Metz und Loewe
13. August 2013Die deutschen Fersehhersteller Metz (Foto oben: Seniorchefin Helene Metz) und Loewe haben schon bessere Tage erlebt - vor allem bei Loewe wachsen die Probleme. Seit Monaten verlassen fast nur noch Hiobsbotschaften über drastisch schrumpfende Verkaufszahlen und finanzielle Engpässe das Haus.
Vor einigen Wochen hat das Unternehmen ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt, ihr wird aber per Gericht eine Art Verwalter zur Seite gestellt. Rund drei Monate müssen sich die Gläubiger in dieser Phase mit ihren Ansprüchen gedulden. Es bleibt also nicht viel Zeit zur Rettung des verschuldeten Traditionsunternehmens Loewe, das in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag begeht.
Eine Branche in der Krise
Fast 10 Millionen Fernsehgeräte wurden 2012 in Deutschland verkauft. Doch der Wettbewerb ist ruinös, die asiatischen Hersteller werfen immer neue Produkte auf den Markt, bei gleichzeitig rapide sinkenden Preisen. Es ist ein radikaler Kampf um Kunden, den sich die asiatischen Hersteller eigentlich gar nicht leisten können. Sony befindet sich seit Jahren in der Krise, Samsung ermöglicht allein das florierende Geschäft mit Smartphones den Verdrängungskampf auf dem Fernsehmarkt.
Und auch die verbliebenen beiden deutschen Traditionshersteller Loewe und Metz, die beide in Franken heimisch sind, spüren den Wettbewerbsdruck. Der Durchschnittspreis für ein verkauftes Fernsehgerät liegt derzeit bei rund 600 Euro. Für die Produkte von Loewe und Metz muss der Käufer wesentlich mehr berappen. "Nach einem wirklich guten ersten Halbjahr 2012 ist die Markennachfrage einfach drastisch zurückgegangen", sagt Norbert Kotzbauer, Geschäftsführer des Familienunternehmens Metz.
Ein jahrzehntelanger Konkurrenzkampf
Roland Raithel, Pressesprecher von Loewe, ordnet die derzeitige Krise der Hersteller von Unterhaltungselektronik ein: "Das ist eine Entwicklung, die sich über Jahrzehnte erstreckt. Die erste krisenhafte Erscheinung kam ja schon Mitte bis Ende der 1970er Jahre auf." Damals drängten japanische Unternehmen auf den europäischen und deutschen Markt, ihnen folgten später koreanische Hersteller und mittlerweile chinesische. "Der Wettbewerb war deshalb so heftig, weil die asiatischen Unternehmen mit ganz anderen Preisen am Markt agieren konnten. Und dann technologisch auch stark aufgeholt haben. Heute ist es beispielsweise so, dass weltweit alle Displays in Asien gefertigt werden", erklärt Roland Raithel.
Zunächst trugen die deutschen Unternehmen und ihre asiatischen Mitbewerber den Konkurrenzkampf noch über den Preis aus. Doch bald änderten sie ihre Strategie. "Die Antwort der europäischen Hersteller und vor allem von Loewe war es, mit bester Qualität, mit Design und innovativen Technologien bei sehr hochwertigen Geräten die Nase vorn zu haben", erläutert Roland Raithel.
Der Untergang der deutschen Unterhaltungselektronik
Einst schmückten auch andere Namen den Markt für Unterhaltungselektronik: Nordmende, Saba, Telefunken und vor allem Grundig, ein deutsches Unternehmen, das wie kaum ein anderes für das sogenannte "Wirtschaftswunder" stand. In den 1950er Jahren war die Firma unter ihrem Gründer Max Grundig Europas größter Hersteller von Rundfunkgeräten. Noch in den 1970er Jahren zog Grundig im fränkischen Nürnberg die größte Fabrik für Fernseher in Europa hoch. Wo früher weit über 10.000 Menschen arbeiteten, sind es heute keine 200.
Nach jahrelangem Siechtum ging Grundig 2003 endgültig in die Insolvenz - der Markenname gehört heute einem türkischen Konzern. Wie Grundig erging es auch anderen deutschen Traditionsmarken. Lediglich Loewe und Metz sind von den großen alten Namen noch übrig. - gewissermaßen die letzten ihrer Art. "Die Marke Metz steht für Qualität und damit auch für Vertrauen. Wer ein Produkt von Metz kauft, der weiß, dass er hier bei uns einen angemessenen Gegenwert bekommt," sagt Metz-Geschäftsführer Norbert Kotzbauer.
Überleben durch Wandel
Für Loewe gibt es mittlerweile Hoffnung. "Mit dem chinesischen Unterhaltungskonzern Hisense haben wir eine strategische Partnerschaft begründet mit Synergien im Einkauf, für die Entwicklung, die Produktion und den auch den Vertrieb", so Roland Raithel. Künftig sollen auch preisgünstigere Geräte bei Loewe produziert werden - und höhere Verkaufszahlen das Unternehmen stabilisieren. Vielleicht zeichnet sich aber bereits die nächste größere Krise für die Fernsehhersteller ab. "Was dem TV-Gerätemarkt in letzter Zeit zu schaffen macht, ist die Konkurrenz durch Tablet-Computer", sagt Roland Raithel.
"Der Fernseher hat heute immer noch seine Bedeutung", meint Nobert Kotzbauer. "Die Art der Nutzung wird eine andere, als wir sie vor zehn oder zwanzig Jahren hatten. Der Kunde möchte sein Fernsehprogramm selbst gestalten, er möchte etwas auf der Festplatte aufzeichnen oder er möchte etwas über Video-on-Demand ansehen." Die Konsequenz: "Der Fernseher muss eben mit anderen Medien zusammenspielen können. Er muss sich verändern!"
Die Traditionshäuser Loewe und Metz müssen ihre Fähigkeit zur Veränderung schnellstens unter Beweis stellen - sonst werden sie wie die vielen anderen deutschen Hersteller vom Markt verschwinden.