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Die Hovercraft-Fähre

Hagen Tober23. März 2013

Wenn vor Finnland die Ostsee zugefroren ist, haben die Inselbewohner ihre Not. Wie kommt man ohne Fähre zum Festland? Die Reederei NFC geht jetzt einen anderen Weg - mit Luftkissenboot.

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Hovercraft (Foto: DW)
Bild: DW

Finnland, das Land der 1000 Seen und Inseln: Wobei das stark untertrieben ist. Insgesamt zählt man in dem nordeuropäischen Land rund 188.000 Seen und etwa 123.000 Inseln. 50.000 davon sind die sogenannten Schären. Die Inseln, die der Küste Finnlands in der Ostsee vorgelagert sind. Hier leben rund 33.000 Finnen. Die einzige Verbindung zum Festland sind von einigen Brücken abgesehen die Fähren und privaten Boote. Und die haben im Winter, wenn die Ostsee zugefroren ist keine Möglichkeit auszulaufen.

Fährmann hol über

Wir stehen im sogenannten Turkuer Archipel an einer Fährstation auf dem Festland. Unser Ziel eine der bewohnten Schäreninseln. Dort wollen wir bei einem Insulaner Filmaufnahmen drehen. Doch die Ostsee ist zugefroren, der Fährbetrieb eingestellt. Guter Rat ist teuer. Hartgesottene Finnen machen sich gern mal zu Fuß auf den Weg übers Eis, ein Marsch von ein bis zwei Stunden, je nach Entfernung der Insel. Das ist gefährlich, denn die Ostsee arbeitet und das Eis ist nicht überall gleichmäßig dick zugefroren.

Plötzlich schält sich am Horizont aus dem Weiss des verschneiten Eises eine Schneewolke, die mit großer Geschwindigkeit auf uns zu rast. Ein tiefes Brummen begleitet die Szenerie, es wird immer lauter und wir erkennen ein Luftkissenboot, das auf uns zu hält.

Hovercraft in Finnland - Auf Luftkissen übers Eis

Coole Idee in der kalten Jahreszeit

Die Nordic Fjord Line, eine von mehreren Fährunternehmen, die zwischen dem finnischen Festland und den Schären Verbindungen betreibt, hat für das Eisproblem eine Lösung gefunden. Das Unternehmen kaufte in Russland zwei Hovercraft zum Stückpreis von 120.000 Euro, verpasste den Luftkissenfahrzeugen einen neuen Anstrich in den Farben der Reederei und setzte sie im Turkuer Archipel auf's Eis. Sämtliche Fährverbindungen befinden sich in Finnland in staatlicher Hand.

Passagiere zahlen nichts

Alle vier Jahre werden die Linien neu ausgeschrieben, Reedereien mit innovativen Ideen und wirtschaftlichen Preisen haben die Chance im Rennen um die begehrten Linien ganz vorn zu sein. Begehrt deshalb, weil der finnische Staat für den Betrieb der Fährverbindungen einen monatlichen Festpreis zahlt, egal wie viele Passagiere befördert werden. Für die Reedereien auf vier Jahre ein fest kalkulierbarer Posten. Die Nutznießer sind die Insulaner, die zahlen keinen Cent für die Fahrten. Auch das Hovercraft ist für Passagiere kostenlos.

Einzige Bedingung für eine Passage: die Insulaner müssen eine Fahrt vorher telefonisch anmelden. So sollen unnötige Umwege mit dem Hovercraft eingespart werden. Und apropos Sparen, das Hovercraft ist im Betrieb nicht teurer als eine normale Fähre.

Verspätete Abfahrt

Heute kommt das Luftkissenboot mit Verspätung an. Der Grund, die Fährleute mussten sich an einem Noteinsatz beteiligen. Ein Elch wollte über´s Eis zu den Schären laufen und war eingebrochen. Das Ostseeeis ist gefährlich, das Hovercraft dagegen sicher. Für den Transport von Wildtieren ist das Fahrzeug allerdings nicht vorgesehen, die sollten sich auf ihre Nase und den Instinkt verlassen. Auch wenn mit dem Hovercraft Hilfe schnell herbei eilen kann.

Elch in Not (Foto: NFC)
Elch in Not: Was eben so passiert in Finnland...Bild: NFC

Wir gehen an Bord. Bei einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h sind wir in knapp 10 Minuten an unserem Drehort.