Merkel fordert schnellere Armutsbekämpfung
18. September 2010Bis 2015 soll die Armut auf der Welt halbiert werden - so sehen es jedenfalls die "Millenniumsziele" der Vereinten Nationen vor. Doch davon ist die Welt noch weit entfernt. 925 Millionen leiden derzeit nach UN-Angaben an Hunger. Das sind zwar 100 Millionen weniger als noch im Vorjahr, aber das Ziel, die Zahl der Armen auf 500 Millionen zu halbieren, ist längst nicht erreicht.
Dass die Zahl der Hungernden gesunken ist, sei eine gute Nachricht, findet auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Doch man müsse "schneller werden", forderte sie in ihrer wöchentlichen Videobotschaft am Samstag (18.09.2010). "Schon heute ist absehbar, dass nicht alle Ziele erreicht werden können", sagte Merkel. Trotzdem sei in den nächsten fünf Jahren "noch vieles zu schaffen". Deutschland werde trotz des Sparzwangs im Bundeshaushalt die Ausgaben für Entwicklungshilfe nicht kürzen.
Entwicklungshelfer fordern Aktionsplan
Am Sonntag reist Merkel zum Gipfel der Vereinten Nationen nach New York, bei dem die wieder Armutsbekämpfung Hauptthema ist. Dort wolle sie in Gesprächen mit verschiedenen Ländern erfahren, "wie unsere Entwicklungshilfe ankommt und was wir noch besser machen müssen, um die nötigen Erfolge zu erreichen und die Ziele auch wirklich zu realisieren". Es gehe darum, wie das Geld ausgegeben werde und hier um "Hilfe zur Selbsthilfe", nicht die Weiterentwicklung einer Hilfsindustrie.
Entwicklungshilfeorganisationen fordern von dem UN-Gipfel konkrete Zusagen. Nötig sei ein Aktionsplan, der Entwicklungsländer und Industriestaaten gleichermaßen in die Pflicht nehme, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann. Nur so könnten die Millenniumsziele noch erreicht werden.
Die "Millenniumserklärung" war am 18. September 2000 von den 189 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet worden. Zu den Zielen der Erklärung gehören unter anderem der Kampf gegen Armut, Hunger, Krankheiten und Bildungsmangel. Die Erklärung sei eine "Sammlung schöner Worte ohne konkrete Handlungsvereinbarungen mit Zeitzielen", kritisierte Caritas-Präsident Peter Neher im Vorfeld des UN-Gipfels.
Autor: Michael Borgers (dpa, epd, dapd)
Redaktion: Dirk Eckert