McCain wählt Palin
30. August 2008Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat John McCain hat vor jubelnden Anhängern seine Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten präsentiert: die kaum bekannte 44-jährige Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin. Palin sei "genau das, was ich brauche. Sie ist exakt das, was dieses Land braucht im Kampf gegen die immergleiche Politik in Washington, die das Ich an die erste Stelle setzt und das Land an die zweite", sagte er am Freitag (29.08.2008).
Die Nominierung der jungen Gouverneurin als Mitstreiterin gilt als Überraschung. Palin erklärte bei dem Auftritt in Ohio, einem der wahlentscheidenden Staaten, sie fühle sich geehrt. "Es gibt nur einen Kandidaten, der wirklich für Amerika gekämpft hat, und das ist John McCain", sagte sie an der Seite des strahlenden Präsidentschaftskandidaten.
McCain, der am Freitag 72 Jahre alt wurde, überging mit seiner Entscheidung weitaus prominentere Anwärter auf das Vizeamt wie den früheren Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Palin war bei den Spekulationen um McCains Wahl allenfalls als krasse Außenseiterin genannt worden. Experten werteten seine Entscheidung für die Gouverneurin vor allem als Versuch, Wählerinnen auf seine Seite zu ziehen. Außerdem habe er angesichts seines eigenen Alters und der relativen Jugend seines demokratischen Rivalen Barack Obama frischen Wind in seinen Wahlkampf bringen wollen.
Jung, weiblich – stramm konservativ
Palin ist die jüngste Gouverneurin und zudem die erste Frau, die das Amt als Regierungschefin von Alaska ausfüllt. Den ölreichen Bundesstaat im Norden regiert sie allerdings erst seit Dezember 2006. Sie bringt Eigenschaften mit, die dem Senator aus Arizona im Rennen um das Weiße Haus durchaus helfen können: Die Mutter von fünf Kindern gilt als stramm konservativ, ist entschiedene Abtreibungsgegnerin und auf Lebenszeit Mitglied der Waffenlobby NRA, was bei der republikanischen Basis gut ankommt. Die studierte Journalistin machte sich zudem einen Namen als Kämpferin gegen Korruption.
"Strategisch geniale Entscheidung"
Politologe Michael Lindsay von der Rice University sprach von der bislang größten Überraschung des Wahlkampfs. Der Schritt sei "strategisch genial": McCain habe einerseits einen reformorientierten Vize benötigt, habe andererseits auch dringend die religiösen Republikaner ansprechen müssen.
Auch Chip Hanlon von Delta Global Advisers lobte die Wahl. Dies sei nicht nur strategisch zu sehen, sondern weil Palin wirklich gescheit sei.
Dennis Goldford von der Drake University warnte jedoch, dass damit noch einmal das Alter des 72-jährigen McCain betont werde. Es sehe nun so aus, "als ob McCain und seine Tochter" ins Rennen zögen.
Eine Generation jünger als Obamas Vize
Mit ihren 44 Jahren ist Palin eine ganze Generation jünger als der 65-jährige demokratische Vizepräsidentschaftskandidat Joe Biden und drei Jahre jünger als McCains Rivale Barack Obama. Im Falle einer Wahl McCains zum US-Präsidenten wäre Palin die erste Frau auf dem Posten des Vizepräsidenten in der US-Geschichte.
Palin ist die zweite Frau, die für das Amt des Vizepräsidenten nominiert wurde. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Walter Mondale zog 1984 mit Geraldin Ferraro ins Rennen um das Weiße Haus. Das Duo verlor damals gegen den amtierenden Präsidenten Ronald Reagan und dessen Vize George Bush senior. (rri)