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"Mein Einsatz": Arabella Steinbacher setzt auf Musik

Die Fragen stellte Gaby Reucher.10. November 2015

Musik verbindet Kulturen. Das ist für die Geigerin Arabella Steinbacher nicht einfach so dahin gesagt. Sie hat es am eigenen Leib erfahren. Bei den Tsunami-Opfern in Japan und bei den Flüchtlingen in München.

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Arabella Steinbacher (Foto: Peter Rigaud)
Bild: Peter Rigaud

Schriftsteller, Musiker, Künstler, Theaterleute – viele sehen sich als Bürger dieser Welt und nutzen ihre Popularität, um zur Solidarität mit Flüchtlingen aufzurufen, Spenden zu sammeln oder aufkeimenden Rassismus zu kritisieren. Woher kommt ihr Engagement? Drei Fragen, drei Antworten: unsere DW-Serie "Mein Einsatz".

DW: Wie setzen Sie sich für Flüchtlinge ein?

Arabella Steinbacher: Wir hatten in München seit den Sommerferien unheimlich viele Flüchtlinge, die jeden Tag am Hauptbahnhof angekommen sind. Es war rührend zu sehen, wie viele Menschen ihnen geholfen haben, wo sie nur konnten. Da entstand bei mir und meiner Freundin Dorothee Binding die Idee zu einem Benefizkonzert.

Viele haben mitgeholfen. Zusammen mit Beatrix Jacubicka von der Münchner Friedenskette und dem Lions Club München Cuvilliés haben wir das Ganze innerhalb von nur fünf Tagen auf die Beine gestellt. Eins kam zum anderen. Die Sankt Michaelskirche in München kam auf uns zu und sagte: "Ja, wir haben kurzfristig den Raum frei für ein Konzert"und schon am 13. Septmeber stand ich da und habe gespielt. Viele Flüchtlinge mit ihren Kindern kamen ins Konzert, das war besonders schön. Wir haben in der kurzen Zeit sogar 15 Tausend Euro Spenden gesammelt.

Warum tun Sie es?

Mit Dorothee Binding habe ich auch 2011 in Japan das Projekt "Music of Hope" gemacht. Damals sind wir gemeinsam zu den Tsunamiopfern geflogen und von Sendai aus die weite Strecke in die Gebiete gefahren, in denen so gut wie nichts mehr stand. Dort habe ich für die Menschen, die in Notunterkünften lebten, gespielt. Die Idee, in München ein Benefizkonzert für die Flüchtlinge zu organisieren, lag für uns beide also nicht fern.

Was möchten Sie damit bewirken?

Eigentlich war der Gedanke vorherrschend, dass man über Musik Hoffnung gibt. Damals in Japan war es mir als Halbjapanerin ein besonders großes Anliegen, den Menschen, die durch diese Erlebnisse so traumatisiert waren, über die Musik Kraft und ein bisschen Hoffnung zu geben. Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben auch Schlimmes hinter sich, und viele sind traumatisiert. Musik ist einfach ein besonderes Heilmittel für die Seele, das ohne Worte, ohne Erklärung direkt in die Herzen geht.

Ich war zwei Tage vor dem Benefizkonzert in der "Funkkaserne" und habe auch dort für die Flüchtlinge gespielt. Danach forderte ich die Kinder auf, ob sie nicht selbst etwas singen möchten, und ein kleiner Junge sang daraufhin ein Lied aus seiner Heimat. Das war unglaublich rührend. Er hat mit geschlossenen Augen so voller Leidenschaft gesungen, dass man einfach merkte, Musik ist wie eine Therapie. Auch für diesen Jungen selbst, der dieses Lied aus seiner Heimat gesungen hat, die er hinter sich lassen musste. In solchen Momenten spürt man die Kraft der Musik.

Die 33-jährige Geigerin Arabella Steinbacher gehört zu den führenden Solistinnen der großen Konzertbühnen in London, Paris, New York oder Tokio. Die Tochter einer japanischen Sängerin und eines deutschen Musikprofessors arbeitet immer wieder mit Stardirigenten wie Zubin Mehta, Lorin Maazel oder Christoph Eschenbach zusammen. Doch sie vergisst auch die kleinen Bühnen und die kleinen Menschen nicht. Als Botschafterin für die Hilfsorganisation "CARE" hat sie 2011 für die Tsunamiopfer in Japan gespielt. Bei der Idee, in ihrer Heimatstadt München ein Benefizkonzert für die Flüchtlinge und insbesondere für die Kinder zu geben, war sie gleich Feuer und Flamme.