Lufthansa stoppt Flugverkehr mit China
29. Januar 2020Die Deutsche Lufthansa streicht bis zum 9. Februar alle Flüge von und nach China. Um die noch in China weilenden Crews und Passagiere zurückzuholen, sollen sämtliche Destinationen auf dem chinesischen Festland noch einmal angeflogen werden, wie das Unternehmen mitteilte. Hongkong werde weiter wie geplant angeflogen. Europas größte Fluggesellschaft mit ihren Tochtergesellschaften Swiss und Austrian Airlines folgt damit angesichts des neuartigen Coronavirus ihrem Konkurrenten British Airways und anderen Fluggesellschaften.
British Airways hatte mitgeteilt, man folge damit den verschärften Reisewarnungen des britischen Außenministeriums. "Wir entschuldigen uns bei den Kunden für die Unannehmlichkeiten, aber die Sicherheit unserer Kunden und der Besatzung hat für uns immer Priorität", hieß es in der Erklärung. Die Airline bietet sonst täglich Flüge von London-Heathrow nach Peking und Shanghai an. Nicht betroffen sind Flüge nach Hongkong. Zuvor hatten bereits die indonesische Lion Air und die koreanische Air Seoul Flüge nach China gestoppt.
Die USA halten den Flugverkehr zwischen China und den Vereinigten Staaten zunächst weiter aufrecht. Es werde auf täglicher Basis entschieden, ob die Flüge ausgesetzt werden, gab das US-Präsidialamt in Washington bekannt. Einzelne Flugesellschaften stoppten aber ihre Verbindungen. American Airlines gab bekannt, die Flüge von Los Angeles nach Peking und Schanghai bis Ende März einzustellen. Auch die US-Flugesellschaft United Airlines, sowie Cathay Pacific, Lion Air, Air Seoul oder Air India haben entschieden, alle oder bestimmte Flüge ausfallen zu lassen.
Finnair kündigte an, einige seiner Flüge nach China zwischen Anfang Februar und Ende März zu streichen. Grund dafür sind nach Angaben der finnischen Fluggesellschaft die von China ausgesetzten Gruppenreisen.
Toyota stellt Betrieb ein
Volkswagen lässt seine 3500 Mitarbeiter in Peking für zwei Wochen von daheim aus arbeiten. Wie der Autobauer mitteilte, werden bis auf weiteres auch alle Geschäftsreisen in China und international ausgesetzt. Der japanische Autobauer Toyota zieht schärfere Konsequenzen: Der Betrieb in den Werken in China wird bis zum 9. Februar eingestellt. Man werde die Situation beobachten und entscheiden, wie danach weiter vorgegangen werde, teilte eine Sprecherin des Konzerns in Tokio mit. Sie begründete die Maßnahme unter anderem mit den Richtlinien der chinesischen Behörden und der Lage bei der Teilezulieferung.
Der Internationale Skiverband FIS sagte die für den 15. und 16. Februar geplanten alpinen Weltcup-Rennen der Männer in Yanqing ab. "Es ist sehr bedauerlich, dass wir zu dieser schwierigen Entscheidung gezwungen wurden, da es sich um den ersten FIS-Ski-Weltcup in China überhaupt und den ersten offiziellen Test für Olympia 2022 in Peking handelt", sagte FIS-Präsident Gian Franco Kasper.
Obwohl das Risiko in Yanqing niedrig sei, hätten die Gesundheit und das Wohlergehen der Athleten und aller Teilnehmer Vorrang, führte Kasper weiter aus: "Es ist auch unerlässlich, dass sich die Athleten auf ihre Leistung konzentrieren können, insbesondere auf den völlig neuen und sehr herausfordernden Kurs."
Universität Hamburg stoppt Reisen
Die Universität Hamburg stoppte vorerst alle Dienstreisen in das Land. Außerdem kündigte die Hochschule am Dienstagabend an, Tagungen und Konferenzen zu verschieben, an denen Menschen mit Wohnsitz in China teilnehmen sollten. Die Maßnahmen erfolgten "zum Schutz ihrer Angehörigen und Gäste". Die Universität wollte sich auch einen Überblick über alle ihre Dozenten und Studenten verschaffen, die sich derzeit in China aufhalten. Diese sollten bei einer "gegebenenfalls erforderlichen Ausreise" unterstützt werden, hieß es.
Die globale Angst bringt in einigen Ländern auch diskriminierende Töne mit sich. Eine Online-Petition aus Malaysia sammelte bis Mittwoch mehr als 400.000 Unterstützer. Darin wird ein Einreiseverbot für Chinesen gefordert. Das Virus habe sich in der Welt durch eine "unhygienische Lebensweise" verbreitet, heißt es in der Petition mit Blick auf die chinesische Bevölkerung.
In Frankreich, wo es mehrere Fälle gibt, prangerten Menschen asiatischer Herkunft diskriminierendes Verhalten an. Unter dem Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus (Ich bin kein Virus) berichteten sie in den sozialen Netzwerken von ihren Erfahrungen mit Rassismus im Alltag seit Aufkommen des Virus.
Hunderttausende von Südkoreanern schlossen sich im Internet wegen der neuartigen Lungenkrankheit einer Petition für das vorläufige Verbot von Besuchern aus China an. Die noch vergleichsweise neutral formulierte Petition wurde in der vergangenen Woche auf die Website des Präsidialamts in Seoul gestellt. Bis zum Mittwoch gab es mehr als 578.000 Zustimmungen.
Sprunghafter Anstieg
In China stieg die Zahl der Todesfälle durch das Virus auf 132. Auch die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit wächst sprunghaft, mehr als 6000 Fälle sind schon erfasst. Auch in vielen anderen Ländern wurde der Erreger nachgewiesen, unter anderem in Deutschland.
Es wird vermutet, dass das Virus seinen Ausgang auf einem Markt in der zentralchinesischen Elf-Millionen-Metropole Wuhan hatte, wo Wildtiere zum Verzehr verkauft wurden. Nach Einschätzung von Experten verläuft die Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, zum Teil sogar ohne Symptome.
stu/fab/kle (afp, rtr, afp)