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Marokko verlangt Abänderung von Algerien-Trikot

30. September 2022

Das Verhältnis von Marokko und Algerien gilt als angespannt. Marokkos Regierung sieht im neuen Aufwärmtrikot des algerischen Fußball-Nationalteams einen kulturellen Diebstahl und wendet sich an Ausrüster Adidas.

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Drei Spieler Algeriens im neuen Aufwärmtrikot des deutschen Herstellers Adidas, das in Marokko für Unmut sorgt.
Das neue algerische Aufwärmtrikot des deutschen Herstellers Adidas sorgt für Unmut im Nachbarland MarokkoBild: AFP via Getty Images

Im Land des WM-Teilnehmers Marokko gibt es Kritik am neuen Aufwärmtrikot der Fußball-Nationalmannschaft des Nachbarlandes Algerien. Die marokkanische Regierung wirft dem algerischen Fußballverband "kulturelle Aneignung" vor und fordert von Ausrüster Adidas, das Trikot zurückzuhalten und neu zu entwerfen. Adidas hatte den Aufwärmdress der nicht für die WM qualifizierten Algerier am vergangenen Freitag (23. September) via Social Media unter dem Namen "Algerian culture wear collection" vorgestellt - "inspiriert von der Architektur des berühmten Palastes El Mechouar in Tlemcen", wie es in dem Instagram-Post des deutschen Sportartikelherstellers hieß. 

Das Design des Trikots nimmt mit seiner blau-gelb-grünen Farbkombination die Muster der Ornamente des Mechouar-Palastes in Algerien auf. Das marokkanische Kulturministerium verweist dagegen auf das typisch marokkanische Zellige-Mosaik und bezichtigt Adidas des kulturellen Diebstahls, einer "Aneignung der marokkanischen Kultur". 

Was ist der Hintergrund?

Das Zellige-Mosaik ist ein traditionelles Muster, das im nordafrikanischen Raum entstand und seither Teil der islamischen Kultur in dieser Region ist. Die Mauren verbreiteten es auch auf der iberischen Halbinsel, als sie diese vom siebten Jahrhundert an eroberten. Die berühmten Mosaike zieren heute Moscheen auf der ganzen Welt und haben ihren Ursprung häufig in Marokko. Der für die Herstellung der Ziegel verwendete Ton wird in Fes und Meknès gewonnen.

Zwei Frauen stehen vor einem Eingang und neben einer Wand mit typischen Ornamenten am Mechouar-Palast im algerischen Tlemcen
Ornamente im Mechouar-Palast im algerischen TlemcenBild: imago/Xinhua

Die "Königsstadt" Fes liegt im Norden Marokkos, etwa 300 Kilometer von der Grenze zu Algerien entfernt. Der Mechouar-Palast in der algerischen Stadt Tlemcen mit angrenzender Moschee und Zitadelle ist eine der wichtigsten kulturellen Stätten des Landes und liegt im Nordwesten Algeriens, unweit der Grenze zu Marokko. 

Um die rund 2.000 Kilometer lange Grenze der beiden Staaten, quer durch die Sahara-Wüste, hatte es nach der Unabhängigkeit von Frankreich als Kolonialmacht mehrere gewaltsame Konflikte gegeben. Auch wenn die militärischen Auseinandersetzungen beigelegt sind, gilt das Verhältnis zwischen beiden Ländern bis heute als angespannt. 

Welche Reaktionen gibt es?

"Wir haben das Unternehmen darauf hingewiesen, dass dies eine kulturelle Aneignung und ein Versuch ist, ein Element des traditionellen marokkanischen Kulturerbes zu stehlen und es außerhalb seines Kontextes zu verwenden, was zum Verlust und zur Verzerrung der Identität und Geschichte dieser kulturellen Elemente beiträgt", schrieb der Rechtsanwalt Mourad Elajouti im Namen des marokkanischen Kulturministeriums auf Facebook. 

Naoufal Bouamri unterstützt den Vorwurf der kulturellen Aneignung durch Algerien: "Die aktuelle Kontroverse ist ein natürliches Ergebnis der wiederholten Versuche des algerischen Staates, das marokkanische Erbe als ein algerisches zu präsentieren", sagte der marokkanische Rechtsanwalt der DW und sieht in "verschiedenen kulturellen und sportlichen Bereichen" großes Konfliktpotenzial "zwischen beiden Ländern". "Die aktuelle Debatte kann eine erhebliche Eskalationsstufe annehmen", sagte Bouamri. 

Nach Informationen des britischen Senders BBC hat die marokkanische Regierung Adidas aufgefordert, binnen zwei Wochen eine abgeänderte Version des Trikots zu präsentieren. Adidas hat sich auf eine Anfrage der DW (vom 30. September) noch nicht geäußert. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion