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Hoffnung für das Klima

29. Januar 2010

Nach dem gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen hoffen nur noch wenige auf einen Durchbruch beim nächsten Gipfel in Cancun. Zu Unrecht. Das versuchen Klima-Experten auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos klar zu machen.

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Blick auf Davos (Foto: dpa)
Im winterlichen Davos fiel es den Teilnehmern nicht schwer, über die Erderwärmung zu debattierenBild: picture-alliance/ dpa

Sprechen die Experten in Davos über Kopenhagen, dann steigt im Konferenzsaal die Raumtemperatur. Denn auch fast zwei Monate nach der großen Klimakonferenz sind alle noch verärgert über das magere Ergebnis: Eine schaumweiche Erklärung, die von der internationalen Gemeinschaft "zur Kenntnis genommen wurde". Und das, obwohl die Konferenz monate-, ja jahrelang vorbereitet wurde.

Die Hoffnungen, dass beim nächsten großen Klimatreffen Ende des Jahres im mexikanischen Cancun mehr rumkommt, die sind entsprechend gering. Der Drive ist einfach raus aus der Klimadebatte, klagen viele NGOs und Vertreter aus Entwicklungsländern. Aber dagegen hilft nur eines, sagt der oberste Klimaschützer, Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats: "Das beste Mittel gegen einen Kater ist ein anderer Drink."

Es war nicht alles schlecht in Kopenhagen

Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats (Foto: AP)
Yvo de Boer, Chef des UN-KlimasekretariatsBild: AP

Und diesen Konter-Drink haben die zurzeit wichtigsten Klimapolitiker auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos genommen. Immer wieder betonten de Boer und seine Kollegen: Es war nicht alles schlecht in Kopenhagen: "Eine Kerngruppe von Ländern hat eine politische Erklärung verabschiedet, in der ein maximaler Temperaturanstieg festlegt und finanzielle Zusagen gemacht wurden."

Und außerdem hätten endlich auch notorische Klimaskeptiker wie die USA den Verhandlungen beigewohnt. Das Ziel war aber ein ganz anderes gewesen: eine rechtsverbindliche Erklärung, die für jedes Land konkrete Reduktionsziele vorgibt - das macht Shyam Saran, der Klimaberater des indischen Premiers noch mal deutlich: "Die vier größten Entwicklungsländer wollten ein gemeinsames, verbindliches Ergebnis in Kopenhagen. Dass wir das nicht erreicht haben, liegt auch daran, dass die Klima-Frage mit politischen Fragestellungen vermischt wurde."

Vorschusslorbeeren für den nächsten Gastgeber

Mexikos Staatspräsident Felipe Calderon (Foto: dpa)
Mexikos Staatspräsident Felipe Calderon will den Geist der Zusammenarbeit beschwörenBild: picture-alliance/ dpa

Den Geist der Zusammenarbeit muss jetzt Mexikos Staatspräsident Felipe Calderon aufleben lassen. In Davos bekommt er von allen Seiten Vorschusslorbeeren - was man auch als Seitenhieb an die dänischen Verhandlungsführer in Kopenhagen werten kann. Deren Konferenz-Management wurde von vielen als total chaotisch kritisiert.

Mexikos Staatspräsident hat sich erst mal vorgenommen, das Vertrauen wieder herzustellen zwischen den Parteien, die in Kopenhagen fast im Streit auseinander gegangen sind. Er wolle alle Stimmen hören und alle Länder an einen Tisch bringen. "Ich will versuchen, einen Verhandlungsmodus zu finden, in dem wir das ganze Jahr zusammenarbeiten können", sagt Felipe Calderon.

Wie das gehen soll, hat er in Davos angedeutet: Calderon will in den nächsten Wochen mit regelmäßigen Video-Konferenzen mit Regierungschefs und Unterhändlern beginnen, um so die unterschiedlichen Interessen auszuloten. Calderon hat noch mal klar gemacht, wobei es bei solchen Konferenzen eigentlich geht: um knallharte ökonomische Interessen. Denn Klima-Maßnahmen kosten erstmal Geld, selbst wenn sie sich irgendwann - auch wirtschaftlich auszahlen sollten. Sein Vorschlag deshalb: "Wir müssen einen ökonomischen Mechanismus finden, der die richtigen Anreize für Klimainvestitionen schafft in den Industrie- wie Entwicklungsländern."

Mit gutem Vorbild voran

Bis es in Cancun oder ein paar Konferenzen später einen verbindlichen Klima-Pakt gibt, schreiten manche Länder erstmal allein voran. Von den Europäern ist das bekannt, vom Mexiko eigentlich nicht. Doch der Klima-Gastgeber will ein gutes Vorbild sein, und präsentiert in Davos eine ellenlange Liste eigener Klima-Maßnahmen: "Wir werden unsere Emissionen bis 2020 um 30 Prozent reduzieren. Wir gehen gegen Entwaldung vor, wir reformieren unsere Industrie, wir investieren in umweltfreundliche Infrastruktur."

Auch das wird von den anderen begeistert zur Kenntnis genommen. Mexikos Präsident könnte die Verhandlungen tatsächlich voranbringen, sagen viele in Davos. Wenn nicht, so der Präsident, wäre es jedenfalls nicht ganz so schlimm wie bei der letzten Konferenz:"Es gibt nur geringe Erwartungen an Cancun - und ich bevorzugen geringe Erwartungen."

Autor: Manfred Götzke
Redaktion: Zhang Danhong