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Bundesliga in Corona-Zeiten? Na klar!

27. Dezember 2020

Die Bundesliga spielt, die Skispringer springen - der Rest des Landes sitzt im harten Lockdown. Das ist richtig, meint DW-Redakteur Jens Krepela, denn für den Profisport gelten andere Regeln.

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Fußball Bundesliag 1.FC Köln vs Bayer Leverkusen
Bild: Wolfgang Rattay/AFP/Getty Images

Kein Haarschnitt mehr vor den Feiertagen, Weihnachten im kleinsten Kreis, kein Feuerwerk zu Silvester – der Lockdown schlägt allen aufs Gemüt. Doch im Fernsehen läuft in diesen Tagen Skispringen, die Vierschanzen-Tournee, wie eh und je, lediglich ohne jubelnde Masse. Direkt nach dem Jahreswechsel wird auch wieder in der Bundesliga gekickt. Das ist manchen ein Dorn im Auge. Die Argumente: Der Profisport, allen voran der Fußball, müsse sich solidarisch zeigen, seiner Vorbildfunktion gerecht werden und ebenfalls pausieren, wenn Millionen Hobbykicker wegen Corona mancherorts noch nicht mal allein auf die Bolzplätze dürfen.

So bedauernswert dieser Zustand ist, so unlogisch ist die Folgerung. Analog könnte man fordern, dass VW aufhört, Autos zu bauen, Handwerker aufhören zu arbeiten, die Bahn den Zugverkehr einstellt - aus Solidarität, als Signal des absoluten Stillstands in der Pandemie. Das Gegenteil ist richtig. Jeder, der gut geregelt und dementsprechend sicher arbeiten kann, soll es tun.  

Kalte Professionalität versus große Skepsis 

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"Bundesliga als Vorbild" meint DW-Redakteur Jens Krepela

In dieser Hinsicht ist die Bundesliga ihrer Vorbildrolle gerecht geworden. Allerdings völlig anders, als die Kritiker es sich wünschen. Hart war die Kritik an DFL-Chef Christian Seifert im April, als er das Hygienekonzept vorstellte und die Absicht erklärte, den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu wollen. Fußball wurde zum Politikum, eine Umfrage im Auftrag der DW ergab, dass auch die Mehrheit der Deutschen den Neustart skeptisch sah. Um ihn durchzuboxen, brauchte es sehr gute politische Kontakte, viel Geld und ja, auch kalte Professionalität - Faktoren, die klar werden lassen, das eigentlich nur der Fußball es vermochte, dieses Eis zu brechen. 

Radsportfans wissen: Wer vorne fährt, hat den heftigsten Gegenwind. Den spürten auch Seifert und die DFL, doch kaum waren die ersten Geisterspiele gespielt, verflüchtigte er sich schnell. Im Windschatten folgten die anderen Sportarten wie eben der Radsport oder auch Tennis in ihrer jeweils eigenen "Bubble", nicht nur in Deutschland. Weltweit fand das Konzept Beachtung: "Die Bundesliga war der Kurve voraus”, erklärt US-Sportjournalist Taylor Twellmann gegenüber der DW, "das Konzept wurde häufig als Blaupause für die Rückkehr der US-Profiligen MLS, MLB und NBA [US-Ligen im Fußball, Baseball und Basketball - Anm. d. Red.] genannt.”

Eindämmung funktioniert

Das Hygienekonzept funktioniert bis heute. Corona-Ausbrüche in Köln oder Hoffenheim bestätigen das, sie konnten schnell eingedämmt werden. Die Bundesligaklubs können sich den Aufwand, der dafür notwendig ist, leisten: Regelmäßige Tests, hohe Hygienestandards bei Reisen, lückenlose Kontaktnachverfolgung. All das ist in Hobbymannschaften ehrlicherweise nicht zu schaffen, der Lockdown in diesem Bereich deshalb schmerzhaft, aber richtig. 

Berlin | Pressekonferenz: Jens Spahn
Bundesgesundheitsminister Spahn: "Profisport derzeit vertretbar"Bild: Hannibal Hanschke/REUTERS

Diesen Unterschied betonte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der Bundesligaspiele während der Pandemie derzeit für vertretbar hält: "Man muss immer dazu sagen, dass es sich bei Profisport um Berufsausübung handelt.” Das stichhaltigste Argument der Kritiker räumte der Minister bei dieser Gelegenheit auch noch ab: die Frage der Testkapazitäten. Waren sie während der ersten Corona-Welle noch knapp, sei die Verfügbarkeit inzwischen "sehr, sehr hoch”. Die Skispringerinnen, Fußballer und Handballerinnen nehmen also nichts in Anspruch, was anderswo dringender gebraucht würde. 

Wer nun dennoch für einen Stopp der Bundesliga votiert, hat sich offenbar einen romantischen Blick auf den Fußball-Zirkus bewahrt. Die Wahrheit ist: Es ist ein gigantisches Business. Von der anfangs der Pandemie vielbeschworenen Demut ist nicht mehr viel zu spüren, Millionentransfers wie der von Leroy Sané sind der Beweis. Gleichzeitig droht das Business seine Protagonisten zu fressen: Zu mörderisch ist die Terminhatz für die Spieler in dieser Corona-Saison. All das sind Punkte für berechtigte Kritik. Sie betreffen aber das "Wie” und nicht die Frage, ob nun gespielt werden darf oder nicht.   

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor