Milch - gesund oder schädlich?
30. Mai 2016Wie viel Milch trinken die Deutschen?
Der Deutsche verzehrt im Durchschnitt etwa 90 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse im Jahr. Dazu gehören Milch, aber auch Käse und Butter. 2013 waren es laut Milchindustrie-Verband in Deutschland 90,7 Kilogramm pro Kopf.
Etwa 53 Kilogramm (oder Liter) davon entfielen auf Frischmilch - also das, was wir zum Frühstück trinken oder ins Müsli gießen. Außerdem aß jeder Deutsche 2013 im Schnitt knapp 24 Kilogramm Käse und sechs Kilogramm Butter. Um die Menge zu verstehen, kann man sie sich zum Beispiel in Butterpaketen vorstellen - bei sechs Kilogramm sind das 24 der handelsüblichen 250 Gramm-Packungen.
Und der Rest der EU?
In Irland ist der pro-Kopf-Verbrauch von Milch noch wesentlich höher. Ein Ire trank 2013 im Durchschnitt mehr als 142 Liter Milch. Das besagt eine Statistik des Instituts Eurostat der Europäischen Kommission. Demnach lag der Durchschnitt in den 28 Mitgliedstaaten der EU 2013 bei 65 Litern Milch pro Person. Mit ihren rund 53 Litern pro Kopf liegen Deutsche deutlich darunter.
In all diesen Statistiken geht es übrigens um Kuhmilch. Soja- oder Mandelmilch, die man mittlerweise selbst bei Discountern in den Regalen findet, sind hier nicht mit eingerechnet.
Was tut Milch uns gutes?
Glaubt man der Milchindustrie, dann sollte man sich von all der "nicht-tierischen" Milch fernhalten. Mandel und Soja könnten schließlich nicht all die Nährstoffe ersetzen, die Kuhmilch zu bieten hat. Am bekanntesten ist Milch als Kalzium-Lieferant. Von dem Mineralstoff liefert Milch mehr als jedes andere Lebensmittel. Kalzium ist zum Beispiel für den Aufbau von Knochen und Zähnen wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, jeden Tag etwa ein Gramm Kalzium zu sich zu nehmen, zum Beispiel in Form von einem Viertelliter Milch oder zwei Scheiben Emmentaler Käse.
Ist Milch also unabkömmlich?
Nicht unbedingt. "Eine gesunde ausgewogene Ernährung mit viel pflanzlichen Lebensmitteln, mit wenig oder gar keinen Milchprodukten, kann die Kalziumbilanz ebenso sichern", sagte Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin am Else-Körner-Fresenius-Zentrum der Technischen Universität München, der Wochenzeitung "Die Zeit". Kalzium ist beispielsweise auch in bestimmten Mineralwassern, in Brokkoli und in Hülsenfrüchten wie zum Beispiel Bohnen, Erbsen und Linsen enthalten.
Studien besagen im Übrigen, dass Kalzium nicht das Knochen-Wundermittel ist, für das es ursprünglich gehalten wurde. Ob ein Mensch Osteoporose, also die Krankheit der brüchigen Knochen, entwickelt, hängt nicht nur davon ab, wie viel Kalzium er zu sich nimmt, sondern beispielsweise auch davon, wie viel er sich bewegt. Eine Studie der Harvard Medical School zeigte sogar, dass Vitamin D - und nicht Kalzium - das Risiko für Osteoporose-bedingte Knochenbrüche senkt. Vitamin D hilft im Dünndarm, das Kalzium überhaupt erst in den Körper aufzunehmen.
Wo liegen die Risiken?
Zunächst einmal darin, dass Milch kein pures Naturprodukt ist. Die normale Milch aus dem Supermarkt ist wärmebehandelt und homogenisiert, damit sie länger haltbar ist. Dadurch kann das Milchfett vom Körper komplett verdaut werden und macht so dick.
Ein weiteres Problem: Kühe müssen heute so viel Milch geben, dass sie oft unter gesundheitlichen Problemen leiden und dagegen Antibiotika bekommen. Medikamentenrückstände können sich dann in der Milch niederschlagen und letztendlich für gefährliche Resistenzen bei Menschen sorgen.
Milchgegner machen das Getränk auch für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich, von Krebs bis Mandelentzündung. Einige Studien weisen zum Beispiel darauf hin, dass Milchkonsum das Risiko erhöht, an Prostata- oder Eierstockkrebs zu erkranken. "Bislang gibt es Hinweise, aber keine ausreichenden Beweise dafür, dass Milchverzehr die Entstehung dieser Krebsarten begünstigt", so Jürgen Schrezenmeir von der Bundesanstalt für Milchforschung in der "Zeit".
Für Milchtrinker besteht also nach dem jetzigen Forschungsstand kein Grund zur Panik.