Menschen 2015
Sie haben das Jahr geprägt, haben etwas bewegt oder uns gerührt. Politiker, Zeichner, Kinder. Ihre Macht hat uns beeindruckt, ihre Ohnmacht erschüttert. Manche sind für immer gegangen.
Der ewige Kanzler
Mit 96 Jahren ist er doch gestorben. Helmut Schmidt schien unsterblich, war eine Institution, galt als beliebtester Kanzler. Er erklärte den Deutschen die Welt und der Welt Deutschland. Niemand hierzulande verkörperte den Elder Statesman wie er. Groß war die Anteilnahme, als er am 10. November in seiner Heimatstadt Hamburg starb.
Die Frau des Jahres
Ob sie nach ihrer Kanzlerschaft die Beliebtheit eines Helmut Schmidt erreichen wird? In diesem Jahr jedenfalls sind Angela Merkels Umfragewerte in Deutschland gesunken. Viele Deutsche sind unzufrieden mit ihrer Flüchtlingspolitik. International jedoch hat ihr die Aufnahme von Flüchtlingen viel Respekt eingebracht. Das Time Magazine hob sie als "Person des Jahres" auf die Titelseite.
Das weinende Mädchen
Noch bevor die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland stark anstieg, sorgte Merkel für Kopfschütteln, als sie versuchte, ein palästinensisch-stämmiges Mädchen mit Streicheleinheit zu trösten. Reem Sahwil hatte von ihren Sorgen erzählt, von der Angst vor Abschiebung. "Politik ist manchmal hart", hatte Merkel geantwortet, da begann Reem zu weinen. Merkel habe immerhin zugehört, sagte sie hinterher.
Der tote Junge am Strand
Tausende Menschen sind in diesem Jahr gestorben auf der Flucht vor Krieg, Elend und Armut. Männer, Frauen und Kinder. Aylan Kurdi war drei Jahre alt, als er Anfang September auf dem Weg nach Europa ertrank. Das Bild des syrischen Jungen sorgte weltweit für Entsetzen. Doch auch ein Vierteljahr danach ertrinken jede Woche Menschen vor Europas Küsten.
Die Augen des Zeichners
Stéphane Charbonnier, genannt Charb, Herausgeber und Chefzeichner, Gesicht von Charlie Hebdo. Hier gedenken Demonstranten in Paris Charb und seiner ermordeten Kollegen. Insgesamt 17 Menschen hatten islamistische Terroristen Mitte Januar bei Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitung und einen jüdischen Supermarkt getötet.
Der Überlebende
Nur zehn Monate nach den Angriffen vom Januar sterben 130 Menschen in Paris - erneut wird die Stadt Ziel von Islamisten. Der Mann auf der Bahre hat die Terroranschläge auf Stadien, Restaurants und ein Konzert überlebt. Bei der Trauerfeier am Invalidendom verspricht Präsident Hollande den Angehörigen und Überlebenden, alles zu tun, die Verantwortlichen "zu zerstören".
Der Untote
Und meint damit diesen Mann: Abu Bakr al-Baghdadi, seit 2014 selbst ernannter Kalif eines "Islamischen Staates". Mit Enthauptungen und Geiselnahmen festigt er sein Schreckensreich - und lässt sich stets eine theologische Begründung für den Terror einfallen. Immer wieder kursieren Gerüchte über seinen Tod. Bislang sind sie unbestätigt.
Der Godfather
Der Vergleich mit dem Paten stammt von ihm selbst. Er sieht sich als Förderer des Fußball. Doch alle Welt musste an den Mafia-Boss von Francis Ford Coppola denken, schließlich wird Blatter Korruption in großem Stil vorgeworfen. Im Juni ließ er sich zunächst als FIFA-Präsident wiederwählen, kündigte seinen Rücktritt an und wurde im Oktober schließlich von der Ethikkommission der FIFA gesperrt.
Die Uroma
So lange hat kein britischer Monarch die Krone getragen: seit bald 64 Jahren ist Elisabeth II. Queen. Als sie den Thron besteigt, heißt der Premierminister Winston Churchill. Elisabeth II. gewährt ihm wöchentlich Audienz – und seitdem elf seiner Nachfolger. 2015 freut sie sich neben dem Regentschafts-Rekord über ihr fünftes Urenkel: Prinzessin Charlotte von Cambridge.
Der geläuterte Putschist
Mitte der 80er Jahre regierte er als Militärdiktator, jetzt will er Nigeria als Demokrat umkrempeln. Seit Mai ist Muhammadu Buhari Präsident des bevölkerungsreichsten Landes in Afrika. Der Neue will die Korruption im Ölstaat bekämpfen und die Terrorgruppe Boko Haram besiegen. Die Erwartungen an Buhari sind groß, doch noch ist wenig zu sehen vom versprochenen Wandel.
Der Donald
Er dominiert die Schlagzeilen, er dominiert die Umfragen. Wird der Rassist und Islamfeind Kandidat der Republikaner und dann mächtigster Mann der Welt? So recht kann sich das in Europa niemand vorstellen. Und doch ist man auch hier fasziniert vom Milliardär mit Fönfrisur. Seit seiner Kandidatur erhält Google viermal mehr Suchanfragen zu seinem Namen als zu "Hillary Clinton". 2016 wissen wir mehr.