Mehr als 500 Bootsflüchtlinge in sicheren Häfen
11. Dezember 2022Die deutsche "Humanity 1" hat mit 261 geretteten Menschen an Bord im italischen Hafen Bari angelegt. Die italienischen Behörden hatten dem Schiff der Hilfsorganisation SOS Humanity, das rund 300 Seemeilen von Bari entfernt war, am Freitagabend den Hafen an der Adria zugewiesen. Die Fahrt dorthin bei extrem schlechten Wetter und hohem Wellengang habe 40 Stunden gedauert, erklärte SOS Humanity. Viele Menschen an Bord seien nass geworden und seekrank.
Auf der "Humanity 1" waren nach Angaben der Crew auch 93 Minderjährige an Bord, die meisten davon ohne Begleitung erwachsener Angehöriger. Viele Menschen zeigten demnach Spuren von Folter. Einige hätten angegeben, sexuell missbraucht worden zu sein. Als Herkunftsländer nannte die Organisation Staaten wie Syrien, Ägypten, Kamerun und die Elfenbeinküste.
Diesmal soll es schneller gehen
Ebenfalls am Freitag hatten die italienischen Behörden der "Geo Barents" den Hafen von Salerno, südlich von Neapel, zugewiesen. Das unter norwegischer Flagge fahrende Rettungsschiff der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat 248 Menschen an Bord genommen. Die Frauen, Kinder und Männer waren vor der libyschen Küste von Schlauch- und Holzbooten aufgegriffen worden.
Die "Geo Barents" und die "Humanity 1" hatten die Flüchtlinge und Migranten bei mehreren Einsätzen seit dem vergangenen Wochenende gerettet. Noch im November hatten die privaten Rettungsschiffe wegen eines Streits mit der neuen Rechtsregierung in Rom lange auf einen Hafen warten müssen. Und dann durften zunächst nicht alle Geretteten von Bord gehen. Diesmal soll es aber schneller gehen.
Rom bleibt auf Linie
Dennoch betont das Innenministerium in Rom, die grundsätzliche Haltung der Regierung habe sich nicht geändert. Die Crews hätten die Wettervorhersagen als "Vorwand" genommen, um Notlagen an Bord zu melden. Weil die Häfen und Einrichtungen zur Aufnahme von Flüchtlingen auf Sizilien überfüllt seien, habe man den Schiffen andere Städte zugewiesen. Zudem wirft Rom den Organisationen ständig vor, die gefährliche Flucht übers Mittelmeer zu begünstigen. Sie seien damit ein entscheidender Faktor für illegale Einwanderung.
Es gibt auf dem Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettung mehr. Lediglich die Schiffe privater Hilfsorganisationen halten noch Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten.
rb/ww (dpa, epd)