Markus Lüpertz stellt seine Werke in Bonn aus
8. Oktober 2009Markus Lüpertz ist ein Genie - der Selbstinszenierung. Jeder Auftritt ist bühnenreif. Er wandet sich in maßgeschneiderte Anzüge, an den Fingern glänzen teure Goldringe, Gamaschen betonen seine handgenähten Schuhe. Legendär ist seine Spazierstock-Kollektion. Vornehm geht die Welt zugrunde, dieser Luxuslöwe erfüllt diese Maxime konsequent.
Malen für Dionysos
Dabei hat alles ganz bescheiden angefangen. Markus Lüpertz wurde 1941 in Böhmen geboren, nach dem Krieg verschlug es ihn und seine Familie ins Rheinland. Als Künstler schwamm er gegen den Strom und setzte schon in den 60er Jahren auf gegenständliche Malerei. Ein früher Zyklus steht in der Tradition von Andy Warhol: Donald Duck, ins Monströse aufgebläht und verfremdet, war sein Beitrag zur Kunstdebatte abstrakt versus figurativ. 1966 gibt er in einem Manifest die Losung aus: "Die Anmut des 20. Jahrhunderts wird durch die von mir erfundene Dithyrambe sichtbar gemacht". Dithyrambe - damit bezieht sich Markus Lüpertz auf die ekstatischen Chorlieder, mit denen die Griechen einst dem Gott Dionysos huldigten.
"Malerei ist Krise"
Neoexpressiv und wuchtig verbinden sich Fantastik und Reales. Markus Lüpertz glaubte wieder ans Bild und das zu einer Zeit, in der Konzeptkünstler und Minimalisten die Malerei abgeschrieben hatten. Alles Dekorative ist ihm suspekt. Deutschland ist schon früh ein Thema von Markus Lüpertz. Er schafft einen eigenen Bilderkosmos, voller mythischer Anspielungen. Motive wiederholen sich: Schneckenhäuser, Stahlhelme, Eicheln tauchen verfremdet in seinen meist düsteren Bildern auf. In den 90er Jahren konzentriert er sich auf deutsche Kunst und Dichtung: "Männer ohne Frauen. Parsifal" oder Studie zu Vater Rhein" heißen seine großformatigen Bilder. Jüngere Bilder erinnern an die Malerei der deutschen Expressionisten.
"Ich bin ein begeisteter Bundesrepublikaner"
Markus Lüpertz Produktivität beeindruckt: er malt, er dichtet, er schafft Skulpturen und Bühnenbilder, er unterrichtet. Von 1988 - 2009 ist er Direktor von Europas größter Kunsthochschule, der Kunstakademie in Düsseldorf. Seinen Präsidenten-Job hat er an den Nagel gehängt, aber nicht aus Altersgründen. Denn er möchte "nie so alt werden wie seine Studenten". Ewig währt bekanntlich am längsten und wer sich selbst zum Kunstwerk erklärt, dem ist ein bisschen Unsterblichkeit sowieso gewiss.
Autorin: Sabine Oelze
Redaktion: Manfred Götzke