Langes Warten auf die Rettung
8. Mai 2018Betroffen von den stundenlangen Verzögerungen waren mehr als 100 Migranten. Die Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Proactiva Open Arms kritisierten, die Flüchtlinge hätten gut einen Tag warten müssen, bevor sie auf das größere Rettungsschiff "Aquarius" umsteigen konnten.
Bürokratie baut Hindernisse auf
Die italienische Küstenwache bestätigte den Transfer, teilte aber nicht mit, ob die Migranten nach Italien gebracht werden dürfen. Zuvor hatte es ein bürokratisches Hin und Her zwischen der Seenotrettungsleitstelle in Rom und Behörden in Großbritannien, unter dessen Flagge die Retter fahren, gegeben. Bereits im März war einem Rettungsschiff der spanischen NGO Proactiva mit mehr als 200 Menschen an Bord zeitweise die Einfahrt in einen sicheren Hafen in Europa verweigert worden.
Für die nun erfolgte Rettung der mehr als 100 Menschen sei eigentlich die libysche Küstenwache zuständig gewesen, teilte die italienische Küstenwache mit. Angesichts der kritischen Situation habe Proactiva - entgegen einer Anweisung - die Rettung aber selbst durchgeführt. Die libysche Küstenwache wies den Vorwurf zurück, sie habe ihre Aufsichtspflicht verletzt. Man habe rund 500 Migranten abgefangen. Sie hätten sich auf seeuntüchtigen Booten befunden und seien zurück nach Libyen gebracht worden.
Der UNHCR-Sondergesandte für das zentrale Mittelmeer, Vincent Cochetel, schrieb auf Twitter: "Das Anlanden in Italien kann nicht die einzige Antwort bleiben. Andere Länder auf beiden Seiten des Mittelmeers müssen die Verantwortung teilen."
Frontex: Hoher Migrationsdruck
Nach einer aktuellen Studie der europäischen Grenzschutzagentur Frontex kommen auf den Mittelmeerrouten überwiegend Männer nach Europa. Auf der zentralen Route nach Italien reisten lediglich bis zu 20 Prozent der Migranten mit Familie, so Frontex-Direktor Fabrice Leggeri. Er forderte eine weitere Aufstockung des Grenzschutzes und konsequente Abschiebungen.
Der Migrationsdruck werde auch weiter hoch bleiben, so der Frontex-Chef. Im Nahen Osten gebe es viele Schutzbedürftige und in Afrika viele Wirtschaftsmigranten, die in Europa ein besseres Leben suchen wollten.
haz/wa (dpa, rtr)