Abschied von Alan Rickman
14. Januar 2016Rickman gehörte keineswegs zu den internationalen Superstars der Leinwand, galt allerdings als profilierter Könner seines Fachs. Er war einer der außergewöhnlichsten britischen Schauspieler seiner Generation. Seit 2001 spielte Rickman in allen Harry Potter-Filmen den undurchsichtigen Zauberlehrer Professor Severus Snape, einen zerrissenen Charakter, in dem das Gute und das Böse ständig gegeneinander kämpfen. Genau diese Herausforderung war es, die der Schauspieler annahm und in seinem Spiel umsetzte. Nicht umsonst hatte sich Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling für ihre Buchverfilmungen ausdrücklich gewünscht, die Rolle des Snape mit Rickman zu besetzen. "Ein großer Schauspieler und ein wunderbarer Mann", trauert sie nun über den Kurznachrichtendienst Twitter:
Ambivalente Rollen
Das Gute und das Böse: Alan Rickman beherrschte eine breite Rollenpalette. In besonderer Erinnerung bleiben aber wohl zuerst jene Charaktere, in denen er den Schurken gab. Hollywood-Produktionen legten ihn gern auf die Rolle fest und machten ihn zeitweise zum berühmtesten Film-Fiesling der Welt. So war er 1988 als perfider Terrorist Hans Gruber im ersten Teil von "Stirb langsam" zu sehen, als Gegenspieler von Bruce Willis. Drei Jahre später mimte er in "Robin Hood - König der Diebe" als boshafter Sheriff von Nottingham Kevin Costners Erzfeind.
Seinen entscheidenden Durchbruch als Schauspieler erlebte Rickman 1990 mit der englischen Tragikomödie "Wie verrückt aus tiefstem Herzen" des oscarprämierten Regisseurs Anthony Minghella. Als Verstorbener kehrt hier er unvermittelt ins Leben seiner Freundin zurück. Anders als in Hollywood spielte er in britischen Filmproduktionen eher sanfte, tiefsinnige und melancholische Charaktere, etwa in der Verfilmung des Literaturklassikers "Sinn und Sinnlichkeit" (1995) oder in der romantischen Komödie "Tatsächlich Liebe" (2003). 2005 wirkte er unter dem deutschen Regisseur Tom Tykwer in "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" mit. Sein letzter Film, "Die Gärtnerin von Versailles", lief erst kürzlich in den Kinos.
Aus einfachen Verhältnissen
Dabei war ihm der Beruf des Schauspielers keineswegs in die Wiege gelegt. Alan Sidney Patrick Rickman wurde am 21. Februar 1946 in London geboren. Mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern lebte er im Stadtteil Hammersmith. Rickman war acht Jahre alt, als sein Vater, ein Fabrikarbeiter, starb. Fortan kümmerte sich die Mutter allein um das Wohl der Kinder. Bereits in seiner Kindheit wurde seine Begabung für die Malerei entdeckt und gefördert. Es folgte eine Ausbildung zum Grafikdesigner und die Gründung einer eigenen Firma.
Mit 26 Jahren dann der Berufswechsel. Rickman bekam ein Stipendium an der traditionsreichen Londoner Schauspielschule Royal Academy of Dramatic. Die schauspielerische Bühnenkarriere, auch als Theaterregisseur, öffnete ihm dann jene Türen, die zum Fernsehen und schließlich zum Film führten.
Anerkennung und Auszeichnungen
Alan Rickmans Filmografie kann sich sehen lassen, umfasst sie doch mehr als 60 Filme. Er arbeitete mit zahlreichen der ganz Großen des Fachs vor und mit namhaften Regisseuren hinter der Kamera zusammen. Für seine darstellerische Kunst auf der Bühne und am Set blieb die Anerkennung in Form von Preise und Nominierungen nicht aus. Dazu gehörten 1994 beim Montreal Film Festival die Auszeichnung für den besten Schauspieler, es folgten ein Emmy und ein Golden Globe. Noch 2013 wählte das "Total Film"-Magazin den damals 66-Jährigen auf die Liste der begehrenswertesten Schauspieler - vor Brad Pitt und George Clooney.
Dass Alan Rickman jetzt im Kreise seiner Familie einem Krebsleiden erlag, traf die Filmwelt und seine Fans unerwartet. Bis zuletzt hatte der 69-Jährige seine Krankheit geheim gehalten. So heißt es also Abschied zu nehmen von einem großen Schauspieler, denn aus Welt der Toten zurückkehren konnte er nur im Film - und zaubern nur als Professor Severus Snape.