Merkel eröffnet das Weltwirtschaftsforum in Davos
25. Januar 2006Die globalen Herausforderungen können nur mit kreativen Ideen bewältigt werden, heißt es dazu aus Veranstalterkreisen des Weltwirtschaftsforums, das von Mittwoch bis Sonntag (25.-29.1.) im Schweizer Wintersportort Davos stattfindet.
Merkel als einzige G8-Repräsentantin
Vor allem internationale Wirtschaftsthemen sollen erörtert werden. Merkels Eröffnungsrede kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weil sie als einzige Spitzenpolitikerin ein führendes Land der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) repräsentiert.
Insgesamt werden 14 Staats- und Regierungschefs erwartet, so etwa der afghanische Präsident Hamid Karsai, der irakische Ministerpräsident Ibrahim Dschafari und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf. Die Wirtschaft ist mit mehr als 730 Unternehmenschefs vertreten und damit so stark wie nie zuvor. Insgesamt haben sich über 2300 Teilnehmer angemeldet.
Themen von Atomstreit bis Weltwirtschaft
Hauptthemen des von bis zu 6500 Soldaten der Schweizer Armee geschützten Weltwirtschaftsforums sind die aufstrebenden Volkswirtschaften von China und Indien, die Arbeitslosigkeit und Energiefragen.
An politischen Themen dürften neben dem Terrorismus etwa die Lage im Nahen Osten oder in Afghanistan im Mittelpunkt stehen. Auch der Atomstreit mit dem Iran dürfte zur Sprache kommen, denn es werden führende Politiker aller Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates vertreten sein. Auch der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed el Baradei, ist in Davos.
Erstmals wird es auf dem vom deutschen Professor Klaus Schwab gegründeten Forum auch um die Rolle des Sports im Zusammenhang mit internationaler Politik gehen. Dazu werden unter anderem UN-Generalsekretär Kofi Annan, FIFA-Präsident Joseph Blatter sowie IOC-Präsident Jacques Rogge vertreten sein. Die Riege der Vertreter der leichten Muse führen der Rocksänger Bono und der Musiker Peter Gabriel sowie die Schauspielerin Angelina Jolie an.
Gegenveranstaltung der Globalisierungskritiker
Zeitnah zum Weltwirtschaftsforum in Davos findet das Weltsozialforum statt. Es tagte erstmals 2001 im brasilianischen Porto Alegre und versteht sich als offene Plattform sozialer Bewegungen. Das Forum entstand als Gegengipfel zum Weltwirtschaftsforum in Davos, das als elitärer Club der Konzern- und Regierungschefs kritisiert wird.
Während der erste Teil des Weltsozialforums in Bamako (Mali) unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" am Montag (23.1.) zu Ende ging, trafen am Dienstag (24.1.) die ersten 1000 Teilnehmer zum zweiten Teil in der venezolanischen Hauptstadt Caracas ein.
Im Mittelpunkt des Treffens stehen Themen wie Machtpolitik, Krieg, soziale Emanzipation, kulturelle Vielfalt und wirtschaftliche Alternativen. Als Gast wird auch der linksgerichtete Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, erwartet.
Gegengipfel zum Gegengipfel
Zeitgleich findet in Caracas ein alternatives "amerikanisches Forum" statt. Dessen Organisatoren erklärten, das Weltsozialforum sei kein "pluralistisches unabhängiges, offenes und selbstverwaltetes" Treffen mehr. In der Vergangenheit wurde das Auftreten von Regierungschefs wie Chávez häufig kritisiert. Auch der brasilianische Präsident Luis Inácio da Silva, genannt Lula, war häufig zu Gast. (je)