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Politik

NGOs: Systematische Folter in Kaschmir

20. Mai 2019

Zwei indische Menschenrechtsorganisationen haben dem Staat Folter von Zehntausenden Menschen im indischen Teil Kaschmirs vorgeworfen. Es sei zu mindestens 40 Todesfällen gekommen. Nun sollen die UN ermitteln.

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Indien Kaschmir Srinagar
Indische Soldaten in Srinagar, der Hauptstadt des indisch kontrollierten Teil KaschmirsBild: Imago Images/Pacific Press/M.I. Bhat

Zehntausende Menschen im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs sollen in den vergangenen drei Jahrzehnten gefoltert worden sein, so ein Bericht der Zivilgesellschaftlichen Koalition Jammu-Kaschmir (JKCCS) und der Vereinigung der Eltern verschwundener Personen (APDP). Mindestens 40 Menschen seien dabei getötet worden. Vertreter der indischen Regierung wollten den Bericht nicht kommentieren, sondern ihn zunächst genau auswerten. 

Bürgerkrieg und internationaler Konflikt

Der Bericht erscheint anlässlich des 30. Jahrestages des Aufstands von Rebellen gegen die indische Verwaltung in Kaschmir und wurde von der JKCCS auch auf Twitter geteilt. Der Konflikt in der mehrheitlich muslimischen Region hat seit 1989 ungefähr 70.000 Menschen das Leben gekostet. Die Region im Himalaya ist seit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt. Beide Länder beanspruchen die gesamte Region für sich und haben schon zweimal deswegen gegeneinander Krieg geführt.

Die Geschichte eines Attentäters

Brutalste Methoden

Während frühere Skandale um US-Gefängnisse in Guantanamo Bay und im irakischen Abu Ghraib internationale Aufmerksamkeit erregt hätten, bleibe die Folter in Jammu und Kaschmir verborgen, obwohl ihr Zehntausende Zivilisten ausgesetzt gewesen seien, heißt es in einer Erklärung der beiden Gruppen. Der 560-Seiten starke Bericht listet Water-Boarding, Schläge mit Eisenstangen und Ledergürteln, Schlafentzug sowie Elektroschocks auch in die Genitalien als Foltermethoden auf. Damit hätten sich reguläre Armee, Paramilitärs und Polizei Zivilisten und aufständische Kämpfer gefügig gemacht. Immer wieder sei es dabei zu Todesfällen gekommen. Zuletzt sei der 29-jährige Schulleiter Rizwan Pandith im März von einer Spezialeinheit der Polizei zu Tode gefoltert worden. 

Indisch-pakistanische Spannungen

UN-Engagement gefordert

Nach zehnjähirger Recherche für den Bericht forderten die Menschenrechtsrechtsgruppen nun eine internationale Untersuchung der Vorfälle unter der Leitung des UN-Hochkommissars für Menschenrechte. Auch drängten sie die indische Regierung, die UN-Konvention gegen Folter zu ratifizieren. Bisher hat die Regierung die Konvention nicht unterzeichnet und verweigert UN-Ermittlern den Zugang zu Kaschmir. Schon 2018 hatten die UN einen Bericht veröffentlicht, der indische Truppen der Folter beschuldigt. Aber die Regierung erkannte den Bericht nicht an und nannte ihn "tendenziös und irreführend".

pb/stu (ap, afp)