Megatrend in Barcelona: Save my Smartphone!
25. Februar 2014Rund eine Milliarde Smartphones wurden im vergangenen Jahr verkauft - und es bedarf wenig zu sagen, dass dieser Trend weiter anhalten wird. Immer mehr Menschen entscheiden sich für die praktischen Taschencomputer und lassen dafür den heimischen PC links liegen. Und nicht nur Smartphones werden unterwegs benutzt, auch Tablets setzen ihren Siegeszug weiter fort. Gigantische Mengen an Daten werden damit rund um den Globus geschickt, man kann von unterwegs seinen Status bei Facebook oder Twitter checken, bei Amazon oder Ebay einkaufen oder seine Bankgeschäfte abwickeln.
Dubiose Apps
Das ist bequem und praktisch, doch es hat auch seine Schattenseiten. Denn weil viele mobile Geräte, im Gegensatz zum heimischen PC oder Laptop, nicht ausreichend geschützt sind, hat sich eine Branche besonders schnell umgestellt: die Cyberkriminellen. Die haben es vor allem auf Geräte abgesehen, die mit dem Google-Betriebssystem Android laufen - und das sind immerhin drei Viertel aller Smartphones. Der Sicherheits-Anbieter Kaspersky Lab hat mittlerweile 10 Millionen dubiose Apps auf dem Radar. Die meisten davon stammen aus unsicheren Quellen - und nicht aus dem offiziellen Google Play Store. Aber auch Apple-User werden nicht immer verschont.
Ein Merkel-Phone?
Was tun? Ein abhörsicheres Smartphone? Das kostet Tausende Euro. Bislang. Der Schweizer Anbieter Blackphone will das ändern. Das Gerät, das in Barcelona zu sehen ist, sei das sicherste Telefon am Markt, sagt Co-Gründer Javier Agüera, jeder könne bestimmen, wer welche Daten bekommt. "Wir spüren, dass es ein Bedürfnis gibt, die Privatsphäre der Menschen zu wahren", sagt Agüera. "Das betrifft alle, das ist nicht auf bestimmte Menschen beschränkt. Wir bieten eine Lösung an, entwickelt von Sicherheitsexperten, für den täglichen Gebrauch, für den ganz normalen Nutzer." Der Preis für das Gerät: 450 Euro.
Kostenloser Schutz
Aber man kann sich freilich auch für eine Anti-Viren-App entscheiden. Die meisten davon wie Avast oder AVG werden kostenlos angeboten. Das zwingt auch die etablierten Hersteller, nachzuziehen. So wird McAfee, die seit drei Jahren zu Intel gehören, sein Schutzprogramm Mobile Security ab sofort umsonst zur Verfügung stellen. Das wurde auf dem Mobile World Congress angekündigt. Alexander Salvador von McAfee verweist auf die unterschiedlichen Ansprüche der Kunden: "Bei Notebooks und PCs steht die Sicherheit immer im Vordergrund und der mögliche Verlust von Daten. Bei Smaprtphones oder Tablets ist es eher die Angst vor dem Verlust des Geräts. Intel hat sich zum Ziel gesetzt, 2014 alle Endgeräte kostenlos zu schützen." Und von diesen Endgeräten werden die Menschen immer mehr besitzen, prophezeit Salvador, wenn demnächst noch sogenannte Wearables dazukommen, also Smartwatches oder Fitnessbänder. "Da wollen wir auf die Sicherheitsgefahren aufmerksam machen. Wir wollen immer das ganze digitale Leben unserer Kunden schützen."
Schachspiel zwischen gut und böse
Freilich ist das für die Sicherheitsbranche eine Herausforderung, denn genau wie Nutzer und Cyberkriminelle müssen sie sich auf die mobile Internet-Welt umstellen. "Die Sicherheitsanbieter, aber auch die Hard- und Softwarehersteller, werden gewiss dafür sorgen, dass das Internet in Gang bleibt - für die guten Jungs, für die Verbraucher", sagt Con Mallon von Symantec. "Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den Übergang von der traditionellen PC-Welt in die mobile Welt schaffen."
Aber es ist auch wie beim Wettlauf von Hase und Igel, oder wie Mallon den Kampf gegen die "bösen Jungs" beschreibt: wie ein Schachspiel. "Die Angreifer machen einen Zug, wir blocken sie und wehren sie ab. Dann schlagen sie wieder zurück - und so weiter. Das war so in den letzten 20 Jahren. Und einige Leute befürchten, das Internet wird überflutet von Cyberkriminellen und Hackern."
Firmendaten auf dem Smartphone
Noch sensibler wird die Sache freilich, wenn Firmendaten ins Spiel kommen. Immer mehr Mitarbeiter wollen mit mobilen Geräten arbeiten. Manche Unternehmen machen es sich einfach und verbieten es schlicht. Lösungen für das mobile Datenmanagement von Unternehmen bietet zum Beispiel Airwatch an. "Vor allem die jüngere Generation kommt an den Arbeitsplatz, hat schon immer ein Smartphone benutzt und will nun dieselbe Unkompliziertheit", sagt Dominic Schmidt-Rieche von Airwatch. Und genau so bei der Beschaffung von Informationen, egal wann und wo, auch am Arbeitsplatz. "Wir helfen dann den Unternehmen, diese Geräte zu managen und stellen sicher, dass die wichtigen Firmeninformationen nicht abhanden kommen. Und wir sorgen dafür, dass die Mitarbeiter schnell damit arbeiten können." Ein offenbar wachsendes Geschäftsfeld: Airwatch hat seine Mitarbeiterzahl in nur zwei Jahren verdoppelt - und sucht händeringend weitere.
100 Prozent Sicherheit, so sagen es alle Experten auf dem MWC, werde es trotz allem nicht geben. Aber jeder Smartphone-Nutzer hat es zumindest selbst in der Hand, wie sicher sein Gerät ist. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass die nächste Attacke schon irgendwo im Netz lauert.