Länder melden Dürreschäden in Milliardenhöhe
11. August 2018Nach ersten Schätzungen aus den Ländern hat die wochenlange Dürre in weiten Teilen Deutschlands Schäden in zehnstelliger Höhe angerichtet. Vor einem neuen Bund-Länder-Gipfel am Montag summierten sich allein die Meldungen aus Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen auf 1,1 Milliarden Euro, meldet die Deutsche Presse-Agentur.
So gehe das Landwirtschaftsministerium in Kiel von 422 Millionen Euro aus - es ist der größte Posten in der Rechnung. In Wiesbaden, wo die Bilanz am niedrigsten ausfällt, werde mit 150 Millionen Euro gerechnet.
Der Bauernverband verlangt seit Ende Juli von Bund und Ländern eine Soforthilfe von einer Milliarde Euro. Verbandspräsident Joachim Ruckwied erklärte, die tatsächlichen Ausfälle bei Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und Grünfutter lägen weit darüber.
Klöckner: "Ich arbeite für Steuerzahler"
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wies die Forderungen erneut zurück. "Ich arbeite im Dienste des Allgemeinwohls und der Steuerzahler", sagte die Ministerin dem Magazin "Der Spiegel". Die Auszahlung solcher Hilfen sei nur auf Grundlage gesicherter Fakten möglich: "Ich kann nicht ohne repräsentative Daten den nationalen Notstand ausrufen und nach Gefühl Zahlungen veranlassen."
Klöckner will den Erntebericht ihres Hauses abwarten, der Ende August vorliegen soll. Bis dahin ist die Getreideernte abgeschlossen. Die amtliche Bilanz wird detaillierte Angaben zu den Schäden enthalten. Für Nothilfen an Landwirte sind normalerweise die Länder zuständig; erst wenn Schäden von "nationalem Ausmaß" festgestellt werden, kann der Bund eingreifen. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall. Insgesamt stellten Bund und Länder damals 72 Millionen Euro bereit.
Preissprünge beim Weizen
An den Warenmärkten zeigen sich bereits erhebliche Sprünge infolge der Dürre. So stieg der Preis für Weizen an der maßgeblichen Pariser Warenterminbörse von Mai bis Ende Juli um 20 Prozent auf mehr als 200 Euro pro Tonne. Erfahrungsgemäß schlagen steigende Erzeugerpreise beim Weizen mit zeitlichem Abstand auch auf die Verbraucherpreise für Brot und andere Backwaren durch.
Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jochen Flasbarth hofft derweil, dass Hitze, Dürre und Unwetter auch einen positiven Nebeneffekt haben: Erstmals werde in diesem Sommer das Thema Klimaschutz in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert.
Deutschland werde wegen politischer Versäumnisse in den vergangenen Jahrzehnten sowohl die nationalen als auch die europäischen Klimaschutzziele für 2020 verpassen. Er setze aber darauf, dass jetzt die Unterstützung für eine engagierte Klimaschutzpolitik dauerhaft wachse, sagte Flasbarth im Südwestrundfunk.
jj/jmw (dpa, afp)