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Mission Deeskalation

Najima El Moussaoui13. Oktober 2012

Was, wenn sich der Konflikt zwischen der Türkei und Syrien noch verschärft? Diese Sorge trieb einige Diplomaten als Schlichter in die Türkei - darunter Bundesaußenminister Guido Westerwelle.

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Bundesaußenminister Westerwelle zusammen mit seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu und dem Syrienbeauftragte der UN, Lakhdar Brahimi in Istanbul (Quelle: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auf dem Rückflug von seiner Chinareise nach Deutschland machte Westerwelle einen Zwischenstopp in Istanbul. Er traf dort den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu (rechts im Bild) und mahnte ihn, die Türkei möge ihre "besonnene Haltung" gegenüber Syrien fortsetzen. Zugleich bekundete er: "Die Türkei steht nicht allein, sondern hat auch die Solidarität der Bundesregierung".

Westerwelle stärkt Türkei den Rücken

Sein türkischer Amtskollege bedankte sich, stellte jedoch zugleich klar, das die Türkei "selbstverständlich" ohne Zögern zurückschlagen werde, wenn Syrien erneut die türkische Grenze verletze. Er erinnerte an die Beistandspflichten der NATO-Partner: "Die türkische Grenze habe denselben Stellenwert wie die norwegische Grenze", sagte Davutoglu.

Rüstungsstreit zwischen Syrien und der Türkei

Der Konflikt zwischen den beiden Ländern eskalierte, nachdem in einem türkischen Grenzort syrische Geschosse eine türkische Mutter und ihre vier Kinder getötet hatten. In den vergangenen Tagen spitzte sich die Lage weiter zu.

Am Mittwoch stoppte die Türkei dann ein aus Moskau kommendes syrisches Passagierflugzeug in Ankara. Nach türkischer Darstellung hatte der Airbus russische Waffentransporte für Syrien geladen. Russland dementierte, es habe sich lediglich um eine legale Lieferung von Radarteilen gehandelt.

Ein Flugzeug der Syrian Air, dass in Ankara zur Landung gezwungen wurde (Quelle: dpa)
Die Türkei zwang dieses syrische Flugzeug zur Landung in Ankara: Es soll Militärgüter geladen habenBild: picture-alliance/dpa

In diesem Fall stellte sich der deutsche Bundesaußenminister auf die Seite der Türkei: Das Land "muss nicht erdulden, dass Waffen durch den eigenen Luftraum nach Syrien geschafft werden. Wenn eine solche Lage für uns Deutsche eingetreten wäre, hätten wir genauso gehandelt." Er warnte jedoch vor einem Stellvertreterkrieg, der die ganze Region anstecken könnte.

Erdogan hält Vereinte Nationen für handlungsunfähig

Auch der internationale Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahimi war in Istanbul. Er traf neben dem Außenminister auch Staatspräsident Abdullah Gül. Brahimi, der seit dem 1. September Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien ist, tritt für eine politische Lösung des Konflikts ein und lehnt einen Militäreinsatz ab.

Vor Brahimis Ankunft hatte die Regierung in Ankara den Vereinten Nationen Handlungsunfähigkeit vorgeworfen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte, mit Blick auf Russland und China, die Blockadepolitik einzelner Mitglieder im UN-Sicherheitsrat. Die beiden Länder hatten mehrfach durch ihr Veto Sanktionen gegen Syrien verhindert. Wie vor 20 Jahren auf dem Balkan würden die UN dem Morden tatenlos zusehen, wetterte Erdogan. Rund 33.000 Menschen, darunter etwa 24.000 Zivilisten, sind laut Angaben der syrischen Opposition in den vergangenen 19 Monaten in Syrien getötet worden.

Syrien kommt auf die Türkei zu

Unterdessen will Syrien offenbar die Spannungen mit der Türkei eindämmen. Das syrische Außenministerium wünscht sich einen gemeinsamen Sicherheitsausschuss, der die Grenze schützen und zugleich die Souveränität beider Länder wahren soll.

nem/qu (dpa, rtr)