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"Assad-Regime spielt nur auf Zeit"

Das Interview führte Diana Hodali, z. Zt. Montreux23. Januar 2014

Das Assad-Regime sei zwar zur Friedenskonferenz gereist, lasse sich aber nicht auf eine politische Lösung ein, sagt Monzer Makhous vom Oppositionsbündnis Syrische Nationale Koalition. Der Westen müsse mehr Druck ausüben.

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Monzer Makhous Botschafter der syrischen Opposition in Frankreich
Bild: Diana Hodali

Deutsche Welle: Welche Erwartungen haben Sie an die anstehenden Gespräche bei der Syrien-Friedenskonferenz am Freitag (24.01.2014)?

Monzer Makhous: Ich glaube nicht, dass hier in der Schweiz eine politische Lösung beschlossen wird. Wir haben es mit einer sehr verzwickten politischen Lage in Syrien zu tun. Wir - die Nationale Koalition der syrischen Opposition - wollten zuerst nicht an der Konferenz teilnehmen, dann hat die Mehrheit sich doch für eine Teilnahme ausgesprochen. Und das, obwohl wir und wichtige politische Akteure genau wissen, dass das syrische Regime sich niemals auf eine politische Lösung einlassen wird und nur auf Zeit spielt.

Ist denn die Delegation der Opposition gekommen, weil sie wirklich an eine Lösung glaubt, oder weil die Unterstützerstaaten auf sie Druck ausgeübt haben?

Wir sind gekommen, um den Vereinten Nationen zu zeigen, dass wir ernsthaft eine politische Lösung wollen, wenn das Regime das auch will. Aber noch mal: Wir wissen, dass sie das nicht wollen. Der Westen hat uns gebeten, an der Konferenz teilzunehmen, um einen ersten Schritt zu tun und das tun wir.

"Oppositionelle Kämpfer gehen nicht geschlossen genug vor"

Wenn eine politische Lösung, wie Sie sagen, derzeit nur schwer vorstellbar ist, wie kann man den Krieg denn sonst beenden?

Wir stecken in einer Sackgasse: Weder das Regime noch die oppositionellen Kämpfer können sich gegenüber dem anderen derzeit eindeutig militärisch behaupten. Diesen Krieg werden wir nicht in ein paar Wochen oder Monaten beenden können. Das wird ein langwieriger Prozess. Derzeit sehe ich nur, dass die verschiedenen oppositionellen Kämpfer noch nicht geschlossen genug vorgehen. Wenn sie sich in Syrien zusammenschließen würden, dann könnten sie vielleicht auch die Armee von Assad besiegen.

Der Konferenz räumen Sie nur wenige Chancen ein. Welche Rolle könnte denn dann die internationale Gemeinschaft spielen, um eine politische Lösung voranzutreiben?

Sie könnte die Kämpfer mit verschiedenen Waffen ausstatten. Sie weigert sich aber bis dato, das zu tun. Dabei wären direkte Waffenlieferungen sehr wichtig. Die Unterstützer Assads, wie der Iran und die Hisbollah, versorgen ihn und seine Armee mit sämtlichen Waffen. Eine Flugverbotszone würde auch helfen. Insgesamt muss einfach mehr Druck auf das Regime ausgeübt werden.

Wer könnte diesen Druck denn ausüben?

Der Westen. Wir haben schon oft davor gewarnt, dass dieser Krieg irgendwann seine Kreise ziehen und die Region in ein Chaos stürzen wird. Im Libanon ist die Lage angespannt, dort gibt es derzeit wieder vermehrt Anschläge, im Irak herrscht noch mehr Gewalt und Chaos und ich hoffe nicht, dass auch noch Jordanien betroffen sein wird. Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Lage in der Region weiter eskaliert. Der Westen weiß, dass das auch gefährlich für ihn sein kann und das kann vom Westen nicht gewollt sein. Er hatte ja sogar schon mal an einen Militärschlag gedacht.

"Der Iran gehört zu den Kriegsparteien"

Wenn Sie so ein düsteres Bild für die anstehenden Gespräche zeichnen, hätte man dann den Iran nicht doch einladen müssen, damit dieser Einfluss auf die Assad-Regierung nimmt oder hätte er das sowieso nicht getan?

Es ist doch gar nicht im Sinne des Irans, auf Baschar al-Assad Druck auszuüben. Er ist so eng verbündet mit dem Regime in Damaskus, sie schicken ihm Waffen und Kämpfer und sie haben gesagt, dass sie immer an seiner Seite stehen werden. Der Iran gehört zu den Kriegsparteien. Und er hätte niemals positiv auf Assad und seine Leute eingewirkt.

Wie stellen Sie sich die Zukunft Syriens vor?

Wichtig ist, dass Baschar al-Assad und seine Leute endlich nicht mehr das Sagen haben. Syrien hat mit und unter ihrer Herrschaft keine Zukunft. Das Regime hat so viele Verbrechen begangen. Sie sollen nicht glauben, dass sie das syrische Volk noch einmal regieren werden.

Monzer Makhous ist der Repräsentant des Oppositionsbündnisses "Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte". Er wurde im November 2012 als ständiger Vertreter nach Frankreich entsandt. Makhous ist zwar nicht Teil der Delegation in der Schweiz, ist aber angereist, um die Verhandlungen aus nächster Nähe zu beobachten.