie mehr als zwölf Prozentpunkte ein. In ihrem Wahlkreis Vorpommern-Rügen/Vorpommern-Greifswald I bekommt sie 44 Prozent der Erststimmen, wie aus der in Schwerin veröffentlichten Statistik der Landeswahlleiterin nach Auszählung nahezu aller Wahlbezirke hervorgeht.
22:25 Uhr - Der Einzug der AfD in den 19. Deutschen Bundestag war absehbar, sagt der scheidende Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). "Wahlen finden statt um die Erwartungen von Wählern an ihre politische Repräsentanz zum Ausdruck zu bringen", sagte er dem DW-Korrespondenten Christoph Strack, "und nicht die Erwartungen von politisch etablierten Parteien."
22:20 Uhr - In der Heimat von CSU-Parteichef Horst Seehofer müssen die Christsozialen dramatische Verluste hinnehmen. Die CSU kommt im Wahlkreis Ingolstadt auf 41,7 Prozent der Zweitstimmen, ein Minus von 13,9 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2013. Insgesamt ist die CSU auf ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 abgestürzt. Nach einer Hochrechnung des BR Fernsehens erreicht sie nur noch 39,0 Prozent nach 49,3 Prozent 2013.
22:15 Uhr - DW-Korrespondent Christoph Strack bei der Wahlparty der CDU:
22:12 Uhr - Die Union hat bei der Bundestagswahl vor allem an FDP und AfD Stimmen abgegeben: Sie verlor nach einer Analyse des Instituts Infratest dimap rund 1,3 Millionen Wähler an FDP und rund 1,1 Millionen an die AfD. Die SPD gab mit 500.000 die meisten Stimmen an die AfD ab, dicht gefolgt von Wanderungen zur FDP (430.000), den Grünen (400.000) und der Linken (380.000). Die FDP erhielt außer den Stimmen früherer CDU/CSU-Wähler 430.000 von der SPD, 110.000 von den Grünen und 70.000 von den Linken. Wählerwanderungen gab es auch zwischen dem linken und dem rechten Rand des Parteienspektrums: 430.000 frühere Linken-Wähler machten jetzt ihr Kreuz bei der AfD.
22:10 Uhr - EU-Ratspräsident Donald Tusk gratuliert Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat zum Sieg bei der Bundestagswahl. Das sagte ein Sprecher Tusks der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Die offizielle Gratulation soll folgen, sobald Merkel formal im Amt bestätigt ist.
22.00 Uhr - Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gewinnt in seinem oberbayerischen Wahlkreis Weilheim zwar das Direktmandat, er hat aber deutlich an Zustimmung eingebüßt. Er verliert bei den Erststimmen 9,5 Prozentpunkte.
21.53 Uhr - AfD-Chefin Frauke Petry kritisiert nochmals die Wahlkampfführung ihrer Partei. Gleichzeitig erklärt sie im ZDF, die Wähler hätten sich vor allem aus Protest gegen Kanzlerin Angela Merkel und die große Koalition für die AfD entschieden. "Aber was wir brauchen, ist eine wirklich konservative Politikwende. Und die schaffen wir mit 13 Prozent nicht."
21.49 Uhr - Der künftige Bundestag könnte der größte aller Zeiten werden. Eine von der ARD veröffentlichte Hochrechnung geht von 690 Sitzen im neuen Parlament aus. Der hohe Anstieg gegenüber den derzeit 630 Parlamentariern erklärt sich aus der großen Zahl der erwarteten Überhangs- und Ausgleichsmandate. Den bislang größten Bundestag gab es 1994 mit 672 Abgeordneten.
21.44 Uhr - Arbeitsministerin Andrea Nahles fordert nach der Wahlniederlage der Sozialdemokraten Veränderungen in ihrer Partei. Ein "Weiter so" könne es nicht geben. Nahles wird als Favoritin auf den SPD-Fraktionsvorsitz gehandelt. Eine große Koalition mit der Union schloss Nahles wie zuvor bereits Martin Schulz aus.
21.25 Uhr - In der Elefantenrunde von ARD und ZDF zeigten sich die Parteispitzen uneinig über eine mögliche Koalitionsbildung. Auf die Frage, ob sie zuversichtlich sei, bis Weihnachten eine stabile Regierung gebildet zu haben, antwortete Angela Merkel: "Ich bin generell zuversichtlich", sagte sie. "Seit vielen Jahren habe ich das Motto: In der Ruhe liegt die Kraft."
21:20 Uhr - Welche Konsequenzen hat die Bundestagswahl für Deutschlands Rolle in Europa? AfD-Vorstand Jörg Meuthen sprach sich in der Elefantenrunde von ARD und ZDF für mehr Autonomie der "Vaterländer" aus: "Wenn eine Nation sagt, sie möchte eine geringere Menge an Flüchtlingen aufnehmen, dann ist das ihr gutes Recht", sagte er. Die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckhardt wolle die pro-europäischen Oppositionen in Ungarn und Polen stärker unterstützen und so einen Austritt der beiden Länder aus der EU verhindern. SPD-Parteichef Martin Schulz äußerte sich dagegen kritisch: "Die EU ist eine Rechtsgemeinschaft", sagte er. Staaten, die diese Rechtsgemeinschaft in Frage stellen würden, hätten die Gemeinschaft "im Prinzip" schon verlassen.
21:16 Uhr - Merkel weist Spekulationen über eine mögliche Minderheitsregierung zurück. "Ich sehe das nicht. Ich habe die Absicht, dass wir zu einer stabilen Regierung in Deutschland kommen", sagte Merkel in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF. Eine stabile Regierung sei bisher ein Kennzeichen der Bundesrepublik gewesen. Deutschland habe immerhin "verdammt viele Zukunftsaufgaben zu lösen".
21:10 Uhr - Einer aktuellen Hochrechnung zufolge kommt die CDU auf 33 Prozent, die SPD auf 20,7. Die AfD liegt demnach bei 13 Prozent, die FDP bei 10,6, die Linke bei 9 und die Grünen bei 8,9.
21:09 Uhr - Der Wahlerfolg der AfD hat in den sozialen Netzwerken heftige Reaktionen ausgelöst. Die rechtspopulistische Partei titelt auf ihrer Facebookseite: "Danke, Deutschland!". Dafür erntete sie von tausenden Anhängern Zuspruch. Empörten Gegenwind bekam sie dagegen bei Twitter: Vor allem Alexander Gauland löste mit seiner Ankündigung, die Bundesregierung "jagen" zu wollen, Entsetzen aus.
21:00 Uhr - "Das sind die Leute, die wirklich Hass schieben in Deutschland", sagt ein Mitglied der AfD dem DW-Korrespondenten Kai-Alexander-Scholz über die Proteste vor der AfD-Wahlparty in Berlin. Vor dem Gebäude nahe dem Berliner Alexanderplatz haben sich rund 1000 Demonstranten eingefunden, die als Reaktion auf den Einzug der Rechtspopulisten in den Deutschen Bundestag Sprüche wie "Nazis raus" skandieren.
20:52 Uhr - Angela Merkel schließt einen Untersuchungsausschuss zur Flüchtlingspolitik nicht aus. "Ich scheue mich vor keinem Untersuchungsausschuss", sagt sie in ARD und ZDF. Der Ausschuss ist eine Forderung der AfD.
20:50 Uhr - "Der heutige Wahlsonntag ist eine Zäsur für Deutschland", schreibt die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl. "Deutschland will sich wieder streiten." Sie sei aber zuversichtlich: Das Land werde die Herausforderung meistern.
Lesen Sie den ganzen Kommentar von Ines Pohl hier.
20:45 Uhr - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der Diskussion mit anderen Spitzenpolitikern in ARD und ZDF Mühe zu Wort zu kommen. Immer wieder unterbrechen der SPD-Parteivorsitzende Martin Schulz, der CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann, aber auch der AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen sie beim Beantworten ihrer Fragen. Die Stimmung ist aufgeheizt.
20:41 Uhr - Immer mehr Demonstranten versammeln sich am Alexanderplatz im Zentrum Berlins, um gegen die AfD zu protestieren. Auf einem Video der DW-Reporterin Kate Brady sind Menschen zu hören, die Sprüche wie "Nazis raus" skandieren. Polizeiketten hinderten die Demonstranten daran, sich dem Gebäude zu nähern, indem die AfD ihre Wahlparty feiert. Beamte führten mehrere Personen ab. Der Balkon, von dem aus AfD-Anhänger die Demonstration verfolgten, wurde geräumt, weil Demonstranten Gegenstände in die Richtung des Sicherheitspersonals warfen.
20:38 Uhr - Merkel reagiert auf die Attacken von Martin Schulz und verweist auf die Zusammenarbeit in der großen Koalition. Sie sei traurig, "dass die gute Arbeit, die Sie in der großen Koalition gemacht haben, jetzt so kritisiert wird." Rechnerisch gebe es zwei Möglichkeiten für eine Koalition, auch die große Koalition. Da unterbricht Schulz. "Rechnerisch" sagt er in sarkastischem Unterton, der keinen Zweifel lässt, dass er die Arbeit der großen Koalition nicht fortsetzen will.
20:32 Uhr - In der Elefantenrunde wird der Ton zwischen Schulz und Merkel immer schärfer. "Diese Regierung ist abgewählt", betont er. "Und Sie sind die größte Verliererin." Er lässt keinen Zweifel daran, dass die SPD in die Opposition geht. "Wir sind eine Partei, die Verantwortung für dieses Land hat", erklärt er. Eine starke Opposition sei in dieser Situation wichtig. Er sei der Ansicht, eine Koalition aus Union, FDP und Grünen komme zustande. Dabei müssten sich die FDP und die Grünen keine Hoffnungen machen, dass sie ihre Themen einbringen könnten, sagt er in Richtung der Kanzlerin.
20:28 Uhr - Lindner stellt sich in der Elefantenrunde an die Seite der Bundeskanzlerin. In Richtung von Martin Schulz sagt er: "Es geht jetzt nicht um eine Fortsetzung des Wahlkampfs, Herr Schulz." Es gehe nun Stabilität. "Es prüfe sich jeder, welche Rolle er spielen mag", sagte Lindner mit Blick auf die Koalitionsabsage der SPD.
20:23 Uhr - Martin Schulz attackiert Angela Merkel für einen "skandalösen" Wahlkampf. Bei der "Berliner Runde" von ARD und ZDF sagte er: "Ich glaube, dass Frau Merkel eine große Verantwortung trägt." Die Union müsse sich nun Gedanken über ihre Zukunft machen.
20:14 Uhr - Nicht nur in Berlin, auch in Köln gehen Menschen gegen die AfD auf die Straße.
20:03 Uhr - Den aktuellen Hochrechnungen zufolge liegt die Wahlbeteiligung bei 75 bis 76,5 Prozent. Damit ist der Abwärtstrend der vergangenen Jahre offenbar gebrochen. So hatten 2013 nur 71,5 der Wahlberechtigten abgestimmt.
20:00 Uhr - Die Union hat nach Einschätzung des deutschen EU-Kommissars Günther Oettinger bei der Bundestagswahl eine schwere Schlappe erlitten. "Wenn man das Ergebnis im Vergleich zur SPD sieht, haben wir einen Wahlsieg errungen. Insgesamt haben wir aber einen herben Denkzettel erhalten", sagte der CDU-Politiker. Nichtsdestotrotz hätten CDU und CSU einen Regierungsauftrag erhalten.
19:58 Uhr - Eine aktuelle Hochrechnung des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap sieht die CDU bei 32,9 und die SPD bei 20,8. Die AfD kommt demnach auf 13,1 und die FDP auf 10,5. Die Grünen und die Linke liegen bei 8,9 Prozent gleichauf.
19:56 Uhr - Mehrere hundert Demonstranten sind vor dem Gebäude aufgezogen, in dem die AfD ihre Wahlparty feiert. Sie skandieren "Ganz Berlin hasst die AfD". Die Polizei hat eine Absperrung eingerichtet, sodass sie Demonstranten 30 Meter vom Gebäude entfernt stehen. Doch der Ton wird immer aggressiver. Eine erste Flasche ist geflogen.
19:45 Uhr - Europas Rechspopulisten gratulieren der AfD zu ihrem starken Ergebnis. So schrieb der FPÖ-Europapolitiker Harald Vilimsky im Kurzbotschaftendienst Twitter: "AfD großer Sieger auf Platz 3! Herzliche Gratulation aus Wien!" Die Chefin des französischen Front National, Marine Le Pen, twitterte: "Herzlichen Glückwunsch an unsere Verbündeten für dieses historische Ergebnis. Das ist ein neues Symbol für das Erwachen der europäischen Völker."
19:41 Uhr - Laut einer neuen Hochrechnung kommt die Union auf 33 Prozent, die SPD auf 20,8 und die AfD auf 13,3. Die FDP liegt demnach bei 10,5, die Grünen bei 9,1 und die Linke bei 8,7.
19:39 Uhr - AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel steht nach eigener Aussage bereit, gemeinsam mit dem zweiten Spitzenkandidaten Alexander Gauland die neue Fraktion im Bundestag anzuführen. Das sagte sie bei der AfD-Wahlparty in Berlin. Das gute Abschneiden ihrer Partei sei als Auftrag zur politischen Veränderung zu verstehen. "Jetzt müssen wir liefern - und jetzt werden wir liefern", sagte sie. Die künftigen AfD-Abgeordneten rief Weidel auf, ihre neue Aufgabe "mit Demut" zu erfüllen. "Sorgt aus der Opposition heraus dafür, dass in diesem Land bald wieder Recht und Ordnung eine Chance haben."
19:29 Uhr - Die Grünen feiern ausgelassen auf ihrer Wahlparty in Berlin-Neukölln. Viele wirken, als sei eine große Last von ihnen abgefallen. Dass mögliche Koalitionsverhandlungen mit CDU/CSU und der FDP "extrem schwierig" werden, ist hier Konsens. Aber darüber, sagt ein Grüner, werde er sich morgen den Kopf zerbrechen. Heute Abend freue er sich einfach nur über das gute Wahlergebnis.
19:27 Uhr - Die Parteichefin der AfD, Frauke Petry, meint, ihre Partei sei von vielen Bürgerinnen und Bürgern gewählt worden, weil sie mit den anderen Parteien extrem unzufrieden sind. Sie selbst stehe für einen gemäßigten Kurs der Partei, sagte Petry.
19:22 Uhr - Aktuellen Hochrechnungen zufolge liegt die Union bei 33,2, die SPD bei 20,8 und die AfD bei 13,1. Die FDP kommt demnach auf 10,4 Prozent, die Grünen auf 9,2 und die Linke auf 8,7.
19:20 Uhr - Die Absage der Sozialdemokraten an eine große Koalition ist nach den Worten von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann endgültig. "Es wird keine Hintertür geben", sagt Oppermann im ZDF. Es würden keine Koalitionsgespräche geführt.
19:17 Uhr - Die Union hat nach Angaben von Kanzleramtschef Peter Altmaier neben FDP und Grünen auch die SPD für eine mögliche Regierungsbildung im Blick. "Ich glaube, dass alle Parteien sich ihrer staatspolitischen Verantwortung bewusst sein sollten", sagt der CDU-Politiker im ZDF: "Wir werden auf alle Parteien zugehen und mit ihnen Gespräche führen." Martin Schulz hatte zuvor erklärt, er werde die SPD in die Opposition führen.
19:16 Uhr - Martin Schulz will nach der historischen Wahlniederlage zwar Parteichef bleiben, aber nicht Fraktionsvorsitzender im Bundestag werden. "Ich werde den Fraktionsvorsitz selbst nicht anstreben, sondern mich voll auf die Erneuerung der Partei konzentrieren", sagte er am in einem ARD-Interview. Demnach wird die Opposition von einem anderen SPD-Politiker bzw. einer Politikerin geführt werden.
19:08 Uhr - Das Erstarken der rechtspopulistischen AfD geht nach einer Wählerwanderungsanalyse der ARD vor allem zulasten der Union. Mehr als eine Million Wähler seien von CDU und CSU zur AfD gewandert, die SPD habe rund 470.000 Wähler an die Rechtspopulisten verloren, die Linke 400.000. Die meisten Stimmen habe die AfD aber von bisherigen Nichtwählern erhalten. Von ihnen wählten rund 1,2 Millionen die Partei.
19:05 Uhr - Angela Merkel ist jetzt auf dem Weg in die Elefantenrunde. Ihr Auftritt sorgt für die einzigen wirklichen Jubelstürme, die an diesem Abend im Konrad-Adenauer-Haus zu hören waren. Ein Mitglied der Jungen Union steht verloren an der Seite, klatscht beinahe lustlos. "Na ja, was soll man machen: Verloren ist halt verloren", sagt er und wirkt beinahe melancholisch.
18:57 Uhr - Laut einer neuen Hochrechnung kommt die CDU zusammen mit der CSU auf 33,1 Prozent, die SPD auf 20,4 und die AfD auf 13,2. Die FDP liegt demnach bei 10,4 Prozent, die Grünen bei 9,3 und die Linke bei 8,9 Prozent.
18:52 Uhr - Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel muss ein schwaches Ergebnis für die Union einräumen. Es sei "alles andere als selbstverständlich, dass wir wieder stärkste Kraft geworden sind", erklärt sie. "Wir wollen die Wählerinnen und Wähler der AfD zurückgewinnen". Das wolle sie durch Aufnehmen ihrer Ängste, aber vor allen Dingen durch gute Politik erreichen. Dennoch betont sie: "Wir haben den Auftrag, eine Regierung zu bilden. Gegen uns kann keine Regierung gebildet werden."
18:51 Uhr - Unter großem Jubel der grünen Parteibasis kommen die beiden Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt auf die Bühne. Sie sind hoch zufrieden mit dem Ergebnis der ersten Hochrechnungen, auch wenn sie den Kampf um den dritten Platz nicht gewonnen haben - den besetzt die AfD. "Wir reden über alles, aber nicht mit allen", sagen die Spitzenkandidaten über mögliche Koalitionsverhandlungen - also nicht mit der AfD. Und an die Adresse der Rechtspopulisten: "Wir werden keinen einzigen Angriff auf die Demokratie und das Grundgesetz stehen lassen."
18:50 Uhr - Sahra Wagenknecht auf der Wahlparty der Linken: "Wir haben wirklich was zu feiern!" Der Wahlkampf habe Spaß gemacht – aber: "Uns allen liegt etwas im Magen", das Ergebnis der AfD. Das sei Folge einer Politik der großen Koalition, von der sich viele Menschen "komplett im Stich" gelassen gefühlt hätten. "Hoffentlich kommt bei der SPD der Warnschuss an", sagte Wagenknecht. Sie fände es "super", wenn sie in die Opposition ginge und sich regeneriere.
18:50 Uhr - CSU-Chef Horst Seehofer will als Konsequenz aus dem Bundestagswahl-Ergebnis die "offene rechte Flanke" schließen, und zwar "mit klarer Kante und klaren politischen Positionen". Das Ergebnis für die Union insgesamt wie auch das für die CSU sei eine herbe Enttäuschung.
18:46 Uhr - FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner zeigt sich erfreut über das Wahlergebnis: "Ab jetzt gibt es wieder eine Fraktion der Freiheit. Die Menschen haben uns ein Comeback ermöglicht." Nach dem Scheitern sei ein Neuanfang möglich. Die FDP war 2013 mit einem Ergebnis von 4,8 Prozent aus dem Bundestag ausgeschieden.
18.45 Uhr - Martin Schulz hat die Bühne im Willy-Brandt-Haus verlassen. Er will SPD-Vorsitzender bleiben und die Partei in der Opposition neu aufstellen. "Bedrückend" findet er den Einzug der AfD in den Bundestag. Den Rechten will er Paroli bieten. "Diese Partei hat viele bittere Stunden erlebt, aber noch immer hat die deutsche Sozialdemokratie die Kraft aufgebracht, wenn der Rechtsextremismus seine Fratze zeigt, die Demokratie in diesem Land zu schützen. Das ist unsere Aufgabe", sagt Schulz und erntet dafür viel Applaus.
18:44 Uhr - Martin Schulz bestätigt: Er will trotz der historischen Wahlniederlage Parteivorsitzender bleiben und die Sozialdemokraten in die Opposition führen. Das sagt er in der Berliner Parteizentrale.
18:35 Uhr - Neue Hochrechnungen sehen CDU und CSU bei 32,9 Prozent, die SPD bei 20,2 und die AfD bei 13,3. Die FDP kommt demnach auf 10,5 Prozent, die Grünen auf 9,3 und die Linke auf 9,0.
18:33 Uhr - SPD-Kanzlerkandidat Schulz spricht von einem "schweren und bitteren Tag". Vor SPD-Anhängern im Willy-Brandt-Haus sagt er: "Ich will nicht drum rum reden. Wir haben unser Wahlziel verfehlt." Die Sozialdemokraten hätten es nicht geschafft, die traditionelle Wählerbasis zu erhalten, erklärt er. Mit Blick auf den Einzug der AfD fügt Schulz hinzu: "Mit ihr wird zukünftig erstmals eine rechtsextreme Partei in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen." Das sei "besonders bedrückend".
18:30 Uhr - Rechnerisch sind derzeit zwei Koalitionen möglich. CDU und SPD kommen den aktuellen Hochrechnungen zufolge zusammen auf 351 Sitze und könnten damit die große Koalition fortsetzen. Union, FDP und Grüne kommen demnach auf 349 Sitze. Damit käme auch eine sogenannte Jamaika-Koalition in Frage.
18:21 Uhr - Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki kritisiert die Entscheidung der SPD, in die Opposition zu gehen. Seine eigene Partei stehe deshalb aber nicht automatisch für eine Koalition zur Verfügung. Es sei keine Selbstverständlichkeit zu glauben, dass die FDP den "Ausputzer mache", sagt Kubicki in der ARD.
18.16 Uhr – Linken-Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter Matthias Höhn: "Wir haben das zweitbeste Ergebnis unserer Geschichte erreicht und darauf können wir stolz sein." Ein Satz, der Jubel auf der Wahlparty im Festsaal Kreuzberg auslöst. Ein nüchterner Blick auf die Zahlen zeigt aber auch: Von ihrem besten Ergebnis (11,9 Prozent) bei der Bundestagswahl 2009 ist die Linke laut Prognose weit entfernt. Und ob sie am Ende tatsächlich besser abschneidet als 2013, damals waren es 8,6 Prozent, ist so früh am Abend keineswegs sicher.
18.15 Uhr - Nachdem der Jubel nach der ersten Hochrechnung verhallt ist, diskutieren die Grünen wird über eine mögliche Jamaika-Koalition mit CDU/CSU und FDP. Einerseits haben die Grünen im Wahlkampf den Anspruch formuliert mitzuregieren. Andererseits haben sie große Vorbehalte gegen die Flüchtlingspolitik der bayerischen CSU und gegen die Umweltpolitik der FDP.
18:15 Uhr - Trotz der herben Verluste steht SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz als Parteichef offenbar nicht in Frage. Im ZDF sagte die stellvertretende Vorsitzenden Manuela Schwesig: "Dass wir nicht einfach so weitermachen können, ist auch klar. Aber Martin Schulz als Parteivorsitzender steht nicht in Frage."
18:14 Uhr - Die erste Hochrechnung ist da: CDU 32,7 Prozent, SPD 20,2, AfD 13,4, FDP 10,5, Grüne 9,4, Linke 8,9 Prozent. - Die neuesten Zahlen finden Sie in unserer Wahlgrafik.
18.13 Uhr - Bei der SPD herrscht eine Stimmung wie nach einem Begräbnis. Gedämpftes Gemurmel und lange Gesichter, wohin man sieht. Ob Martin Schulz noch lange auf sich warten lässt? Es wird kein leichter Gang für ihn auf die Bühne.
18:12 Uhr - Lange Gesichter bei der Linke: Die Hoffnung auf ein rot-rot-grünes Bündnis hat die Linke schon lange aufgegeben und sich auf vier weitere Jahre in der Opposition eingestellt. Die letzte Hoffnung war, Platz drei im Partei-Ranking verteidigen zu können. Aber auch die ist geplatzt. Als die AfD-Prognose (13,5 Prozent) genannt wurde, gab es Buhrufe.
18.10 Uhr - Nach Alexander Gauland spricht die AfD-Chefin von Berlin, Beatrix von Storch. Sie nannte das Wahlergebnis eine "parteipolitische Revolution". Der Spruch "Refugees welcome", einer der zentralen Aussagen während der Flüchtlingskrise 2015/16, werde nun wieder ein "Spruch von linksradikalen Spinnern werden". Das Thema Migration werde nun im Bundestag debattiert werden, wo "es nicht stattgefunden" habe.
18:09 Uhr - Nach ihrem voraussichtlichen Einzug als drittstärkste Kraft in den neuen Bundestag hat die AfD starken Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt. "Wir werden Frau Merkel jagen", sagte Spitzenkandidat Alexander Gauland in Berlin. Die Partei wolle sich "unser Land und unser Volk zurückholen".
18:08 Uhr - Der SPD-Politiker Thomas Oppermann bestätigt das. "Der Platz der SPD ist in der Opposition!"
18:05 Uhr - In einer ersten Stellungnahme spricht die SPD-Vize Manuela Schwesig von einer schweren Niederlage. Die Sozialdemokraten würden deshalb in die Opposition gehen und die große Koalition aufkündigen.
18:02 Uhr - Riesiger Jubel auf der Wahlparty der Grünen, als das Ergebnis der Prognose verkündet wird: 9,5 Prozent. Das ist mehr, als die Grünen nach den jüngsten Umfragen erwartet hatten. Der Jubel geht nahtlos in Buhrufe über, als die Ergebnisse der FDP und der AfD verkündet werden.
18:01 Uhr - Als die Prognosezahlen über die Bildschirme gehen, bleibt es in der SPD-Zentrale ganz still. Manche schlagen die Hände vor das Gesicht. Es ist ein Schock.
18:00 Uhr - Die Prognose: Die Union gewinnt die Bundestagswahl trotz dramatischer Verluste. Sie kommt auf 32,5 Prozent, während die rechtspopulistische AfD mit 13,5 Prozent als drittstärkste Kraft erstmals in den Bundestag einzieht, wie aus den um 18.00 Uhr veröffentlichten Zahlen des Instituts Infratest dimap hervorgeht. Die SPD steuert demnach mit 20 Prozent auf eine historische Niederlage zu. Der FDP gelingt mit 10,5 Prozent der Wiedereinzug in den Bundestag. Die Linke landet bei neun Prozent, die Grünen erreichen 9,5 Prozent.
17:58 Uhr - In der Parteizentrale der CDU sind die Reihen geschlossen. Hunderte Köpfe schauen auf eine Leinwand, wo gleich die erste Prognose kommt. Es wird wenig über die Union, dafür aber umso mehr über due AfD gesprochen. Noch wirken sie hier gelassen. Aber bald könnte sich das auch noch ändern....
17:38 Uhr - Wahlparty der Linken im Festsaal Kreuzberg. Klingt vornehm, ist aber ein Mix aus Biergarten, Café und Kneipe. Prominenz hat sich noch nicht blicken lassen. Aber das Spitzenpersonal hat sich angekündigt: die Spitzenkandidaten Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sowie die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger. Das Wahlziel: zehn plus X.
17:30 Uhr - Gespannte Erwartung bei den Grünen: Können sie ihr Wahlergebnis von 2013 - das waren 8,4 Prozent - toppen? Das war ihr erklärtes Ziel im Wahlkampf, in dem die Grünen vorrangig mit ihren Kernthemen Umwelt- und Klimaschutz auf Stimmenfang gegangen sind. Die Erwartungen der Basis sind aber eher verhalten: "Acht Prozent wären super, und bei einem zweistelligen Ergebnis feiern wir die ganze Nacht", sagte ein Grüner der Deutschen Welle. Ihre Wahlparty halten die Grünen in einem ehemaligen Bierlager der Kindl-Brauerei in Berlin- Neukölln ab. Bier gibt es auch heute Abend genug - für alle Fälle.
17:28 Uhr
17:20 Uhr - Gespanntes Warten in der SPD-Parteizentrale in Berlin. Es wird immer voller. Im Foyer ist die Bühne aufgebaut, auf der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz im Verlauf des Abends auftreten wird. Drumherum haben sich die Journalisten ihre Plätze gesucht. Überall sind Kameras und Bildschirme aufgebaut, verlaufen Kabel. Eigentlich ist gar nicht genug Platz für alle, aber irgendwie wird es schon laufen. Für die Berichterstatter jedenfalls. Wie es heute Abend für die SPD ausgehen wird, ob es um 18 Uhr angesichts der Prognose, die dann veröffentlicht wird, lange oder frohe Gesichter geben wird, das wird sich gleich zeigen.
17:10 Uhr - Noch knapp eine Stunde ist es bis zur Schließung der Wahllokale. Bei der CDU im weißen Festzelt ist längst angezapft. Störtebeker-Bier, Wein aus Rheinland-Pfalz, Erdinger Weißbier. Auch, für Nervenschwache, Kaffee und Zigaretten. Gerüchte kursieren. Und als erstes spricht man über die AfD, nicht die CDU.
16:54 Uhr
16:45 Uhr - Die AfD veranstaltet ihre "Wahlparty" im "Traffic", einem Hip-Hop-Disco-Club in einem Hochhaus am Alexanderplatz. Frage unter Journalisten: Wird Frauke Petry hier auftauchen? Bislang sind Alexander Gauland und Alice Weidel, die beiden Spitzenkandidaten sowie Jörg Meuthen, Co-Vorsitzender der AfD, angemeldet. Gauland und Weidel wollen die Bundestagsfraktion anführen. Petry, die für einen gemäßigteren Kurs wirbt, hat sich noch nicht dazu geäußert. Ihr Schicksal hängt wohl auch vom Wahlergebnis ab. Mehr als 12 Prozent bedeutet, dass viele in den Bundestag kommen werden, die eher für einen Gauland/Weidel-Kurs stehen - und damit für einen harten AfD-Kurs in Asylfragen und bei der inneren Sicherheit.
16:05 Uhr - Nach ersten Zahlen zeichnet sich eine Wahlbeteiligung etwa auf dem Niveau von 2013 ab. Nach Angaben des Bundeswahlleiters war die Beteiligung bis zur Mittagszeit nahezu identisch mit der Wahl vor vier Jahren. Bis 14.00 Uhr hatten 41,1 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Beteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 41,4 Prozent gelegen.
16:00 Uhr MESZ - Bei der Bundestagswahl sind rund 60 Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) im Einsatz. Nach 2009 und 2013 sind Beobachter der OSZE zum dritten Mal bei einer Bundestagswahl dabei. Sie waren von der Bundesregierung eingeladen worden. Dies sei "übliche Praxis" der OSZE-Mitgliedsstaaten, heiß es.