Neue Proteste in Syrien und Jemen
20. Mai 2011Tausende Regierungsgegner sind am Freitag (20.05.2011) in Syrien landesweit auf die Straße gegangen. Nach Berichten von Augenzeugen sind dabei mindestens 30 Menschen bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften getötet worden. Allein in der Protesthochburg Homs soll es mindestens elf Tote gegeben haben. Aus dem südsyrischen Sanamein sowie der Hauptstadt Damaskus wurden ebenfalls mehrere Todesopfer gemeldet.
Für Freitag hatte die Protestbewegung auf ihrer Facebook-Seite "Die syrische Revolution 2011" zu neuen Aktionen für Freiheit und nationale Einheit aufgerufen. Die größte Demonstration seit Beginn des Aufstands soll in der Küstenstadt Banias stattgefunden haben. In Hama nördlich von Homs sollen 20.000 Menschen auf die Straße gegangen sein.
Die genaue Lage in Syrien ist unklar. Nachrichten, die derzeit aus Syrien dringen, können nicht überprüft werden, weil die Regierung unabhängige Journalisten des Landes verwiesen hat. Seit dem 15. März kamen bei den Protesten laut den Vereinten Nationanen (UN) und Menschenrechtsorganisation mindestens 850 Menschen ums Leben, mehr als 8000 wurden festgenommen. Die Proteste richten sich gegen den autokratisch herrschenden Präsidenten Baschar al-Assad.
Hunderttausende im Jemen fordern den Rücktritt Salehs
Auch im Jemen haben wieder zehntausende Menschen am Freitag nach dem Mittagsgebet in vielen Städten demonstriert. Sie fordern den Rücktritt von Machthaber Ali Abdullah Saleh, der das Land seit 32 Jahren regiert. Tausende Demonstranten versammelten sich vor Salehs Palast in der Hauptstadt Sanaa.
Hunderttausende haben in den vergangenen drei Monaten an den Protesten gegen das jemenitische Regime teilgenommen. Dabei wurden rund 170 Menschen von Sicherheitskräften und Saleh-Anhängern getötet und tausende weitere verletzt.
Saleh kündigt Neuwahlen an
Unterdessen kündigte Ali Abdullah Saleh am Freitag in einer Rede vor Regierungsanhängern vorgezogene Präsidentschaftswahlen an. "Um Blutvergießen zu verhindern, fordern wir eine vorzeitige Präsidentenwahl (...) in einer demokratischen Weise", sagte Saleh. Opposition und Ausland üben wachsenden Druck auf den Präsidenten aus, von seinem Amt zurückzutreten. Erst am Mittwoch war eine Einigung darüber gescheitert.
Am Donnerstag erklärte ein Regierungssprecher, Saleh wolle am Sonntag seinen Rücktritt erklären und ein entsprechendes Abkommen unterzeichnen, obwohl der Machthaber diesen Schritt noch am Vortag ausgeschlossen hatte. Die jemenitische Opposition reagierte skeptisch auf die jüngste Ankündigung. Oppositionssprecher Mohammed al Sabri erklärte, Saleh wolle so Zeit gewinnen.
Autorin: Gönna Ketels (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Nicole Scherschun