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Politik

"Tausende Tote durch russische Bomben"

30. September 2016

Seit dem militärischen Eingreifen Moskaus in den Syrien-Krieg vor einem Jahr sind nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 10.000 Menschen durch russische Luftangriffe getötet worden.

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Russische Bomber über Syrien
Russische Bomber über Syrien Bild: picture-alliance/dpa/Russian Defence Ministry

Unter den 9364 Todesopfern der Angriffe der russischen Luftwaffe Syrien seien 3800 Zivilisten - mehr als 900 von ihnen Kinder -, teilte die den Gegnern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nahe stehende syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien mit.

Dazu kämen fast 2750 getötete Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und gut 2800 getötete Mitglieder islamistischer und anderer Rebellengruppen. Die Angaben der Beobachtungsstelle, die ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort bezieht, sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Russland hatte am 30. September 2015 zur Unterstützung des Assad-Regimes mit Luftangriffen in den mehr als fünfjährigen syrischen Bürgerkrieg eingegriffen.

Moskau: Beobachter unglaubwürdig

Russland wies die Angaben der Beobachtungsstelle als unglaubwürdig zurück. Es sei fraglich, ob eine in Großbritannien angesiedelte Organisation wirklich wisse, was in Syrien geschehe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Hauptziel der russischen Militärintervention in Syrien sei es, "die Syrer und die syrische Armee im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen", betonte Peskow. Dabei gebe es Erfolge.

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte gegen die Stimmen Russlands und Chinas die "systematischen" Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch das Assad-Regime. In der Resolution forderte der Menschenrechtsrat die Regierung in Damaskus auch auf, der von ihm berufenen Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen in Syrien die Einreise zu erlauben.

WHO: Verletzte evakuieren

Unterdessen forderte die Weltgesundheitsorganisation die sofortige Evakuierung kranker und verletzter Menschen aus umkämpften Gebieten in Syrien. Die Konfliktparteien müssten die Verwundetentransporte erlauben, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in einem in Genf veröffentlichten Appell.

Aleppo: Ein Mann trägt bei einem Luftangriff verletztes Kind
Aleppo: Ein Mann trägt ein bei einem Luftangriff verletztes Kind Bild: Reuters/A. Ismail

Allein in dieser Woche seien in dem von Rebellen gehaltenen Osten der Stadt Aleppo mindestens 840 Menschen verletzt worden, heiß es seitens der WHO. "Die Lage in Aleppo ist herzzerreißend und macht einen wütend", sagte Chan. Die unaufhörlichen Angriffe auf Ärzte, Pfleger und Krankenhäuser müssten sofort aufhören, verlangte die WHO-Chefin.

Nach Angaben des Nothilfekoordinators der Vereinten Nationen, Stephen O'Brien, sind in den vergangenen Tagen bei den heftigen Angriffen auf Ost-Aleppo 320 Zivilisten getötet worden, unter ihnen 100 Kinder. Der von Aufständischen gehaltene Teil von Aleppo wird seit Wochen immer wieder von der syrischen Luftwaffe, unterstützt von Russland, bombardiert.

Syrien-Krieg: Schande für die Welt?

"Gigantische Todeszone"

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) erklärte, der "willkürliche Beschuss" belagerter Viertel in Aleppo habe "ein Blutbad unter den Zivilisten angerichtet". "Die Bomben prasseln wie Regen aus den Flugzeugen der Militärkoalition der syrischen Regierung auf die Menschen herunter. Ganz Ost-Aleppo ist zu einer gigantischen Todeszone geworden", heißt es in einer Presseklärung von MSF. Syriens Regierung müsse die willkürlichen Angriffe stoppen, forderte die Ärzteorganisation. Ihr Verbündeter Russland sei in der Pflicht, den nötigen Druck auszuüben.

wl/sti (dpa, afp, rtr)