Militärführer Haftar nimmt Bengasi ein
Viele Jahre war die libysche Hafenstadt Bengasi umkämpft. Nun hat der umstrittene General Haftar die "Befreiung" der Stadt verkündet - eine ungewisse Zukunft für die Menschen beginnt.
Machtwechsel
Ein Panzer rollt vorbei an zertrümmerten Häusern, der Soldat hat die Hände zur Siegerpose erhoben. Machtwechsel in Bengasi: Die ostlibysche Stadt ist nach jahrelangen Kämpfen von der so genannten Libyschen Nationalarmee unter General Chalifa Haftar eingenommen worden. Haftar verkündete in einer Fernsehansprache die "totale Befreiung" der Stadt.
Eine Stadt in Trümmern
Bengasi sei nach einem Kampf von mehr als drei Jahren " vom Terrorismus befreit" worden, sagte Haftar weiter. Die Hafenstadt war 2011 Ausgangspunkt des Aufstandes gegen Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi. In dem ölreichen nordafrikanischen Land herrschen seit Gaddafis Sturz Bürgerkrieg und Chaos. Drei Regierungen und etliche Milizen konkurrieren um die Macht.
Mehr Macht für Chalifa Haftar
Chalifa Haftar steht an der Spitze der selbst ernannten Libyschen Nationalen Armee (LNA). Haftar kontrolliert mittlerweile große Teile von Libyens Osten und ist mit der dort ansässigen Regierung verbündet. Die international anerkannte Einheitsregierung lehnt er ab.
Im zweiten Anlauf
Es ist ein später Sieg: Militärführer Haftar hatte bereits im Frühjahr 2014 eine Offensive gestartet, um Bengasi zurück zu erobern. Die Hafenstadt befand sich damals in der Hand von Dschihadisten, darunter Vertreter der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der Al-Kaida-nahen Gruppe Ansar Ascharia.
Posieren für die Kamera
Nach dem Sieg ein Selfie: Die Kämpfer der Libyschen Nationalen Armee (LNA) freuen sich offensichtlich über ihren Sieg. Die Stadt Bengasi hatte in den vergangenen Jahren unter dem Bürgerkrieg heftig gelitten. Weite Teile der Stadt wurden zerstört, viele Menschen sind auf der Flucht oder vom Hunger bedroht.
Ein Land im Chaos
Seit dem Sturz von Libyens langjährigem Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht Chaos. Trotz Einheitsregierung werden weite Teile des Landes weiter von bewaffneten Milizen kontrolliert. Der Streit zwischen ihnen und der Regierung verhindert auch einen erfolgreichen Kampf gegen Schlepperorganisationen.
Drehscheibe nach Europa
Libyen ist wichtig für Deutschland: Weil eine zentrale staatliche Gewalt fehlt, wurde das Land zu einer Drehscheibe der Schlepperindustrie. Die meisten Migranten und Flüchtlinge treten von hier aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa an.
Ungewisse Zukunft
Ein Panzer von Haftars Brigaden steht vor der Stadt. Welche Zukunft Bengasi erwartet, ist ungewiss. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel appellierte vor rund einem Monat bei einem Besuch in Libyen auch an Militärführer Haftar. Dieser solle sich dem Dialog mit der Zentralregierung nicht verweigern. "Nur dann besteht eine Chance auf Ordnung und Staatlichkeit", so Gabriel.