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Meinung: Nur solide reicht nicht

24. Juni 2021

Wenn sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw im Achtelfinale der EURO 2020 nicht gewaltig steigert, ist der EM-K.o. nur um ein Spiel verschoben worden, meint Stefan Nestler.

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Fußball EM EURO 2021 | Deutschland v Ungarn
Bild: ALEXANDER HASSENSTEIN/REUTERS

Das war knapp. Viel hat nicht gefehlt zur neuerlichen Blamage. Nichts anderes wäre eine Niederlage gegen Ungarn gewesen. Deutschland wäre bei dieser Europameisterschaft nach der Vorrunde ausgeschieden, wie schon bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Spott und Hohngelächter wären dem DFB-Team sicher gewesen. Dass es nicht dazu kam, war zwei Faktoren zu verdanken: der Moral der Mannschaft und einer gehörigen Portion Glück.

Moral bewies das Team von Bundestrainer Joachim Löw vor allem nach dem Nackenschlag des zweiten Gegentreffers. Nach Kai Havertz' Tor zum 1:1 hatte es nur 15 Sekunden gedauert, bis die Ungarn erneut in Führung gegangen waren. Vor drei Jahren in Russland hätte sich Löws Mannschaft davon wahrscheinlich nicht mehr erholt. Diesmal aber steckte sie nicht auf und wurde durch Leon Goretzkas Treffer zum 2:2 wenige Minuten vor Schluss belohnt.

Zu langsam, zu wenig kreativ

Es war ein glückliches Ende eines ziemlich verkorksten Spiels, das die Schwächen des deutschen Teams einmal mehr offenlegte. Bei beiden Gegentreffern, nach schnellen Angriffen der Ungarn, wirkte die Abwehr des DFB-Teams wie im Tiefschlaf: gedanklich und körperlich viel zu langsam. Gegen spielstärkere Gegner als die Ungarn hätte das leicht in einem Debakel enden können.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Auch in der Offensive fehlten diesmal - anders als noch beim 4:2 gegen Portugal - die Geschwindigkeit im Spiel und die Kreativität, um das ungarische Abwehrbollwerk auszuhebeln. Am Ende packte Joachim Löw die Brechstange aus, wechselte geballte Offensivkraft ein und hatte dabei ein glückliches Händchen: Debütant Jamal Musiala leitete den entscheidenden Angriff ein, den der ebenfalls eingewechselte Leon Goretzka zum 2:2 vollendete. Das DFB-Team zog damit noch gerade eben seinen Kopf aus der Schlinge.

Turnier beginnt wieder neu

Nimmt man alle drei bisherigen EM-Auftritte zusammen, hat die Mannschaft von Trainer Joachim Löw überwiegend solide gespielt, aber nicht begeisternd. Zu den Favoriten zählt sie in dieser Form nicht. Das Gute an einer weniger guten Vorrunde ist, dass im Achtelfinale das Turnier wieder quasi bei Null beginnt. Am kommenden Dienstag im Wembleystadion gegen England muss sich das DFB-Team allerdings gewaltig steigern. Andernfalls ist der EM-K.o. und damit das Karriereende Löws als Bundestrainer nur um ein Spiel verschoben worden.

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Stefan Nestler Redakteur und Reporter